Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
riesigen Ozean aus Sand jede Kreatur der Verheerung zerfetzt und jedes Geschwür der Verheerung ausgetrocknet haben würde. Nicht einmal die untergehende Sonne würde sie aufhalten, denn die Hitze der Verheerung genügte, um sie in Bewegung zu halten und weiterziehen zu lassen. Aber in ihrer Begeisterung, in ihrem ungezügelten, unvernünftigen Wunsch zu helfen, brachte sie den Illusionierern und ihrer Illusion den Tod. Mächtige Wellen bildeten sich auf dem See der Verheerung, die die Inseln überschwemmen würden, bevor die ersten Sandkörner der Zitterödnis zu ihnen gelangen konnten.
» Oh Cabochon, es tut mir leid«, sagte Arrant. Es tut mir so leid.
Es wird Kardiastan retten. Die Verheerung stirbt hier und heute mit uns beiden. Und Tarran fügte ergeben und traurig hinzu: Wir haben es gut gemacht, Bruder.
» Das haben wir, nicht wahr?«
Selbst die Krieger beim Strebenlager werden Loblieder auf uns singen. Stell dir das nur vor, Arrant. Heldenepen, die nachts am Feuer erzählt werden, in denen von Arrant und Tarran die Rede ist, den Helden von Kardiastan.
Er lachte und fragte sich, ob es vielleicht wirklich eines Tages so sein würde. » Ich würde lieber noch leben«, sagte er, und dann schwieg er, als er gezwungen war, eine weitere Welle von Bestien der Verheerung zurückzuschlagen. Es war so anstrengend, dass er danach keuchend nach Luft schnappte. Als er wieder sprechen konnte, fragte er: » Weißt du, wie es Vater geht? Oder den anderen?«
Nein, tut mir leid. Wir sind zu schwach, um noch jemanden zu spüren. Er zögerte, wollte offenbar nur widerwillig sagen, was er zu sagen hatte. Arrant …
» Ja?«
Ich denke, ich gehöre zu ihnen. Zu den Illusionierern. Macht es dir etwas aus?
Es machte ihm etwas aus; es machte ihm schrecklich viel aus. Er musste all seine Kraft aufwenden, um zu verbergen, wie sehr die Vorstellung von einem einsamen Tod ihn entsetzte. Aber er wusste, dass Tarran recht hatte: Sein Bruder gehörte zu den Illusionierern, zu seiner eigenen Art. Er hatte sein ganzes Leben bei ihnen verbracht. Sie waren seine wahre Familie. Er war ein Teil von ihnen. » Ich liebe dich, Tarran«, sagte er. » Beim Cabochon, du hast keine Ahnung, wie sehr.« Tränen wischten die Wirklichkeit dessen, was ihm bevorstand, beiseite.
Ich denke, ich weiß es, sagte Tarran leise. Ich liebe dich auch. Dein Geist ist manchmal eine schlammige Kloake aus Schwachsinn – aber ich würde kein bisschen deiner sinnlosen Hirnverbranntheiten ändern wollen. Geh und stirb gut, Bruder. Wate mitten zwischen diese Mistkerle hinein und zeig ihnen, was Verdammnis ist!
Und weg war er.
Arrant stand allein vor der Ansammlung aus Hass und blindwütiger Mordlust.
33
Die Illusionistin war beunruhigt. Während sie unterwegs zu Arrant und Temellin waren, fragte sie Samia nun schon zum dritten Mal: » Bist du sicher, dass es ihm gut geht?«
Samia, die über Saranas Besorgnis halb amüsiert war, verbarg ein Lächeln. » Absolut. Er ist vom Slecz gefallen, und die Kette hat ihm ein wenig den Hals verbrannt, aber es ging ihm gut. Wirklich.« Wenn sie nur daran dachte, dass sie früher einmal Angst davor gehabt hatte, Sarana Solad zu begegnen. Sie hatte so viele Geschichten gehört: dass sie einst eine skrupellose Agentin des Exaltarchats gewesen sein sollte, danach eine große Magoroth-Kriegerin, die ganz allein eine Invasion aufgehalten hatte, dann eine Rebellenanführerin, die die Legionen in Angst und Schrecken versetzt hatte, dann die weitsichtige Herrscherin von Tyrans. Manche nannten sie eine geniale Anführerin, andere eine machthungrige Magoria. Es kam darauf an, welcher Geschichte man glaubte. Aber seit Samia sie näher kennengelernt hatte, hatte sie mehr und mehr herausgefunden, dass sie auch eine Mutter war, die sich um ihren Sohn sorgte, und eine Frau, die Angst um den Mann hatte, den sie liebte. » Ich mag sie«, dachte Samia.
» Und Firgan ist tot?«, fragte Garis.
Sie drehte sich zu ihm um und überlegte, was sie sagen sollte. Sie hatte diesen Teil nur am Rande gestreift, weil sie der Meinung war, dass das Arrants Geschichte war, die er selbst erzählen sollte– oder auch nicht. » Die beiden Sleczs von Magor Firgan sind zur Strebe zurückgekehrt«, sagte sie neutral, » er selbst jedoch nicht.«
Garis und Sarana wechselten über ihren Kopf hinweg einen Blick.
» Ich Närrin«, dachte sie. » Als ob ich ihnen etwas vormachen könnte.«
» Das ist seltsam«, sagte ihr Vater, und sie brauchte einen Moment, um zu
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