Der Bund der Illusionisten 1
der ruchloser war? Zu viele politische Feinheiten mussten bedacht werden, und es war gefährlich, sich auf unbekannten Boden zu begeben. Widerstrebend lieà ich die Sache auf sich beruhen und stellte keine Fragen. » Agtamin«, sagte ich, » ich möchte mit der kardischen Sklavin sprechen. Mit der, die Wasser über mich geschüttet hat. Ich weià nicht, wie sie heiÃt. Sag ihr, dass sie zu mir kommen soll.«
Er verneigte sich und ging wortlos davon; oberflächlich betrachtet war er der perfekte Sklave.
Während ich wartete, sah ich mich anerkennend um. Das Haus des Präfekten ähnelte meiner eigenen Villa in Tyr, und die Gemächer, die man mir gegeben hatte und von denen ich Blick auf einen begrünten Innenhof hatte, waren kühl und geräumig. Die Möbel und die geschnitzten Statuen waren offensichtlich von Tyrans hergeholt worden und von guter Qualität. Es gab sogar die Büste eines Jungen von Mattias, der einer der besten Bildhauer von Tyr war.
Ich lieà meine Finger bewundernd über eines dieser vollkommenen Stücke wandern, als die Sklavin eintrat. Sie war ein verängstigtes Mädchen von etwa achtzehn Jahren. Ihr Gesicht war an der Stelle geschwollen, wo Fabia sie geschlagen hatte, aber es war auÃerdem auch rot und fleckig von einem noch nicht lange zurückliegenden Tränenausbruch. Sie schlug die Augen nieder, als sie das Zimmer betrat. Sie trug ein Anoudain, die Art Kleidung, die die kardischen Frauen zu bevorzugen schienenâ eine locker sitzende Hose mit einem langen Oberteil darüber. Das Mieder war passgenau und mit dem Rock verbunden, der in einer an den Seiten geteilten Schürze auslief.
» Wie heiÃt du?«, fragte ich und versuchte, sachlich zu klingen.
» Othenid, Legata.«
» Bist du geschlagen worden, weil du das Wasser verschüttet hast, Othenid?«
Ihr Gesicht spannte sich an. » Ja, Legata.«
» Wo?«
» Aufâ auf dem Rücken.«
Ich trat zu ihr, drehte sie herum und berührte ihren Rücken leicht mit meiner linken Hand, wobei ich mit den Fingerspitzen sanft über die dünne Bluse fuhr, um meine Besorgnis auszudrücken und ihr Vertrauen zu gewinnen. Soweit ich sehen konnte, hatte sie Striemen, aber es war keine richtig schlimme Verletzung. Dennoch musste es wehgetan haben.
Das Mädchen sah mich überrascht an. » Der Schmerzâ er ist weg!«
Während ich noch versuchte, den Sinn ihrer Worte zu begreifen, kniete sie sich hin und griff nach meiner linken Hand. Sie drückte ihre Lippen auf die Schwellung, was meine Vermutung bestätigte, weshalb sie den Wasserkrug hatte fallen lassen. » Theura?«, fragte sie. Ich kannte das Wort nicht. Und bei der Göttin im Himmel, wieso glaubte sie, dass ich ihr die Schmerzen genommen hatte? Denn genau das schien sie anzunehmen.
» Othenid, ich brauche deine Hilfe«, sagte ich. » Wieso hast du einen so groÃen Schreck bekommen, als du das hier gesehen hast?« Ich deutete auf die Beule in meiner Handfläche.
» Nun, Theuraâ¦Â«, setzte sie an.
» Schweig, Mädchen!« Die Worte durchschnitten das Zimmer wie ein Schwerthieb. Wir fuhren beide herum und sahen Aemid auf der Türschwelle stehen. Ihre Augen blitzten vor Wut. Ihre Emotion war so greifbar, dass es fast ein körperlicher Angriff war.
» Halt dich da raus, Aemid«, sagte ich erzürnt. » Lass uns allein.«
Aber Aemid ging nicht. Und sie wandte sich auch nicht an mich, sondern an das Mädchen. » Kannst du nicht sehen, dass sie keine Kardin ist? Sie ist durch und durch Tyranerin! Verschwinde!«
Othenid wirbelte herum und lief weg, ohne auf meine Erlaubnis zu warten.
Meine ganze Wut richtete sich jetzt auf Aemid. » Wie kannst du es wagen!« Ich hob die Hand, um sie zu schlagen; noch nie war ich so wütend auf einen meiner Sklaven gewesen. Aber Aemid rührte sich nicht, und sie senkte auch nicht den Blick. SchlieÃlich sackte meine Hand zur Seite. » Du strapazierst dein Glück, Aemid«, sagte ich und atmete schwer. » Ich besitze dich; vergiss das nicht. Niemals.«
» Das vergesse ich nie«, sagte sie. » Nicht eine einzige Minute.«
» Wenn ich durch und durch Tyranerin bin, wessen Schuld ist das dann wohl? Du warst der einzige Mensch, der mir hätte beibringen können, was es heiÃt, Kardin zu sein. Du hättest mir sagen können, was das hier bedeutet«â ich deutete
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