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Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Schulligen
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meine, hat beim Einfall von Heinrichs Truppen irgendein Turm eine entscheidende Rolle gespielt?«
    Margund überlegte kurz und zuckte schließlich mit den Schultern. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung und schien des lästigen Wühlens in Erinnerungen, die sie schmerzten, überdrüssig zu werden. Laetitia jedoch gab nicht auf: »Habt Ihr je ein Amulett bei Burkhard bemerkt, ein Amulett aus Silber?«
    Margund nickte. »Die silberne Lanze? Ja, das Amulett mit der silbernen Lanze hat Burkhard gehütet wie seinen Augapfel. Aber so heilig es ihm einst war, so verächtlich hat er in den letzten Monaten darüber gesprochen. Das fand ich wirklich seltsam.«
    »Was hat diese Veränderung bewirkt?«
    »Das kann ich Euch nicht sagen, wohl aber dass sie im letzten Winter einsetzte, an dem Tag, als er von Gangolfs Sterbebett zurückkam.«
    »Gangolf?«
    »So hieß der Wurfgeschützmeister. Nie vergesse ich die seltsame Situation! Burkhard riss sich das Amulett vom Hals und schnaubte: ›Westen, er hat Westen gesagt!‹«
    »Und das bedeutete? Wer hat ›Westen‹ gesagt und was soll das heißen?«, fragte Laetitia verwirrt.
    »Die Frage habe ich mir damals auch gestellt. Aber ich bin nur eine Magd – wie hätte ich wagen können, Burkhard darauf anzusprechen? Auf alle Fälle hat er das Amulett in eine kleine goldbeschlagene Schatulle gelegt. Danach hat er es nie wieder getragen und keine einzige Silbe darüber verloren.«
    »Und das Amulett selbst? Wo hatte er es her? Hatte es ihm jemand geschenkt?«
    »Das Amulett mit der silbernen Lanze besaß er seit dem Apulienfeldzug. Damals, es war vor einer Ewigkeit, hatte er sich unserem Kaiser Lothar angeschlossen, der sich mit Rittern und unzähligen Bewaffneten in den Süden aufmachte, um gegen Papst Anaklet vorzugehen.«
    »Und was hat er darüber berichtet?«
    »Von dem Feldzug selbst hat Burkhard nie groß gesprochen, wohl aber voller Stolz darüber, dass sich dort zwölf Männer zusammentaten. Zwölf tapfere Männer, die sich Treue schworen, dass immer der eine für den anderen da sei.«
    Laetitias Gesicht erhellte sich. Zwei Aspekte von Margunds Bericht machten sie glücklich: Einer davon kam vom Verstand, der andere aus dem Herzen. So neblig ihre eigenen Erinnerungen oft verschwammen, so viel Glück bereitete nun das Wissen, dass ihr Großvater an einem solch ehrbaren Bündnis teilgehabt hatte. Gegenüber Margund schwieg sie allerdings darüber. Stattdessen schlang sie ihre Arme um das Mädchen und flüsterte: »Genau ein solches Amulett hat der Mörder verloren, dem zuletzt die Ehrbarkeit wohl nicht mehr viel galt. Trotzdem: Wenn die silberne Lanze wirklich als Symbol für einen Zusammenschluss von Männern stand, die sich beim Apulienzug für eine gemeinsame Sache stark machten, dann wird schon irgendwie herauszufinden sein, wer alles dazugehörte!« Hochgefühl ließ ein Prickeln über ihre Haut laufen. Laetitia war dermaßen durchdrungen vom Mut, den die soeben getroffenen Überlegungen in ihr hervorgerufen hatten, dass sie dem Gedanken an ein Scheitern nicht die mindeste Chance gab.
    Doch Margund, die ihre Zuversicht nicht teilte, löste sich von ihr und sagte: »Wenn das nicht bald gelingt, wird mich allerdings der Henker holen bevor ihr etwas über den Träger des Amuletts wisst.«
    Laetitia, in deren Kopf bereits konkrete Pläne für das weitere Vorgehen entstanden, war nicht bereit, sich die Zuversicht nehmen zu lassen. »Macht Euch keine Sorgen, ich werde … «
    Weiter kam sie nicht, denn es polterte an die Tür, die sich gleich darauf unter dem metallenen Klirren der Schlösser auftat.
    »Schnell, Ihr müsst kommen, Laetitia! Karolina schickt mich, sie ist schon vorausgelaufen!« Niemand anderes als die Novizin Elisabeth, die am Abend von Burkhards Ermordung über die Festnahme Margunds berichtet hatte, stand keuchend im Türrahmen. Sie musste gerannt sein, denn ihr Brustkorb hob und senkte sich hastig. Noch bevor Laetitia eine Antwort auf den Lippen hatte, verzog sich Elisabeths Gesicht zu einer Grimasse. Der Ekel aufgrund des üblen Geruchs, der dem Mädchen aus dem Kerker entgegenströmte, schien Überhand über die Sensation, die ihm aus den Augen sprach, zu gewinnen.
    »Was meint Ihr? Bitte sprecht vernünftig und erzählt mir eins nach dem anderen!«, verlangte Laetitia.
    Elisabeth rollte ungeduldig die Augen und haspelte, das Gesicht vor Abscheu verzerrt. »Karolina ist schon vorausgelaufen, damit Rupert nicht eigenmächtig … Wisst Ihr, Brigitta, die Hure!

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