Der Bund der Illusionisten 1
ich, ich bin unter Drogen gesetzt worden. Schon wieder. Aber ich wollte nicht auf die Warnung hören. In diesem Moment wollte ich nichts anderes, als eine allumfassende Lust befriedigen.
Er brach den Kuss ab, und ich hörte Verwunderung in seiner Stimme, als er sagte: » Heiliges Cabochonâ eine Magoria? Wer hätte das gedacht?«
Die Worte hatten nicht die geringste Bedeutung für mich; ich war einfach nur verärgert, dass er aufgehört hatte, mich zu küssen, während ich doch vor Begierde fast platzte. Aber er lieà mir sowieso nicht die Zeit, etwas dazu zu sagen. » Sie sind weg«, sagte er und kletterte aus unserem Gefängnis. Wortlos folgte ich ihm, während ich nach den Ãberresten meiner Gelassenheit suchte. Ich hörte eine geflüsterte Warnung in meinem Geist und war doch nicht gewillt, mich danach zu richten. Kaum hatte ich mich aus den Büschen befreit, packte er wieder meine Hand und zog mich die Holztreppe hinauf zu der dort befindlichen Galerie. Ich wehrte mich nichtâ ich wollte mich nicht wehren. Mein ganzer Körper pulsierte.
Ich sah nichts von dem Zimmer, das wir betraten. Auch die Legionäre hatte ich bereits vergessen, ich hatte vergessen, wer dieser Mann war. Alles, was ich wusste, war, dass ich ihn wollte, so sehr, wie ich noch nie etwas in meinem Leben gewollt hatte⦠dass ich ihn haben oder mit ihm sterben musste.
Später hatte ich keinerlei Erinnerung mehr daran, wie es gekommen war, dass ich nackt war, aber ich war es, und er war es, und er war in mein Inneres eingetreten, und meine Welt würde nie wieder die gleiche sein. Die Spannung, die ich bereits zuvor als unerträglich empfunden hatte, wurde sogar noch gröÃer, bis ich schlieÃlich nur noch schreien wollte, schreien und schreien und schreien. Aber gerade, als ich meinen Mund öffnete, legt er seine linke Hand an meine, und die Welt um mich herum explodierte, zersplitterte in Licht und Farben und Geräusche und Schönheit und Liebe und samtige Berührung, und ich wollte vor lauter Freude darüber nur noch sterben.
Ich schwebte auf Magie, auf Musik, auf den Düften, auf der würzigen SüÃe des Pfirsichs, auf weicher Seide, goldenem Licht, einem Ãbermaà an Empfindung. Ich zögerte, wieder in die Wirklichkeit abzusteigen, zögerte, Fragen zu stellen und Antworten zu erhalten. Sicherlich war ich unter Drogen gesetzt worden. Ohne zu wissen, wie das möglich gewesen war. Ohne mich darum zu scheren. Entsetzt darüber, dass ich so sehr die Kontrolle über meine Handlungen verloren hatte. Erschüttert, dass es mir nichts ausmachte.
Am Ende war er es, der zuerst sprach. Er lag neben mir, sein glänzender, nackter Körper war braun und muskulös und im Blick meiner immer noch berauschten Augen vollkommen. Er stützte sich auf einen Arm und lieà seinen Blick über die Kurven meiner Nacktheit schweifen. Dann berührte er das Braun meiner Brustwarze mit einem Finger und sagte: » Du bist die schönste Frau, die ich je gesehen habe.«
Ich war daran gewöhnt, als zu groà angesehen zu werden, zu muskulös, zu dunkelhäutig; nicht einmal Favonius hatte jemals gesagt, ich sei schön. Und doch glaubte ich diesem Mann. Ich sah die Wahrheit in seinen Augen, noch bevor er mir gestattete, seine Gefühle in meinem Geist zu spüren. Ich nahm seine linke Hand und berührte die Schwellung dort, die Schwellung, die meiner an Form und GröÃe entsprach. » Was hast du getan?«, fragte ich verwundert.
» Hast du noch nie jemanden von deiner eigenen Art geliebt?«
Meiner eigenen Art! Der Schock lieà mich vibrieren. Ich gehörte nicht zu diesen Leuten! Ich schüttelte den Kopf und versuchte, die Wahrheit zu leugnen. » Werâ wer bin ich?«
» Du weiÃt es nicht?«
» Es war niemals jemand da, der es mir erzählt hätte. Ich bin in Tyrans aufgewachsen. Was ich Parvana gesagt habe, entspricht nicht ganz der Wahrheit; ich bin schon als sehr kleines Kind nach Tyr gebracht worden.« Ich verbarg meine Gefühle vor ihm; ich wusste, dass er die gleichen Fähigkeiten hatte wie ich. Wenn ich gewollt hätte, hätte er mich so leicht lesen können wie eine Pergamentrolle. Das, was ich einst als Intuition bezeichnet hatte, war in Wirklichkeit etwas ganz anderes: Das zumindest wusste ich jetzt. Meine Fähigkeiten hingen alle mit der Tatsache zusammen, dass ich anders war, eine
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