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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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das assorianische mit den Schlangenfedern. Die Jungen werden hier am Seeufer aufwachsen, wo sie sich von Gras ernähren.«
    Er wandte sich mir zu. » Wir haben versucht, die Jungen gleich von dem Zeitpunkt an großzuziehen, da sie sich ausgegraben haben, aber wir hatten niemals Erfolg damit. Es ist am besten, wenn sie ein oder zwei Jahre allein aufwachsen. Das ist für uns ein Nachteil, denn wir müssen sie später einfangen und zähmen.« Er streckte die Hand nach mir aus und zog mich zu sich hin, küsste mich sanft auf die Lippen. Es war nicht der Kuss, den ich von ihm wollte. » Es war schwer für mich, nicht…«, sagte er und machte eine unbestimmte Handbewegung. » Ich will dich so sehr. Und doch sollte ich jetzt nicht mit dir hier sein. Es gibt für uns keine Zukunft.«
    Â» Es muss für uns keine Zukunft geben, Tem. Tatsächlich bin ich nicht daran gewöhnt, bei meinen Beziehungen an eine Zukunft zu denken.«
    Â» Nein, ich schätze, das können Sklaven nicht. Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, wie es ist, versklavt zu sein. Aber jetzt? Jetzt kannst du eine Zukunft haben, Derya. Du kannst daran denken, einen Ehemann zu haben, eine Familie, etliche Kinder…«
    Â» Ich kann nicht sagen, dass Kinder in meinen Plänen je eine große Rolle gespielt hätten«, sagte ich. Das stimmte auch. Ich hatte nie in Erwägung gezogen, welche zu haben, und hatte immer Vorsorge getroffen, dass so etwas nicht passierte. » Wie wäre es einfach mit hier und jetzt?« Zumindest hatte ich dieses Mal vorgesorgt und mich mit Gameez geschützt, um eine Empfängnis zu verhindern.
    Eine weitere Einladung brauchte er nicht. Das Slecz war ein Stück weitergewandert, aber wir blieben hier im Sand und fanden in den Armen des anderen etwas, das so magisch war wie das Schwert, das er trug.
    Und doch, als ich später im Lager unter meiner Decke lag, fragte ich mich, ob ich nicht einen Fehler gemacht hatte. Als er seine Hand an meine gelegt und wir uns in diesem Moment vereinigt hatten, gaben wir einander etwas und erhielten wir etwas voneinander, das uns beide verändern würde. Wir schmiedeten Verbindungen– durch die Magie der Magori, durch die körperliche Liebe. Wir stellten Verbindungen her, die auch später noch auf eine Weise anhielten, wie ich es bisher bei keiner anderen wollüstigen Vereinigung jemals erlebt hatte.
    Wir vergaßen, dass Verbindungen auch Fesseln sein konnten.
    Â» Ist sie das?«, fragte ich Temellin. » Ist das die Zitterödnis?«
    Â» Ja, das ist sie.«
    Wir zügelten unsere Reittiere auf der Kuppe einer felsigen Anhöhe. Ein Berghang aus rotem Felsgestein, etwa ein paar hundert Schritte lang, führte nach unten, wo sich eine schier unendliche Sandfläche erstreckte. Garis und Brand neben uns blieben ebenfalls stehen. Niemand sagte etwas.
    Nach meiner ersten Frage war ich erst einmal sprachlos. Worte wären einfach zu banal gewesen, um die Kaskade überwältigender Gefühle ausdrücken zu können, die mich in diesem Moment erfasste. Was immer ich erwartet hatte– es war nicht das, was ich jetzt sah. In meiner logisch funktionierenden Welt hatte es nie einen Ort wie diesen gegeben.
    Die Sonne stand an einem Himmel, der in unversöhnlichem Blau erstrahlte und völlig wolkenlos war, und schien mit unbarmherziger Kraft auf den Wüstensand hinunter, unablässig und alles versengend– und der Sand antwortete. Die Sandkörper erhoben sich, um die Hitze des Tages zu begrüßen und für den Sonnengott herumzuwirbeln, sinnlich wie eine halbnackte Tänzerin, die ihre Schleier ablegte.
    Die Zitterödnis tanzte.
    Die Körner bewegten sich in bestimmten Mustern, die sich in einem flimmernden Wechsel aus Licht und Dunkelheit bildeten und auflösten. Und während sie tanzten, sangen sie flüsternd ein verführerisches Lied. Die Wirbel und Ströme von Sandkörnern stiegen doppelt mannshoch vom Boden auf, ehe sie wie Nebelschwaden im Wind wieder zurückströmten. Allerdings wehte hier kein Wind; der Sand bewegte sich aus eigenem Antrieb. Jedes Korn drehte sich von ganz allein, und doch gehorchten sie alle irgendeinem kosmischen Gesetz, das ihre Bewegungen in diesem Gezeitentanz organisierte.
    Voller Erstaunen sah ich dem Treiben zu, und dann erinnerte ich mich daran, wie ich als Kind in unserer Ferienvilla oben auf einer Klippe am Issischen Meer gewesen war

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