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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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kann es ihnen nicht verraten«, fügte sie flüsternd hinzu. » Wie denn auch? Ihr seid wie eine Tochter für mich. Aber Ihr müsst es mir versprechen!«
    Ich starrte sie an. Sie meinte ernst, was sie da sagte; ihre Ehrlichkeit war offenkundig. Aber kannte sie mich so wenig? » Also schön«, sagte ich, und meine Stimme knirschte vor tief empfundenem Ärger. » Du schweigst und sorgst dafür, dass Othenid den Mund hält, und ich werde meiner Arbeit als Tyranerin nachgehen. Ich bin stolz darauf, Bürgerin von Tyrans zu sein, und muss mich nicht hinter einer kardischen Haut verstecken. Und jetzt geh. Und sei froh, dass ich dich nicht auspeitschen lasse.«
    Sie ging stolz und aufrecht davon.
    Â» Göttin«, murmelte ich. » Was ist dieses Kardiastan nur?«
    Ich betrachtete meine Handfläche und rieb die Beule. Eine Kindheitserinnerung tauchte auf: Eine alte Sklavin mit schmerzenden Gelenken und knotigen Fingern, deren Hand ich gehalten hatte, erklärte mir, dass ich » heilende Hände« hätte. Und dann eine sehr viel spätere Erinnerung, als ich schon erwachsen war: Ein gefolterter Gefangener der Bruderschaft teilte mir alle seine Geheimnisse mit, weil er dachte, dass ich seine Qual verringert hätte. Dabei hatte ich nichts anderes getan, als ihm voller Mitgefühl den Arm zu tätscheln.
    Ich zitterte. Das war doch sicher alles Unsinn… oder nicht?
    Ein Klopfen an der Tür veranlasste mich dazu, mich zusammenzureißen. Es war Brand, der mir sagen wollte, dass ein Legionär gekommen war, um mich zum Hauptquartier der Streitkräfte zu bringen. » Begleite mich«, sagte ich, plötzlich den Wunsch nach Gesellschaft verspürend. Ich legte ihm eine Hand auf den Arm, spürte die Härte seiner Muskeln und bezog Kraft aus der Realität, die er darstellte. » Das hier ist ein verrücktes Land, Brand.«
    Er lächelte leicht. » Ich kann nicht sagen, dass mir die Vorstellung von Schlangen auf dem Portiko gefällt. Glaubt Ihr, dass es eine besondere Bewandtnis damit hat?«
    Ich versuchte zurückzulächeln. » Ich hoffe nicht. Komm, fangen wir an, die Bekanntschaft von diesem Kerl namens Illu Sionist zu machen.«

6
    Ich wappnete mich, bevor ich die Straße betrat. Augenblicklich war ich zurück inmitten der brodelnden Emotionen, die die Luft erfüllten. Vor allem Hass. Hass auf die Tyraner. Die Einigkeit der Karden, was dieses Gefühl betraf, machte ihn hart wie Stein. Sie sahen den Legionär nicht einmal an, der uns eskortierte. Aber sie musterten Brand, sogar ziemlich fasziniert. Mich betrachteten sie wegen meiner dunklen Haut anfangs mit Interesse, wandten aber den Blick voller Verachtung ab, sobald sie die Bedeutung meines tyranischen Überwurfs, meiner bloßen Schulter und der ganz im Stil der Tyraner aufgehellten und frisierten Haare begriffen.
    Brand beugte sich zu mir und flüsterte mir etwas ins Ohr: » Sie sehen uns an, als wünschten sie sich, wir wären tot«, sagte er.
    Â» Das tun sie auch«, erwiderte ich überzeugt.
    Ich fühlte mich unwohl. Hätte das Schicksal meine Bestimmung in eine andere Richtung gelenkt, wäre ich vielleicht einer dieser Menschen gewesen. Sie ähnelten mir so sehr mit ihrer dunklen Haut, den erdfarbenen Haaren und den braunen Augen. Ein Wüstenvolk, das vollkommen mit der braunen Erde und dem sienafarbenen Ziegelstein der Gebäude verschmolzen wäre, hätte es da nicht die Farbtupfer in ihrer Kleidung gegeben. Die Männer trugen lockere braune Hosen, schlichte, helle Hemden mit langen Ärmeln, ärmellose bunte Boleros mit ebenso farbenfrohen, ungemusterten Schärpen. Die Frauen waren alle in Anoudains gehüllt, deren Oberteile häufig in leuchtenden Farben gehalten oder mit von einer Schulter über die Brust verlaufenden Stickereien versehen waren.
    Ich musterte sie neidisch. Ich trug gern eine Hose, aber die tyranischen Sitten hatten für derartig ungezwungene Kleidung außerhalb des eigenen Hauses wenig Verständnis. Ich fragte mich, ob die Hochgeborenen von Tyr wohl die Anoudains akzeptiert hätten. Das lange, dünne Überkleid, das an beiden Seiten fast taillenhoch geschlitzt war, verlieh der Hose darunter eine anmutige Weiblichkeit, während sich die Trägerin zugleich so frei bewegen konnte wie in einer Hose.
    Anoudain …
    Das grelle Licht des Platzes erlosch, und eine Erinnerung überschwemmte meine

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