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Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)

Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)

Titel: Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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schließlich eine andere Kette. Jetzt frage ich mich, ob ich ihm nicht einen schlechten Dienst erwiesen habe. Sie sind alt, diese Runen, und sie wurden von einem seltsamen Volk mit Klauen wie Tiere hergestellt, das aus einem längst untergegangenen Land kam. Zumindest besagen das die Legenden. Einem Land unter dem Meer, wie manche sagen. Aufgegessen vom Sand, sagen andere. Das klauenbewehrte Volk ist auch verschwunden, zusammen mit seinem Land und seinen Minen.«
    Ligea runzelte die Stirn; sie suchte nach der Bedeutung dessen, was er gesagt hatte. » Du denkst, die Perlen könnten meinem Sohn schaden ?«
    Er zuckte mit den Schultern. » Sie haben kein Interesse an Eurem Jungen, nicht auf die eine und nicht auf die andere Weise. Runenperlen sind immer an Tiere gebunden, nicht an Menschen. Deshalb tragen wir sie– um unsere Tiere besser zu verstehen. Aber meine Perlen sehnen sich nach seinen. Ich spüre den Zug von seinen in meinen eigenen. Da ist irgendwas Seltsames in der Luft, wo er geht, und meine Runen spüren die Beunruhigung. Die Inschriften bewegen sich und winden sich. Ich weiß nicht, was es bedeutet, und es hat auch keinen Zweck zu fragen, denn es ist niemand mehr am Leben, der es uns sagen könnte.« Er sah auf seine Kette hinunter. » Aber sie finden keinen Frieden, während sie lauschen. Sag ihm, er soll die Kette nicht tragen. Es wäre sicherer.«
    Sie nickte. » Das werde ich tun.«
    » Dann mache ich mich mal wieder auf den Weg.« Er warf einen Blick auf die Ebene, die sie umgab, und erzitterte. » Flaches Land greift die Seele eines Menschen an. Ihr seid hier viel zu weit weg vom Himmel.« Er nahm die Zügel seines Plateau-Ponys und machte sich daran aufzusitzen.
    » Es waren nicht die Runen, die dir gesagt haben, dass ich hierherkomme, oder?«, fragte sie nach einer Weile.
    Er lächelte sie verlegen an. » Nein. Hab gehört, Ihr wärt in Getria. Dann sagte mir der Zöllner, dass Ihr hier vorüberkommen würdet, also habe ich gewartet.« Er zog sich in den Sattel und ritt weg, ohne noch einen Blick zurückzuwerfen.
    » Schlechte Neuigkeiten?«, fragte Gevenan, als Ligea wieder auf ihr Pferd stieg.
    » Nur abergläubischer Unsinn.«
    » Ach so.«
    » Äh, schick einen Schreiber und einen Kurier zu mir, sobald wir das Wegehaus erreicht haben.«
    Er zog eine Grimasse. » Es ist immer klug, die Verrücktheiten von Propheten und Schamanen aufzuzeichnen.«
    » Halt den Mund, Gev, oder ich stopfe dir ein Stück von Bergs Bärenfell in den Rachen.«
    Er lachte und ritt weiter.
    » Abergläubischer Unsinn«, dachte sie. » Mehr ist es nicht. Eine Kette mit Steinperlen kann niemandem schaden… oder?«
    Ungar war eine Magoria in den Dreißigern, die gerne Anfängerklassen unterrichtete. Keiner ihrer Schüler war älter als sechs Jahre, und genau das mochte sie. Sie liebte die Art und Weise, wie sie Spaß an der schwachen Macht ihrer Edelsteine hatten; sie liebte die Art und Weise, wie ihr Stolz zunahm, wenn sie lernten, die Macht zu benutzen, um einfache Dinge zu tun, so wie jemanden beim Versteckspiel zu finden oder weiter entfernte Gegenstände zu sehen oder Worte zu hören, die auf der anderen Seite des Geländes gesprochen wurden. Es gab so viele Spiele, die man mit kleinen Kindern spielen konnte, und sie wurden ihrer nie müde.
    Arrant war anders. Zum Beispiel war er schon älter als dreizehn, und obwohl er ziemlich höflich war, war er doch auch distanziert. Er wollte keine Spiele spielen; er wollte lernen. Er wollte verzweifelt gern lernen. Sie konnte es spüren.
    Temellin hatte sie zu sich gerufen, um den Jungen einzuschätzen, so dass sie eine Ahnung haben würden, wo sie ihn hinstecken könnten – was klug war von dem Illusionisten. Denn zu versuchen, Arrant selbst einzuschätzen, hätte in eine Katastrophe gemündet – aber sie wünschte, er wäre nicht in dem Zimmer geblieben und hätte zugesehen. Der Junge war auch so schon nervös genug, ohne dass der Vater, den er kaum kannte, dabeisaß und alles beobachtete. Aber Temellin war der Illusionist und noch dazu viel älter als sie, daher hatte sie nicht die Unverfrorenheit, ihm zu sagen, dass er gehen sollte. Sie wünschte, sie wäre wie Garis, denn der hätte den Illusionisten ohne jeden Skrupel einfach weggeschickt, obwohl er nicht älter war als sie.
    Armer Arrant. Er wirkte so unglücklich, und er musste müde sein. Er war erst am Abend zuvor angekommen und wurde nun gleich als Erstes am nächsten Morgen auf Herz und Nieren geprüft wie ein

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