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Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)

Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)

Titel: Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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Regierung. Sie leisten Abgaben für bestimmte Dienste, und wir bezahlen den jeweiligen Magor oder die Magoria, die die Aufgabe übernimmt. Es ist ein immer wieder auftauchendes Problem, denn unser Abkommen mit den Illusionierern besagt, dass wir unsere Ziele nicht für persönlichen Gewinn einsetzen sollen. Die Tafeln des Abkommens besagen auch, dass wir unsere gesteigerten Fähigkeiten dazu benutzen sollen, das Leben der Nicht-Magori zu verbessern. Wir alle haben das geschworen– und du wirst es auch schwören, wenn du dein Schwert hast. Also behaupten einige Nicht-Magori, dass wir alles umsonst tun sollen.«
    » Garis hat einen Teil davon erklärt. Es klang schrecklich kompliziert.«
    » Das ist es auch. Wir umgehen die moralischen Beschränkungen, die das Abkommen verlangt, indem wir für die geleisteten Dienste niemals direkt Geld von Nicht-Magori verlangen. Ein Magorheiler zum Beispiel wird vom Magorschatzhaus bezahlt, wenn er Patienten behandelt. Die Patienten selbst bezahlen die Zivilbehörden an ihrem Wohnort, und diese reichen die Bezahlung an das Schatzhaus weiter. Das ist zweifellos scheinheilig. Vor allen Dingen ist es umständlich, und wir kämpfen ständig gegen Korruption in dem System. So besagt zum Beispiel die Heilerethik der Magori, dass ein kranker Mensch nie abgewiesen werden darf– aber genau dies passiert häufig, weil die Zivilbehörden darauf bestehen, erst bezahlt zu werden. Und ich vermute, ein großer Teil von dem, was uns zusteht, bleibt irgendwo unterwegs hängen.« Er lächelte müde. » Es ist tatsächlich kompliziert. Letztlich funktioniert es deshalb, weil es im Interesse der Nicht-Magori liegt, dass wir Magori unsere Zeit nicht damit verbringen, andere weltlichere Aufgaben auszuüben. Schließlich wäre es kaum sinnvoll, einen Heiler am Ende der Straße zu haben, wenn der ständig damit beschäftigt ist, als Maurer zu arbeiten, um über die Runden zu kommen. Ich weiß, dass es idiotisch scheinen muss, denn wir müssen jeden neuen Vertrag einzeln aushandeln, wie bei dieser Abflusssache hier, ohne jemals etwas so Unfeines wie Geld zu erwähnen, aber wir kommen zurecht.«
    » Kann ich die Pläne für das neue Abwassersystem sehen?«
    Seine Frage verwirrte Temellin. » Was meinst du mit Plänen?«
    » Hat nicht irgendjemand Pläne auf Pergament aufgezeichnet?«
    » Das weiß ich nicht. Ich denke, es ist alles im Kopf des alten Barret. Er ist der Baumeister von Madrinya.«
    Arrant, der von den besten Akademikern Tyrs unterrichtet worden war, war schockiert. » Und was wäre, wenn er stirbt? Es muss alles aufgezeichnet werden!«
    » Das geht uns nichts an. Wir liefern nur die Magorfähigkeiten und die Magormacht, wenn sie benötigt werden. Das Ganze zu planen und zu bauen ist Sache der städtischen Behörden.«
    » Kann ich dich zum Treffen begleiten?«
    » Nun, ja, vermutlich schon, wenn du das möchtest. Aber es wird hauptsächlich um Geld gehen, nicht um das Problem des Abwassers. Trotzdem wäre es eine Gelegenheit für dich, die Stadträte kennenzulernen, und du könntest dann auch nach den Plänen fragen.« Er blickte zweifelnd drein. » Bist du sicher, dass es dich nicht langweilen wird?«
    Arrant schüttelte den Kopf. Tatsächlich war er weitaus mehr an Fragen der Abwasserproblematik und wie man ein neues System finanzieren könnte, interessiert als an Kampfunterricht oder einer weiteren Unterweisung in der Anwendung des Cabochons; aber er bezweifelte, dass es gut wäre, das laut zu sagen.
    Am nächsten Morgen erwachte Arrant, als gerade das erste Morgenlicht ins Zimmer fiel. Er hatte die Läden offen gelassen, so dass er beim Einschlafen den Nachthimmel sehen konnte. In dieser Nacht hatte ein Wahnsinnsmond am Himmel gestanden, als eine schwarze Scheibe über die gelbe Scheibe gewandert war, bis der Mond wie ein strahlend helles Rad mit einem Loch in der Mitte ausgesehen hatte. Die Leute sagten, wenn man zu lange auf die dunkle Scheibe schaute, würde man mondverrückt werden, weil das Loch einem den Verstand aussaugte. Die Gelehrten der Akademie von Tyr hatten ihm gesagt, dass es nur der Schatten des Mondkinds wäre, und er zog ihre Erklärung vor.
    Jetzt, im ersten Licht der Morgendämmerung, sah er zu, wie die Sterne verschwanden, und dachte an den bevorstehenden Tag. Temellin würde ihn zu seiner ersten Stunde im Kampfunterricht zur Magoroth-Akademie bringen. Er war nervös, aber entschlossen. Er würde versuchen, seinen Vater stolz zu machen. Er musste sich rehabilitieren.

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