Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
Vom Netzwerk:
schreien und schreien.
    Aber irgendwo tief in meinem Innern wusste ich, dass ich der Verheerung dadurch die Möglichkeit geben würde, durch die Kehle in mich einzudringen– brennend, faulig und tödlich. Ich presste die Lippen fest zusammen.
    Brands wütendes Gebrüll drang zu mir, aber es hatte kaum noch Bedeutung für mich. Ich spürte, dass ich wegtrieb. Ich konnte sehen und hören, aber ich konnte mich nicht mehr bewegen. Längst war die Verheerung durch die Reste meines Schutzzaubers gedrungen; die Kreaturen waren jetzt stärker als die Macht meines Schwertes, und der Schmerz war so groß, dass ich ihn nicht mehr aushalten konnte.
    Ich hatte die Grenze dessen erreicht, was ich ertragen konnte. Ich gab auf.
    Weit entfernt davon, noch irgendetwas zu fühlen, ließ ich das Seil einfach los.

30
    Brand schrie erneut vor Kummer auf und stieß dann einen Arm in die Fäulnis. Er griff einfach so in das Gift, ließ den beißenden Schmerz nicht an sich herankommen, als sein Arm so sehr zusammenschrumpfte, dass er unwiderruflich verkrüppelte. Es gelang ihm sogar, mich zu berühren, aber seine Finger glitschten über meine schleimbedeckte Haut und bekamen mich nicht zu fassen. Ich rutschte von ihm weg. Seine geschwächten Finger glitten über meine Brust, meinen Hals und die aufgerissene Gesichtshälfte. Ich konnte nichts tun, um ihm zu helfen. Ich verstand kaum, was er mit seinem Versuch, mich zu retten, riskierte. Dann, während ich wegrutschte, krallte er seine Finger um das Gliedmaß der Bestie, die an meiner Brust saugte, und riss sie von mir weg.
    Ich sank auf den Grund der Fäulnis und kam in Kontakt mit dem Steinboden unter dem eitrigen Schleim, wo ich in einen sicheren Kokon eingeschlossen wurde. Der Schmerz verschwand zwar nicht– dafür hatte ich immer noch zu viele offene Wunden und aufgerissene Stellen–, aber die Qual schwächte sich zu einem erträglichen Maß ab. Vor allem spürte ich jedoch den Trost und die Liebe der Illusionierer. Die Vernunft kehrte zurück.
    Sie häuften Konzepte in meinem Kopf an, Bilder, Gefühle. Konzept: Zeit. Bedürfnis. Wir können dafür sorgen, dass du hier in Sicherheit bist, aber du kannst nicht bleiben. Du wirst bald Luft benötigen. Du musst Hilfe bekommen. Sie boten mir nichts weiter als einen vorübergehenden Schutz.
    Ich sagte: Da ist niemand.
    In diesem Moment sah ich Temellin in meinem Geist. Sein Bild war verblüffend klar und deutlich.
    Temellin? Was konnte er schon tun? Er ist zu weit weg. Ich weiß nicht, wo er ist.
    Das nächste Bild war das eines Embryos, und ich verspürte einen starken Drang, den verzweifelten Wunsch, dem Kind zu folgen.
    Dem Kind folgen? Ich vermutete, dass sie sich auf Pinars Sohn bezogen, und verzweifelte. Was für ein Rat war das? Ich war dem Untergang geweiht.
    Ein weiteres Bild: Auf diesem trieb ich die Schwertspitze in mein Cabochon. Garis hatte einmal so etwas erwähnt, oder nicht? Aber jemand anderes hatte mir erzählt, dass das Leben aus einem heraussickerte, wenn man den eigenen Cabochon aufriss. Nichts von alldem ergab einen Sinn! Ich kämpfte erneut gegen die Panik an.
    Mit bemerkenswerter Ruhe fragte ich: Wollt ihr, dass ich sterbe?
    Emotion: Verzweiflung.
    Ich weiß nicht, was ihr meint! Die Panik kehrte zurück, knabberte an den Rändern meiner geistigen Gesundheit.
    Sie versuchten es erneut: Bilder von Temellin, von einem ungeborenen Kind, einem Schwert in meinem Cabochon.
    Aber für diese Wesen war Sprache etwas Beschränkendes und nichts Befreiendes. Weit weg von der Zitterödnis und unfähig, den Sand zu verwenden, ohne menschliche Gestalt– wie konnten sie da Worte benutzen?
    Und doch fanden sie einen Weg. Sie benutzten die einzigen Dinge, die zur Verfügung standen: die Geschöpfe der Verheerung. Die Göttin mochte wissen, welchen Schmerz sie das kostete, aber die Illusionierer zwangen die deformierten Kiefer dieser Ungeheuer dazu, mühsam geformte Worte zu sprechen, richtige Worte, die ich hören konnte.
    Â» Schattenselbst. Geistwesen.« Eine knirschende, kratzende Stimme der Verheerung. Zwei Worte, die meine Seele in Eis tauchten.
    Und dann: » Lass deine Essenza frei.«
    Dieses Wort kannte ich. Jemand hatte es einmal gesagt… Aemid? Temellin? Die Legionen können niemals unsere Essenza töten. Alle lebenden Dinge haben eine Lebenskraft, die wir Essenza nennen. Und das

Weitere Kostenlose Bücher