Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
widersetzen. Arrant hätte so gern mit seinem Vater über ihn gesprochen, aber ohne Tarrans Anwesenheit gab es keine Möglichkeit zu beweisen, dass er mit seinem Bruder sprechen konnte. Er unterdrückte den Drang.
Alle anderen Schüler wohnten in der Akademie, aßen im Speisesaal und schliefen gemeinsam in Schlafsälen. Arrant jedoch kehrte jeden Abend in sein eigenes Schlafzimmer zurück und nahm das Essen gemeinsam mit seinem Vater ein.
Es waren anstrengende Mahlzeiten, in denen sie sich beide vorantasteten und versuchten, Gemeinsamkeiten zu finden, und nach gegenseitigem Vertrauen suchten, es aber niemals ganz fanden. Temellin sprach nie wieder über die Ereignisse, die zu Arrants Aufbruch aus Tyr geführt hatten. Arrant wusste, dass sein Vater sich alle Mühe gab, freundlich zu sein, gerecht zu bleiben, ihn zu lieben, aber er konnte niemals die Gefühle vergessen, die in diesem einen ersten unbewachten Moment in Temellins Gesicht gestanden hatten. Er konnte nie die Ungläubigkeit seines Vaters zu einem Zeitpunkt vergessen, da er sein Vertrauen benötigt hätte, oder dass Temellin ihn einmal abgewiesen hatte. Er erinnerte sich, aber er bemühte sich immer noch, zu gefallen und der nette Sohn zu sein, den Temellin sich gewünscht hätte.
Es schmerzte ihn, die Sorge in Temellins Augen zu sehen, während er selbst weiterhin versagte, wenn es darum ging, seine Cabochon-Macht verlässlich zu kontrollieren. Temellin zweifelte an den Fähigkeiten seines Sohnes.
» Wusstest du, dass viele Schüler in der Akademie glauben, dass meine Position als Illusionisten-Erbe niemals von den Magoroth bestätigt werden wird?«, fragte er seinen Vater eines Abends, als sie nach dem Essen in den Gemächern des Illusionisten gemeinsam beim Feuer saßen. » Und dass der Rat versuchen wird, Firgan an meiner Stelle zum Illusionisten-Erben zu erklären?«
» Schülergerede. Das heißt noch lange nicht, dass es so kommen wird. Arrant, es muss Einigkeit bestehen– und das bedeutet, es ist auch meine Zustimmung nötig. Wir müssen erst noch sehen, was mit deiner Macht passiert, wenn du dein Magorschwert bekommst.«
» Was ist, wenn… äh, ich meine, wäre es nicht besser, wenn Kardiastan einen fähigen Illusionisten hätte statt einen wie mich?« Er zitterte und rückte näher zum Feuer. » Aber nicht Firgan«, dachte er. » Bitte nicht Firgan.«
Temellin schob ein weiteres Bündel fest zusammengebundenes Schilf auf die Kohlen, bevor er antwortete. Das war noch eine Sache, die Arrant herausgefunden hatte: Holz war in Kardiastan rar, viel zu rar, um es zu verbrennen. » Würde es in der Erbfolge einen geeigneten Kandidaten geben, würde ich vielleicht darüber nachdenken«, räumte sein Vater mit schmerzhafter Offenheit ein. » Aber Firgan ? Glaube mir, du wärst ein sehr viel besserer Illusionist als Firgan. Es stimmt, er ist beliebt bei vielen, mit denen er gekämpft hat. Wenn ich sicher sein könnte, dass er auch ein weiser und mitfühlender Mensch ist, würde ich dir sagen– lass ihn Erbe sein.«
Er fuhr sich in einer besorgten Geste mit der Hand durch die Haare. Als seine Finger sich in dem Lederband verfingen, zog er es ungehalten weg. » Illusionist von Kardiastan zu sein ist eine undankbare Aufgabe. Ich hatte einmal gedacht, ich würde die Macht lieben, aber dann musste ich die Frau aufgeben, die mir mehr bedeutet hat als irgendjemand sonst; ich musste eine Frau heiraten, die ich nicht sehr mochte; ich musste mich von meinem Sohn trennen und erleben, wie er als Fremder zu mir zurückkehrte. Ich musste eine Nation in den Krieg führen und zusehen, wie gute Menschen starben. Das ist kein Schicksal, das ich meinem Sohn auferlegen würde, wenn es nicht nötig wäre.«
» Aber du glaubst, das ist es? Es ist nötig?«
» Wenn du nicht der Erbe bist, wird es entweder Korden sein oder Firgan. Korden will es nicht sein. Er denkt, er hätte als mein Berater mehr Einfluss, und dass ich ihm weniger trauen würde, wenn er mein Erbe wäre. Das ist nicht unbedingt wahr, aber er glaubt es. Und Firgan? Ich mag ihn nicht. Während des Krieges hatte er den Ruf, unnötig rücksichtslos vorzugehen. Er kann charmant sein, wenn er will, großzügig mit Geld umgehen, und Korden lässt nicht zu, dass man auch nur ein einziges böses Wort über ihn sagt– aber ich fürchte mich vor der Vorstellung, dass er über dieses Land herrschen könnte. Es gibt nichts Greifbares, das ich benutzen könnte, um ihn in Misskredit zu bringen; dazu ist er viel zu
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