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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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ganz, ohne irgendeinen Hinweis auf einen Riss oder Schnitt, auch wenn er farblos war. Meine Hand berührte meine Wange, unwillig, sich zu erinnern.
    Er räusperte sich. Er hätte mir alle möglichen Trostworte anbieten können, um mich zu beruhigen. Stattdessen sagte er: » Man sieht es. Und es ist nicht sehr schön. Es ist rot und runzlig. Die Farbe wird im Laufe der Zeit verblassen. Weder für ihn noch für mich wird es eine Rolle spielen. Mach dir deshalb keine Sorgen.«
    Â» Das tue ich nicht.«
    Meine Stimme stockte, und er hörte es. » Was ist los? Ist es das Kind?«
    Â» Nein, dem geht es gut. Ich habe nicht an das Kind gedacht. Sondern an dich.«
    Â» Was ist mit mir?«
    Â» Ich bin nicht blind, Brand. Was stimmt mit deinem Arm nicht?«
    Â» Ich musste dich irgendwie rausziehen.« Er schluckte. » So schlimm ist es nicht.«
    Ich tastete mit meinen Fingern über seinen linken Arm, von der Schulter bis zum Handgelenk. Der Arm war verschrumpelt, ohne Muskeln oder Kraft, eine armselige Parodie dessen, was er einmal gewesen war.
    Â» Wieso hat er dich nicht auch geheilt?«, fragte ich.
    Â» Seine ganzen Bemühungen mussten dir gelten. Du warst dem Tod so nahe. Und es hat ihn alle Kraft gekostet. Ich nehme es ihm nicht übel, dass er seine Macht so eingesetzt hat, Ligea, und du solltest es auch nicht tun.«
    Â» Ich kann dich jetzt nicht heilen, Brand«, sagte ich traurig. » Es ist zu spät. Und ich bin sowieso noch zu schwach.«
    Er zuckte erneut mit den Schultern. » Das hatte ich mir schon gedacht. Es spielt keine Rolle. Es tut nicht weh, und ich kann meine Finger immer noch bewegen. Er hat nur einfach nicht mehr viel Kraft. Keiner von uns ist aus der Sache unversehrt rausgekommen– aber wir sind noch am Leben.«
    Ich nahm seine Hand in meine. » Lieber Freund. Was schulde ich dir nur alles.«
    Er lächelte mich an. » Vielleicht fordere ich eines Tages, dass diese Schuld beglichen wird– von der nächsten Exaltarchin von Tyrans.«
    Und das würde er auch tatsächlich tun, der altanische Mistkerl. Ich lächelte ihn an.

32
    Das kleine Fischerboot war am Anlegesteg von Ordensa festgemacht, und der Besitzer, der im offenen hinteren Bereich saß, war damit beschäftigt, ein Segel zu flicken. Der alte Mann trug heruntergekommene Arbeitskleidung, die voller Fischschuppen war. Eine Stoffkappe schützte eine kahle Stelle an seinem Kopf vor der heißen Sonne. Seine rauen Hände und die vernarbten Finger führten den gebogenen Knochen der Segelnadel mit einer Zuversicht, die von langer Erfahrung zeugte.
    Er war so auf seine Arbeit konzentriert, dass er gar nicht bemerkte, wie jemand neben das Boot trat und auf ihn herabblickte– aber ich tat es. Ich saß in der Kabine, und von meinem Platz aus konnte ich die Füße und Sandalen des Neuankömmlings sehen. Mehr musste ich auch gar nicht sehen; meine Wahrnehmungsfähigkeit hatte mir längst mitgeteilt, wer es war.
    Der Fischer blickte schließlich auf, und vor Überraschung hörte er auf, die Finger zu bewegen.
    Die vertraute Stimme erklang, sanft und doch bestimmt– und so geliebt. » Bitran von der Plattenfisch ?«
    Der Fischer nickte. » Das bin ich. Und das hier ist die Plattenfisch. Das beste Boot an der Küste, auch wenn die nächste Fahrt nach Tyr geht.«
    Der Mann ging in die Hocke, so dass ich ihn sehen konnte. Er war dünner geworden, aber seine braunen Augen– die meinen so sehr ähnelten– waren an den Ecken leicht schräg, und seine Haare waren wie immer unordentlich. » Ich glaube, hier ist jemand, den ich sehen möchte, Bitran«, sagte er.
    Bitran warf mir einen unsicheren Blick zu, und ich nickte. Er deutete auf den Niedergang. » Die Magoria ist da drin.«
    Temellin nahm eine Münze aus seiner Börse. » Geh und trink irgendwo was, Bitran. Oder besser, trink ein bisschen mehr.«
    Â» Das war ziemlich selbstherrlich von dir, Tem«, sagte ich. » Das hier ist immerhin sein Schiff.«
    Er sah auf mich herunter, aber da das Sonnenlicht von hinten auf ihn fiel, konnte ich sein Gesicht nicht sehen. » Ich wünschte, ich würde es wagen, mit dir genauso selbstherrlich zu verfahren«, sagte er. » Warum, Derya? Warum hast du das Gefühl, gehen zu müssen?« Er kam die Stufen herunter und zog den Kopf ein, um sich nicht an den niedrigen Balken zu stoßen. Die Kabine

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