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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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heraufziehenden Morgendämmerung erkennen konnte, was es war. Er sah mich wieder an. » Du kannst mich hören.«
    Ich nickte wieder und hielt ihm meine linke Hand hin, deutete einen zerteilten Cabochon an.
    Â» Du weißt, wie du deine Essenza freilässt? Wer hat dir das beigebracht? Und warum ? Es ist gefährlich! Du besitzt noch nicht genügend Magorkraft, um so etwas gefahrlos tun zu können.«
    Da ich keine Möglichkeit hatte, es ihm zu erklären, stand ich einfach nur da. Meine Gedanken waren konfus, nicht ganz meine eigenen.
    Er holte tief Luft und versuchte, einen Sinn in dem zu erkennen, was da geschah. » Vergib mir, was ich getan habe, Shirin. Dass ich dir nicht getraut habe. Ich habe deinen Brief bekommen.« Er fand nicht die Worte, um mir seine Gefühle mitzuteilen, und machte stattdessen eine hilflose Geste mit einer Hand. » Was kann ich sagen? Ich will dich– und das Kind.« Er fuhr sich mit den Fingern durch seine widerspenstigen Haare. » Garis hat mir alles gesagt. Er war ein Narr, dass er nicht weiter an dich geglaubt hat. Korden und ich sind mit unserer halben Streitmacht auf dem Weg zurück zur Illusionsstadt. Für den Fall, dass du nicht in der Lage warst…« Die Worte erstickten ihn fast. » Ist die– ist die Illusionsstadt in Gefahr, Shirin? Bist du deshalb in dieser Gestalt hier? Um uns zu warnen?«
    Ich schüttelte den Kopf, und er sackte vor Erleichterung zusammen. Er setzte sich auf den Rand des Felsens, ohne den Blick von mir zu nehmen. » Ich habe versagt, euch allen gegenüber«, sagte er. » Ich habe zugelassen, dass meine persönlichen Vorurteile, mein Misstrauen dir gegenüber, sich über meine Weisheit hinweggesetzt haben. Hast du die Eisernen aufgehalten?«
    Ich nickte.
    Â» Wie kann ich– wie können wir– dir jemals dafür danken?« Er holte geräuschvoll Luft, suchte weiter nach den richtigen Worten für das, was er als Nächstes sagen wollte. » Was Pinar betrifft… ich weiß, was du getan hast. Und ich danke dir– dafür, dass du meinen Sohn gerettet hast.« Er machte eine Pause. Sein Gesicht war blass und angespannt. » Ich habe mich oft gefragt, ob ich Miasas Kind hätte retten können, wenn ich meine Tochter aus dem Leib ihrer Mutter geschnitten und der Illusion übergeben hätte… als klar war, dass Miasa sterben würde, habe ich mit ihr darüber gesprochen. Ich dachte, es würde sie trösten zu wissen, dass ich in der Lage sein könnte, das Kind zu retten. Aber sie war entsetzt. Sie hat es verboten, immer wieder. Sie ließ es mich schwören. Das Kind war auch ihres; es war ihr Körper… ich konnte ihr so etwas nicht antun.« Seine Stimme versagte, und dann schwieg er.
    Â» Ich glaube, es war falsch«, sagte er schließlich, wandte den Blick von mir ab und sah zur Zitterödnis hin. » Mit dieser Entscheidung habe ich die Illusion– die Illusionierer– zu weiteren Jahren voller Schmerz und Schändung verdammt. Und jetzt scheint es, als hätte jemand anderes die Kraft und Entschlossenheit aufgebracht, das zu tun, was ich nicht tun konnte.« Sein Kummer und sein Schuldgefühl waren greifbar, und ich hätte ihn am liebsten in den Arm genommen. » Ich hätte es dir sagen müssen. Ich hätte es Pinar sagen müssen.«
    Ich nickte. Es war mehr als nur ein Fehler gewesen; es war falsch gewesen.
    Brand hätte mir da sicherlich zugestimmt, dachte ich. Mehr noch, sollte er Temellin jemals wieder begegnen, würde er ihm das zweifellos ziemlich deutlich und in aller Ausführlichkeit mitteilen.
    Er sprach weiter. » Ich hatte nicht das Recht, diesen Handel geheim zu halten. Ich weiß davon, seit ich zehn Jahre alt war, weißt du. Seither musste ich irgendwie damit leben. Und nie wusste ich, was ich tun sollte. Aber… ich hatte immer Angst, dass sich irgendjemand opfern würde. Wie hätte ich zum Beispiel Korden noch ansehen können, wenn es seine Frau gewesen wäre? Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Also habe ich es für mich behalten. Ich dachte, dass die Illusionierer das Problem vielleicht irgendwie allein lösen würden… dass es vielleicht niemals dazu kommen würde. Ich habe meinem Volk gegenüber versagt, Shirin. Ich habe Miasas Kind gegenüber versagt. Ich habe den Illusionierern gegenüber versagt.«
    Göttin, dachte ich entsetzt. Zum ersten Mal

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