Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
wissen, dass es möglich ist– sogar wahrscheinlich–, ändert kein bisschen daran. Garis, Temellin kann ihn nicht verantwortlich machen, nicht einmal anklagen. Er muss sich nur weigern zu antworten und sich so verhalten, als wäre er zutiefst beleidigt.«
Garis blieb beharrlich. » Wir wissen, dass er bereit ist, jeden zu töten, wenn er nicht bekommt, was er will. Jeden. Denk einen Moment darüber nach.« Er stand auf und ging zu seinen Sachen. Er machte die Bänder von einem der Gepäckstücke los und holte einen langen, in Stoff eingewickelten Gegenstand heraus, den er Arrant reichte.
Stumm wickelte Arrant den Stoff ab und holte heraus, was sich darin befand. Er wusste bereits, was es war. Sein Magoroth-Schwert und seine Scheide.
» Ich dachte, es hätte den Illusionierern zurückgegeben werden müssen? Wie auch immer, ich habe nicht mehr das Recht, es zu tragen«, sagte er. » Welchen Grund könnte Temellin haben, dass er es mir schickt?«
» Ich denke, er wollte darauf hinweisen, dass du zwar nicht in der Lage sein magst, deine Magoroth-Macht zu benutzen, du aber trotzdem als Magoroth geboren wurdest und ein Teil von dir immer Magoroth bleiben wird. Er möchte, dass du dieses Schwert trägst, wenn Kardiastan angegriffen wird. Wir möchten, dass du zurückkehrst.«
Arrant stand auf und trat zur Zeltöffnung, das Schwert immer noch in der Hand. Er konnte die Eleganz des aufsteigenden Brückenbogens über den Bäumen sehen. Seine Konstruktion. Seine Brücke, die über den Atreus führte. » Wunderschön, oder? Ich habe davon geträumt, als berühmter Architekt nach Kardiastan zurückkehren zu können, nicht als Magoroth, der einst versagt hat und mit einem leeren Schwert kommt, um eine letzte Schlacht zu schlagen.«
» Dein Vater dachte, du würdest dort sein wollen.«
» Er hatte recht.«
» Deine Mutter möchte, dass du hierbleibst.«
» Mütter möchten immer, dass ihre Söhne in Sicherheit sind.«
» Sam hat mir eine Nachricht für dich mitgegeben. Sie lebt jetzt in Madrinya.«
» Oh.«
» Sie sagte, dass ich die Worte unbedingt richtig übermitteln sollte, also hier sind sie, genauso, wie sie sie mir gesagt hat. ›Sag Arrant, dass kein Mensch sterben sollte, ohne jemals seinen Bruder gesehen zu haben.‹«
Arrant fuhr sich mit der Hand durch die Haare und wandte sich zu Garis um. Er schüttelte in ironischer Erheiterung den Kopf.
» Ich weiß«, pflichtete Garis ihm bei. » Sie ist wie ein verdammter Grassamen, der in deiner Hose steckt. Lässt nie zu, dass einem zu behaglich wird.«
» Das Problem ist, dass sie die ärgerliche Angewohnheit hat, recht zu behalten.«
» Ganz wie deine Mutter.«
» Genau. Sie sind nicht verwandt, oder?«
» Doch, entfernt.«
» Ich habe noch einen anderen Grund, nach Hause zurückzukehren, wie du weißt.«
» Firgan?«
Arrant lächelte. » Genau.«
24
In einem Tal, das wegen des dortigen Baumwollanbaus berühmt war, hievte ein Baumwollbauer namens Brix einen weiteren Korb voller Baumwollkapseln in den Trichter und verspürte eine stille Zufriedenheit. Dieses Jahr war die Ernte gut. Ein gutes Zeichen für ihn und seine Frau Faretha, wo sie gerade zum ersten Mal Eltern wurden. Er dachte an sie und die Wölbung ihres Bauches und lächelte. Er hatte sich gut verheiratet, und er wusste es. Die beste Spinnerin im ganzen Tal, und noch dazu eine verdammt gute Köchin. Sie würde eine gute Mutter abgeben… Seine Gedanken wanderten weiter, während er sich umdrehte, um einen weiteren vollen Korb zu holen.
Dann sah er die Wolke.
Braunrot. Sie bewegte sich schneller als jede Wolke, die er je zuvor gesehen hatte. Sie verschlang den Himmel wie ein Seehecht einen Schwarm kleiner Fische. Der Wind prallte wie aus dem Nichts gegen ihn, brachte jede Menge Staub und Erde mit. Er schaffte es gerade noch, den Deckel auf dem Trichter zu befestigen, bevor die Baumwolle herausgeweht und im ganzen Tal verteilt werden konnte.
Er begann, auf das Haus zuzulaufen, um Faretha zu warnen, dass sie die Hühner einsammeln und die Türen und Fenster schließen sollte. Ihm gefiel das nicht. Und der Gestank gefiel ihm sogar noch weniger. Bei den Sandhöllen, er hatte noch nie etwas so Übles gerochen.
Er lief immer noch, als er ein Geräusch hörte– es klang, als wäre hinter ihm etwas vom Himmel gefallen. Er wirbelte herum, sah aber nur ein Kind auf dem Pfad stehen. Er kannte das Mädchen, aber sie gehörte eigentlich auf die andere Talseite. » Liebes«, sagte er, » wo kommst du
Weitere Kostenlose Bücher