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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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Wort war auch in einem der Bücher gewesen, die ich gelesen hatte, nur erinnerte ich mich nicht mehr an den Zusammenhang.
    Â» Stoß dein Schwert durch den Cabochon. Du wirst nicht sterben. Wir wollen dich retten.« Freundliche Worte, als hässliches Krächzen ausgestoßen, Empfindungen äußernd, die gar nicht zu den bösartigen Fängen und dem fauligen Atem und den schadenfrohen Augen passten.
    Ich schwankte unschlüssig hin und her. Vielleicht irrte ich mich ja. Vielleicht waren es gar nicht die Illusionierer, die da sprachen. Und wenn sie es waren, sollte ich immer noch ihre Motive hinterfragen.
    Aber ich war benommen, hatte Schmerzen und war vom Kämpfen erschöpft. Ich sah auf meine Hand und stellte überrascht fest, dass ich immer noch mein Schwert festhielt. Ich wechselte es in die rechte Hand und betrachtete meinen Cabochon. Es war kaum noch Farbe darin; meine Macht war fast völlig verschwunden. Ein Geistwesen? Es war das beste Angebot, das ich hatte. Das einzige.
    Ziemlich zaghaft setzte ich die Spitze der Klinge auf dem Cabochon auf und drückte leicht dagegen. So schwach die Bewegung auch sein mochte, sie genügte, dass die Klinge den Cabochon zerteilte, meine Hand durchbohrte und an das Felsgestein dahinter heftete. Es tat nicht weh. Ich ließ den Schwertgriff los, aber die Waffe blieb aufrecht und zitternd stehen.
    Einen Moment später verschwand die Verheerung mitsamt ihren widerwärtigen Geschöpfen. Ich war in Schwärze gehüllt. Alles, was ich sehen konnte, waren die schwach glühenden Umrisse meines Schwertes. Nebel begann sich dort zu bilden, wo die Klinge meinen Cabochon berührte, sickerte aus mir heraus; anfangs formlos und unbestimmt, wurde er zu einer Blase aus Dunst, der sich nebelweiß vom schwarzen Hintergrund abhob. Ich sah hinein und erblickte eine Gestalt: ein Baby, noch unvollständig und ein Embryo– mein Sohn, nicht der von Pinar. Mein Sohn… und Temellins. Flüstern erklang in der Dunkelheit, oder vielleicht war es auch in meinem Kopf: Folge ihm.
    Ich weiß nicht wie, sagte ich. Doch noch während ich die Worte sprach, löste ich mich aus meinem Körper, wurde von der Verbindung einer Mutter mit ihrem eigenen Fleisch und Blut angezogen. Göttin, dachte ich, das Geistwesen, das in Sandmurram in meinem Zimmer war. Genau das war es. Jahan. Es war Jahan gewesen. Kein Wunder, dass er mir vertraut vorgekommen war, als wir uns in Madrinya das erste Mal begegneten.
    Die Blase trieb weg und hinein in die vollkommene Leere der Schwärze, lockte mich mit ihrer Sehnsucht zu sich.
    Ich sah auf mich selbst hinunter und sah meine durchscheinende Gestalt: nackt, zerfetzt, von Wunden übersät und mit Fäulnis besudelt. Mein Körper lag zu meinen Füßen, substanziell und in zerfetzter Kleidung, die genauso schlimm aussah.
    Vom Schmerz befreit, trieb ich weiter, folgte meinem Sohn durch die Dunkelheit zu seinem Vater.
    Ich fand ihn auf der südlichsten Strebe. Dort dämmerte gerade der Morgen, und im Lager bereitete man sich darauf vor, den Tag über zu schlafen. Ein Teil meines Verstandes wunderte sich– sicherlich hätten sie doch bereits viel weiter weg sein müssen, irgendwo tief in Kardiastan. Und doch waren alle da: Temellins kleine Armee und Temellin selbst. Er stand am Rande des Felsens und sah zu, wie das rote Licht der Morgendämmerung die Zitterödnis zum Leben erweckte. Er sah mich nicht sofort. Ich öffnete den Mund, um zu sprechen– und stellte fest, dass ich das nicht konnte. Ich ging hin und berührte ihn, aber meine Hand ging geradewegs durch seinen Körper hindurch.
    Seine Augen weiteten sich, als er auf die Bewegung aufmerksam wurde und begriff, dass sie eine Gestalt hatte. » Derya?«
    Eine Woge von Zärtlichkeit stieg in mir auf, als ich ihn den Namen sagen hörte, unter dem er mich gekannt hatte, als wir noch Geliebte gewesen waren. Ich nickte.
    Er war entsetzt. » Bist du– bist du tot ?«
    Ich hörte die Furcht in seiner Stimme, und angesichts seiner Besorgnis und Betroffenheit spürte ich Wärme in mir. Ich schüttelte den Kopf. Er streckte eine Hand aus, um mich zu berühren, aber sie ging durch mein Bild hindurch, als wäre ich gar nicht da.
    Dann sah er die schwebende Blase, die das Schattenselbst unseres Sohnes war, und musterte sie mit der gleichen Verständnislosigkeit. Ich bezweifelte, dass er im trüben Licht der

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