Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
zitternd, » jemandem hinterherzuspionieren. Muss ich das tun?«
» Wenn dein Vater das sagt«, sagte Gretha, die ihre Augen nicht von der Stickerei nahm. Sie stickte einige wie hingeworfen wirkende Blumen auf das Mieder eines neuen Anoudain für Elvena, und es war offensichtlich, wie stolz sie diese Arbeit machte und wie viel Vergnügen sie ihr bereitete.
» Ich denke, es klingt nach Spaß«, sagte Lesgath. » Ist es in Ordnung, wenn wir ihn ermutigen, auf seine tyranische Nase zu fallen?«
» Natürlich nicht.« Korden runzelte die Stirn. » Eure Aufgabe besteht darin– und das gilt für euch alle–, ihn zu beobachten, bis er sechzehn ist und Temellin die Entscheidung treffen muss, seinen Namen vor den Rat zu bringen, damit er die Bestätigung als Illusionisten-Erbe erhält. Wenn der Rat seine Ernennung anerkennt, wird es sehr, sehr schwierig werden, ihn wieder zu verdrängen. Wenn der Junge nicht geeignet ist und Temellin unklug genug ist, ihn vorzustellen, möchte ich einhundert Beispiele, die ich vor dem Rat vorbringen und aufgrund derer ich zeigen kann, dass er ungeeignet ist.« Er holte tief Luft. » Das ist im Augenblick alles. Ihr könnt jetzt alle zu dem zurückkehren, was ihr vorher gemacht habt.«
Sie kamen dem nur zu rasch nach. Myssa und Ryval verließen das Zimmer streitend, genau wie Lesgath und Serenelle. Gretha schnappte sich Elvena, damit sie das neue Überkleid anprobierte, bevor sie verschwinden konnte.
Firgan allerdings rührte sich nicht. Als alle anderen gegangen waren, sagte er: » Lesgath hat einen interessanten Punkt angesprochen, Papa. Bringen wir den kleinen tyranischen Mistkerl hin und wieder zum Stolpern?«
» Nach allem, was ich gehört habe, wird das nicht nötig sein. Es ist ganz sicher nicht ehrenhaft. Du scheinst nicht zu begreifen, worum es geht, Firgan: Ich würde all das nicht von euch verlangen, wenn ich glauben würde, dass der Junge am Ende ein Illusionist von Format werden könnte. Alles, was ihr tun müsst, ist, Beweise für das zu sammeln, was ich für wahr halte. Arrant Temellin ist wahrscheinlich unfähig und eine Gefahr für uns alle. Ich habe nur das Beste für Kardiastan im Sinn, nichts anderes.«
» Natürlich.«
Etwas in der gleichgültigen Zustimmung seines Sohnes brachte Korden dazu, noch etwas hinzuzufügen. » Firgan, niemand von uns darf dabei beobachtet werden, wie er absichtlich das Ansehen des Illusionisten-Sohnes untergräbt– ganz besonders du nicht. Ist das klar genug? Temellin ist mein Freund und kommt zu mir, um sich Rat zu holen. Ich möchte, dass das so bleibt. Der Junge wird von allein stolpern, ohne dass irgendwer von uns ihm dabei helfen muss.«
» Wie du wünschst. Ich verstehe, was du meinst.«
Firgan erhob sich vom Diwan und schlenderte nach draußen. Im Atrium fragte er eine der Dienerinnen, wo er seinen jüngsten Bruder finden könnte. Er ging in die Richtung, die die Frau ihm wies, und begab sich nach draußen, fing seinen Bruder ab, als er die Marmorstufen hinunterging, die zu den Stallungen führten. » He, warte, Les«, sagte er.
» Was ist?«
» Es geht um deinen Vorschlag. Wie wir dafür sorgen können, dass der tyranische Mistkerl auf die Nase fallen wird.«
» Und?«
» Vater hat recht. Es wäre keine gute Idee. Wir müssen über jeden Verdacht erhaben sein.«
Lesgath grinste. » Ah. Aber du hast trotzdem einen Plan?«
» Jungen sind Jungen. Schwelgen immer in irgendwelchen Witzeleien, ziehen sich gegenseitig auf, der ganze alte Kram. Normales Verhalten für Jungen in deinem Alter, oder? Ich meine, sich über ihn lustig machen– da ist doch nichts Schlimmes dran. Nimm dir vor, den Jungen in den Augen anderer Leute lächerlich aussehen zu lassen, denn je dümmer er wirkt, desto weniger wird es den Anschein haben, als würde er die Eigenschaften eines Anführers besitzen. Nimm dir vor, ihm das Leben schwer zu machen, denn je unglücklicher er auf der Akademie ist, desto schwerer wird es ihm fallen, sich hervorzutun. Aber du musst dabei außerordentlich vorsichtig vorgehen, Bruder. Wenn die Lehrer merken, dass du ihm das Leben schwer machst, werden sie einschreiten. Wenn das, was du vorhast, zu offensichtlich wird, wird Arrant die Sympathien auf seiner Seite haben. Der Grat zwischen Schikane und harmlosen Hänseleien ist verdammt schmal– und du darfst ihn niemals überschreiten. Glaubst du, du kannst das?«
Lesgath lächelte, und seine Augen glänzten vor freudiger Erwartung. Firgan lächelte zurück. » Ich glaube,
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