Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
schlau.«
Obwohl alle Läden verschlossen waren, war die Kälte der eisigen Wüstennacht ins Zimmer gedrungen, und er wärmte seine Hände an den Flammen. » Gretha– Kordens Frau– ist eine außergewöhnlich dumme Frau, die ihre Kinder abwechselnd verwöhnt und gegeneinander ausgespielt hat. Sie hat ihnen niemals irgendwelche ethischen Werte vermittelt. Sie hat ihnen einfach nur beigebracht, der Welt ein ehrbares Gesicht zu zeigen.«
» Du denkst, ich würde ein besserer Herrscher sein?« Arrant konnte nicht verhindern, dass seine Überraschung deutlich zu hören war.
» Ja.«
Dass Temellins Antwort so knapp und bestimmt kam, verblüffte Arrant. » Aber du kennst mich nicht.«
» Ich kenne Sarana. Ich kenne Garis. Ich weiß, was sie über dich sagen. Und ich fange an, dich kennenzulernen. Ich mag, was ich sehe. Ich hoffe, dass du mir eines Tages genug vertraust, um mir die Wahrheit mitzuteilen, die du verbirgst, was immer es ist.«
Arrant wich dem Thema aus. » Aber was ist mit meiner Macht? Ich habe Menschen getötet, ohne es zu wollen, und ich war unfähig, meine eigene Macht herbeizurufen, als es nötig war.«
» Wir werden einen Weg finden, dich in ihrem Gebrauch zu unterrichten. Arrant, dieses Land braucht einen zukünftigen Illusionisten, der mehr Format hat als irgendjemand aus Kordens Familie. Der Zusammenbruch des Exaltarchats hat die Welt verändert und wird sie noch weiter verändern. Die Magori sind gewöhnlich zu sehr nach innen gerichtet, daher brauchen wir jemanden wie dich, der mehr von der Welt kennt. Ich möchte, dass du dich mit deinem Schicksal anfreundest.«
Arrant wollte die Vorstellung glatt zurückweisen, aber stattdessen hörte er in seinem Kopf eine Stimme: Ich muss mit mir selbst leben können. Oder besser, ich muss mit dem Wissen sterben können, wie ich gelebt habe. Das waren Brands Worte gewesen, mit denen er Arrant gebeten hatte, sich zu besinnen und Mut zu haben, in einem Moment, als er bereits wusste, dass er sterben würde. Götter, wie hatte er das nur vergessen können? Brand, der ihm in diesen letzten Momenten gezeigt hatte, dass man seine Pflicht, seine Verantwortung und sein Opfer als Teil eines jeden gut gelebten Lebens annehmen muss. Arrant schluckte die ablehnenden Worte hinunter, die er schon hatte aussprechen wollen.
Temellin bemerkte seinen inneren Aufruhr, aber er sagte nichts. Er ging durch das Zimmer zum Tisch hinüber und schenkte sich etwas Wein ein. » Möchtest du auch welchen?«, fragte er. » Ich kann ihn mit etwas Wasser mischen.«
» Ja, bitte.«
Als Temellin zurück zum Feuer kam und ihm den Kelch reichte, sagte er: » Es gibt da noch etwas, das ich dir sagen muss. Ich habe dafür nicht die geringste greifbare Grundlage– es ist nur ein Bauchgefühl, das möglicherweise aus vielen Kriegsjahren und anderen Schrecken geboren ist. Sei sehr vorsichtig, was Firgan betrifft.«
Arrant erinnerte sich an den Stoß Bösartigkeit, den der Mann auf ihn abgegeben hatte, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren, und er rutschte unsicher auf seinem Stuhl hin und her. » Du meinst, er könnte versuchen, mir Schaden zuzufügen?«
Temellin antwortete nicht sofort, als wäre er verlegen. » Ich reagiere wahrscheinlich über.«
Arrant starrte ihn an; er versuchte vergeblich, etwas von den Emotionen seines Vaters zu spüren. Stattdessen prallte er auf seine eigenen Instinkte, seine Gedanken rasten, und er fragte: » Götter Elysiums– hast du deshalb meine Rückkehr nach Kardiastan hinausgezögert? Hast du gedacht, mir würde von Kordens Familie Gefahr drohen? Dass Firgan mich töten will?«
» Nun, zu Beginn war das nicht der Grund. Anfangs lag es an den Gefahren, die die Verheerung und die Legionen darstellten. Aber seit wir wieder frei sind und zurück in Madrinya? Ja. Inzwischen war Firgan älter, es gab keinen Krieg, der ihn hätte beschäftigen können. Ich hatte Angst vor dem, was er einem kleinen Jungen antun könnte.« Er zuckte mit den Schultern. » Ich hatte keinen Beweis, gar nichts– nur ein Gefühl. Niemand kann sich dem forschenden Blick der Magori dauerhaft verschließen, weißt du– nicht einmal du! Meine Wahrnehmungskraft, wann immer Firgan in der Nähe ist, drängt mich zur Vorsicht. Deshalb möchte ich auch, dass du in diesem Pavillon schläfst und nicht bei den anderen Schülern. Ich bin vorsichtig. Stell dir nur den Ärger vor, den Sarana mir machen wird, wenn dir irgendetwas zustößt.«
Sie sahen sich an, stellten es sich vor– und
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