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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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zehrte an mir. Hatten diese Karden gar keinen Sinn für die elementarste Hygiene? Ich begriff nicht, wieso etwas so Grundlegendes wie die Waschung zur Begrüßung oder die Gewohnheit, sich barfuß in einem Haus aufzuhalten, unter unserer Herrschaft nicht Teil ihres täglichen Lebens geworden war. Ich musste einen Schauder des Ekels unterdrücken und war zugleich auch froh darüber. Es erinnerte mich endlich wieder daran, dass ich Tyranerin war, dem Exaltarchen diente und einen Auftrag hatte, dessen Erfüllung den kardischen Widerstand mitten ins Herz treffen sollte.
    Kurz darauf traten wir zu den anderen. Ich musste mich nicht umsehen, um zu wissen, dass sie alle Schwellungen in den Handflächen hatten. Ich konnte unsere Verwandtschaft spüren. Äußerlich gesehen ähnelten sie sich alle sehr: Sie hatten die Mitte des Lebens noch nicht erreicht und waren groß, braunhäutig, braunäugig, braunhaarig– gutaussehende Männer und Frauen voller Kraft und Gesundheit. Aber ihre Ähnlichkeit ging weiter, umfasste auch die Struktur ihrer Gesichter und die schrägen Augen– Temellin inbegriffen, hätten sie alle Geschwister sein können. Entsetzt bemerkte ich meine eigene körperliche Ähnlichkeit mit ihnen.
    Â» Hier ist sie«, sagte Temellin. » Derya.« Ich stellte den Krug auf den Tisch, und er legte die Waffe– noch immer eingewickelt– daneben. » Und das ist das Schwert, gesund und munter zurück.«
    Der Älteste von ihnen, ein großer, schlanker Mann mit verfrühten silbergrauen Strähnen in den Haaren, starrte die Klinge an und flüsterte: » Einfach so? Ich kann es kaum glauben!« Er berührte den Stoff und biss sich auf die Lippe. » Ich schätze, sie haben es unter der Erde versteckt«, sagte er schließlich. » Deshalb konnten wir es nicht aufspüren, als wir in Sandmurram waren.« Er rollte das Fell vorsichtig auseinander. Sie alle kamen näher, um es sich anzusehen. Ihre Mienen waren verzückt, und einige von ihnen streckten die Hand aus und berührten die Waffe, als könnten sie nicht glauben, dass sie echt war. Wenn ich noch irgendeine Bestätigung gebraucht hatte, dass das Schwert wichtig für sie war, so hatte ich sie jetzt.
    Der ältere Mann schien am stärksten bewegt zu sein. Auch er hatte Tränen in den Augen, als er die Klinge mit seinen langen Fingern berührte; sein Gefühl schien irgendwie gar nicht so recht zu den harten, aristokratischen Gesichtszügen zu passen. » Du hast immer gesagt, dass du das Gefühl hattest, sie hätten es nicht ins Meer geworfen«, sagte er mit nicht ganz fester Stimme zu Temellin. » Du kannst nicht ermessen, wie froh ich bin, es zu sehen. Es wäre ein schlechter Tag für mich gewesen, an dem meine Hand sich um den Griff eines neuen Schwertes hätte schließen müssen.« Da war Erleichterung in seiner Stimme, aber ich hatte den Eindruck, als würde ich auch eine seltsame verborgene Schuld spüren. Da war etwas leicht Verzogenes an ihm, als gäbe es zwei widerstreitende Teile in seinem Innern, die sich nie zu dem vollkommenen Ganzen zusammenfinden konnten, das er gern gewesen wäre.
    Temellin lächelte sanft. » Zumindest musst du dir um dein Kind keine Sorgen mehr machen«, sagte er kryptisch, » und Gretha kann sich auch entspannen.«
    Der ältere Mann wandte sich mir zu. » Wir sind dir wirklich dankbar. Ich bin Korden. Sei willkommen, auch wenn du in Tyrans aufgewachsen bist und keinerlei Ahnung davon hast, was es bedeutet, eine Magoria zu sein.«
    Â» Schön, euch kennenzulernen«, murmelte ich, mir nur zu bewusst, dass seine herzlichen Worte sich nicht in seinen Augen spiegelten.
    Â» Und das ist Pinar«, sagte Temellin. Er deutete auf die Frau neben Korden: eine voll erblühte Frau von etwa fünfunddreißig Jahren mit breiten Schultern und Hüften, üppigen Brüsten und langen, geschmeidigen Beinen. Ihr Gesicht hätte man als schön bezeichnen können, wäre sie in der Lage gewesen, längere Zeit einen heiteren Gesichtsausdruck beizubehalten; so aber hatten Linien der Unzufriedenheit so oft an ihren Mundwinkeln und Augen gezupft, dass sie dauerhaft zu werden drohten. Sie nickte mir zu, aber sie lächelte nicht.
    Der nächste Mann– kaum mehr als ein Jugendlicher– stellte eine interessante Mischung aus erwachsener Kraft, jugendlicher Begeisterung und

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