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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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Er hielt seine Angst fest in seinem Innern verschlossen, aber ich konnte sie dennoch spüren. » Ich weiß nicht, wohin sie gegangen ist. Ich kann sie allerdings spüren. Es ist seltsam, es ist, als wäre sie ganz in der Nähe, aber zugleich auch irgendwie weit entfernt.« Da war das Geräusch von Wasser, das vergossen wurde, dann wurde es wieder still. » Wie fühlst du dich jetzt?«
    Â» Kräftiger. Ich glaube nicht, dass du es mir sagen wirst, aber ich weiß, dass ich dem Tod sehr nahe war und dass du mich zurückgeholt hast. Dafür stehe ich in deiner Schuld.« Wieder Stille. » Sollen wir sie begraben?«
    Â» Cabochon weiß, wie ich das jemals Temellin erklären soll…« Garis klang elend, und seine Stimme verklang. » Ich werde ihm heute noch folgen. Er muss es erfahren.« Ich spürte die rauen Kanten seiner Verzweiflung.
    Â» Und die Eisernen?«
    Â» Ich glaube nicht mehr an sie, Brand. Oder an Shirin. Irgendwie hat sie verzerrt, was hätte wahr sein sollen. Sie hat Macht, aber ihre Macht ist nicht wie unsere. Sie ist befleckt.«
    Â» Nein.«
    Sie schwiegen eine Weile. Zwei Männer, die sich einig waren, dass sie sich uneinig waren.
    Â» Und du… was wirst du tun?«, fragte Garis.
    Â» Ich warte hier auf sie. Sie wird zurückkehren.«
    Â» Du blöder altanischer Narr! Sie hat es nicht verdient, dass irgendwer ihr gegenüber loyal ist.«
    Â» Weil sie Pinar getötet hat? Komm schon, Garis, was hätte sie sonst tun sollen? Pinar war diejenige, die sie angegriffen hat. Ich wäre fast gestorben, weil Ligea gezögert hat, sie zu töten. Nur deshalb konnte Pinar mir das hier antun.«
    Wieder kehrte Schweigen ein.
    Dann erklang wieder Brands Stimme. » Begraben wir sie.«
    Â» Bist du dir sicher, dass du dafür stark genug bist?«
    Â» Ein Fünfjähriger könnte mich wahrscheinlich mit einer gekochten Rübe umwerfen, aber ich glaube, ich kann dir helfen, eine Leiche wegzutragen. Ich weiß nicht, was du getan hast, Garis, aber es grenzt ganz sicher an ein Wunder. Und du siehst auch gar nicht so munter aus, wenn ich dich so ansehe.«
    Â» Jede Macht hat ihren Preis. Dieser Fünfjährige würde nur eine halbe Rübe brauchen, um dafür zu sorgen, dass ich vor nächster Woche nicht mehr aufwache.«
    Ich hörte, wie sie das Zimmer verließen, und vor Erleichterung kamen mir wieder die Tränen.
    Etwas später bemerkte ich eine Veränderung in der Dunkelheit um mich herum, wie eine Verdickung. Meine Hände kamen mir leer vor. Konzepte im Kopf: Vollendung. Anerkennung. Es ist getan. Wir danken dir. Eine Hand– eher eine fühlbare Illusion als eine Vision?– nahm meine und drückte sie. Ich spürte eine Woge von Dankbarkeit, nicht nur von einem einzigen Wesen, sondern von einer ganzen Schar Einzelner, die mir alle durch diese eine Hand ihren Segen gaben. Dann war es, als gäbe es eine Bewegung in der Dunkelheit, und ich spürte etwas, das sich wie ein Kuss auf der Wange anfühlte– ein Kuss, der so leicht und so weich war wie die Berührung einer vom Himmel schwebenden Schneeflocke. Natürlich war es eine Illusion. Ihr Versuch, eine menschliche Geste zu zeigen.
    Ich stand wieder im Zimmer und blinzelte ins Sonnenlicht.
    Ich fühlte mich furchtbar schwach. Ich musste mich an der Mauer festhalten und mich abstützen, während ich nach unten ging. Bei jeder Stufe taumelte ich wie ein Waldbeutler, der sich an gärendem Obst berauscht hatte. Dann, als ich gerade die Tür erreichte, die nach draußen führte, hörte ich Brand fragen: » Willst du sofort aufbrechen?«
    Ich blieb stehen und lehnte mich gegen die Mauer. Die beiden waren durch den Spalt der halb geöffneten Tür zu sehen. Garis hielt die Zügel eines Sleczs in der Hand, und Brand, bis zur Taille unbekleidet, saß auf einem Felsklotz daneben. Eine übel aussehende Wunde zog sich noch frisch quer über seinen Magen. Hinter ihm war ein Hügel zu sehen, der in der Nacht zuvor noch nicht da gewesen war und auf dem sich lebendige Blumen befanden: Die Illusionierer ehrten die Mutter ihres jüngsten Mitglieds.
    Aber es war Brand, der meine Aufmerksamkeit erregte. Er war… anders. Ich streckte mich nach ihm aus, versuchte, seinen Geist zu berühren und seine Gefühle einzuschätzen. Wie immer schützte er sich, aber ich spürte dennoch, dass er sich

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