Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
reinrassiges Slecz, das unbesehen von einem Händler gekauft worden war. Er sah aus, als hätte er in der Nacht auch nicht gut geschlafen.
Sie plauderte eine Weile mit ihm in der Hoffnung, dass er sich entspannte, erzählte ihm, dass die Klassen hier nach Fähigkeiten aufgeteilt wurden und nicht nach dem Alter. Es war sehr gut möglich, dass man in einem Aspekt der Magoroth-Studien recht weit fortgeschritten war und in einem anderen eher zu den Anfängern gehörte.
» Also müssen wir herausfinden, wo wir dich hinstecken sollen, indem wir all die verschiedenen Aspekte bei der Nutzung des Cabochons berücksichtigen«, sagte sie freundlich und bemühte sich, sich durch seinen großen Ernst nicht niederdrücken zu lassen. Wenn er nur lächeln würde, wäre er ein attraktiver Junge. Er hatte das gute Aussehen seines Vaters… » Schutzzauber, Fernsicht, Kampf, Ortung, Gefühlslesen, Verhüllen und so weiter. Ich werde dich also einfach bitten, ein paar Dinge zu tun, um zu sehen, wie du dich machst.«
Er nickte, aber alles an ihm zeugte von Spannung. Er achtete zum Beispiel sorgfältig darauf, seinen Vater nicht anzusehen. Sein Gesichtsausdruck war so hölzern, dass sie vermutete, er verbarg tiefes Unglück, aber sie konnte nicht den leisesten Hinweis auf seine Gefühle erhaschen.
» Nun, für den Anfang werden wir dich im Fach Verhüllen in die Klasse für Fortgeschrittene stecken, denke ich«, sagte sie mit einem Lachen.
Er wirkte verblüfft. » Verhüllen? Was ist das?«
» Deine Emotionen vor anderen zu verbergen. Du bist der einzige Junge deines Alters, den ich kenne, der hier sitzen kann und nicht das Geringste preisgibt, während ich hier rede. Du kannst sogar deine Anwesenheit verbergen, wusstest du das? Ich hätte Schwierigkeiten zu erkennen, dass du in diesem Zimmer bist, wenn ich vorbeigehen und nicht hereinschauen würde.«
» Meine Mutter hat mir das gesagt.«
» Das ist gewöhnlich ein Hinweis auf eine besonders starke Magormacht, weißt du.«
Er machte ein überraschtes Gesicht. » Nein, das wusste ich nicht.«
» Also, versuchen wir etwas anderes. Ruf zuerst einmal eine Farbe in deinen Cabochon.«
Er saß vollkommen reglos da. » Das kann ich nicht«, sagte er dann.
» Versuche es.«
» Ich habe es gerade versucht.« Er öffnete die Hand, um den Cabochon zu zeigen, der in seiner Handfläche lag. Er war blassgelb und glühte überhaupt nicht.
Es war die einfachste Fähigkeit, die sogar die jüngsten Theuros beherrschten, und er konnte es nicht. Sie war entsetzt und warf Temellin einen alarmierten Blick zu. Der Illusionist rührte sich nicht.
» Manchmal kann ich es«, sagte Arrant. » Allerdings passiert es meistens, wenn er dazu Lust hat, und nicht, wenn ich es von ihm will.«
» Aber das verstehe ich nicht. Du verhüllst dich immer noch. Wie kannst du das mit einem gedämpften Cabochon tun?«
Er zuckte mit den Schultern. » Ich weiß nicht. Es passiert einfach. Wie eine Gewohnheit.« Er versuchte, es zu erklären. » Ich brauche Macht, um mich zu ent hüllen, nicht um mich zu verbergen.«
Sie versuchte, sich ihre Bestürzung nicht anmerken zu lassen, und bat ihn, stattdessen etwas zu spüren, das sich weiter entfernt befand.
Nur ein einziges Mal war er in der nächsten Stunde irgendwie erfolgreich. Sein Cabochon flackerte plötzlich farbig auf, als sie ihn fragte, ob er wüsste, wie man einen tödlichen Machtstrahl aufbaut. » Oh ja«, sagte er, und seine Stimme klang so kalt wie beißender Frost. » Darin bin ich sehr gut.« Er sah auf das Glühen in seiner Hand und richtete sie dann auf den leeren Kamin. Zerstörerische Macht flammte plötzlich vor dem Mauerwerk auf und erstarb so rasch, wie sie gekommen war. Einer der Lehmziegel war jetzt nur noch glühender, pulverisierter Staub. Eine Rauchschwade stieg aus seiner Mitte empor.
Sie war erschüttert. » Ich werde sonnengeröstet!« Sie starrte fassungslos das Loch an, das in dem Mauerwerk gähnte, und dann seinen Cabochon, der wieder fast farblos war.
Als sie Arrant erneut ansah, lächelte er bitter und zuckte mit den Schultern, die Handflächen nach außen gerichtet. » Das Dumme ist nur, dass ich es nicht unbedingt tun kann, wenn ich es brauche.«
» Das war beeindruckend«, sagte sie. » Man braucht viel Macht, um das zu tun, was du gerade getan hast. Und du hast eine hervorragende Kontrolle bewiesen, die ganze Kraft auf diesen einen Ziegel zu richten. Ganz ehrlich, Arrant, ich glaube nicht, dass es viele Schüler deines Alters
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