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Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Schulligen
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Vorhaben allein bewältigen. Wenig später führte Laetitia das Pferd am Halfter durch das nach Südwesten gelegene Stadttor. Während sie auf die Bäume am Wegrand zuhielt, flüsterte sie dem Tier zu: »Du wirst mich schon sicher an mein Ziel bringen, mein Guter. Mit etwas Glück ist Sankt Matthias in einer knappen halben Stunde erreicht.«
    Doch die Strecke zog sich länger, als sie erwartet hatte. Damit sie in dem milchigen Dunst den Weg nicht verfehlte, hielt sich Laetitia stets dicht am Moselufer, bis sie endlich die Anlegestelle erreichte, die ihr einer der Schiffer am Hafen beschrieben hatte. Hier musste sie sich nach Links wenden, um ein kurzes Waldstück zu durchqueren, das geradewegs an die Abtei grenzte. Laetitia saß ab, um dem Rappen an der flachen Uferböschung zu ermöglichen, etwas Wasser zu saufen. Als sie sich nach einigen Minuten wieder aufs Pferd schwang, gewann sie den Eindruck, dass sich etwas verändert hatte. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass sie nicht allein auf dieser Wiese war. Kaum wagte sie, sich umzusehen. Aus dem Augenwinkel glaubte sie, durch den Nebel ein hin und her schwankendes Licht zu sehen. Oder täuschten sie ihre Sinne?
    Lärmend flog ein Schwarm Krähen auf, als Laetitia die ersten Bäume erreichte. Der Wald hatte seine eigenen Geräusche und wie eine Warnung klang das Rätschen eines Eichelhähers an ihr Ohr. Überall im Unterholz raschelte, scharrte, knackte es und sandte Schauer über ihren Rücken. Feuchte Blätter eines Birkenzweiges schlugen ihr ins Gesicht. Laetitia blickte nach rechts und links, doch konnte sie im nebeldurchzogenen Dickicht zwischen den Baumstämmen nichts erkennen. Sie betete inständig, dass die seltsamen Laute von herumstreunenden Füchsen stammten und nicht etwa von Wegelagerern, die ihr an die Kehle wollten. Worauf hatte sie sich nur eingelassen?
    Plötzlich, völlig unerwartet, scheute der Rappe, ging auf die Hinterhufe und tänzelte wild herum. Laetitias Ohren und Augen suchten die Gefahr. Wovor hatte das Tier sich so erschreckt? Nur mühsam konnte sie das Pferd beruhigen. Aus der Richtung, aus der sie gekommen war, tönten Geräusche und durch das Weiß schimmerte eine Fackel. Nur widerwillig folgte der Rappe Laetitias Befehl und bewegte sich vom Weg fort. Zweige kratzten ihr durch das Gesicht, als sich das Pferd durchs Gestrüpp drängte. Verborgen hinter dichten Büschen hielt Laetitia den Atem an. Schon vernahm sie das Geräusch von Pferdehufen in leichtem Trab. Dann zeichnete sich im Licht einer Fackel eine Gestalt zu Pferde ab.
    Rasch griff Laetitia nach dem Messer an ihrem Gürtel. Nicht irgendein Reiter, sondern eine dürre Gestalt, die in einer Mönchskutte steckte, schälte sich aus dem Dunst. Gerwin! Was hatte der hier verloren? Laetitia starrte entgeistert auf sein hageres Gesicht, auf das der Fackelschein ein rötliches Licht warf. In ihren Handflächen bildete sich Schweiß. Mit unbehaglichem Gefühl hielt sie den Griff ihres Messers umklammert. Ihr hastiger Atem schmerzte sie in der Lunge.
    Mein Gott, zog Gerwin nun nicht gerade die Zügel an, um sich vom Pferd zu schwingen? Gewiss hatte er sie bemerkt! Doch Sekunden später ertönte ein leises Schnalzen, das Pferd wieherte und beschleunigte seinen Trab. Noch einmal zeigten sich Gerwins harsche Züge, bis er unter dem gleichen Pferdegetrappel, das ihn angekündigt hatte, wieder im Nebel verschwand. Laetitia wischte sich mit zitternden Fingern den Schweiß von der Stirn. Der Herr hatte ihr beigestanden. Erleichtert trat sie dem Rappen in die Flanken. Wenn sie sich beeilte, würden bald schon die Lichter von Sankt Matthias durch die Bäume schimmern und sie hätte ihr Ziel erreicht. Noch immer schlug ihr das Herz zum Zerspringen.
    Bald vernahm sie Geräusche, ein Hämmern und Hauen, das von Bauarbeiten herrühren musste, und tatsächlich erhob sich einige Zeit später ein Gebäude aus dem wabernden Nebeln. Voller Dankbarkeit erblickte Laetitia ein zur Moselseite ausgerichtetes Portal, an das sich ein längliches Hauptschiff anschloss: Sankt Matthias! Am liebsten hätte Laetitia laut gejubelt vor Erleichterung. Sie strich sich eine feuchte Haarsträhne aus den Augen. Welch herrliches Bauwerk! In welcher Harmonie die beiden schlanken Türme hinter dem Querschiff die Apsis flankierten, stellte Laetitia beim Näherkommen bewundernd fest. Sie staunte über die Leichtigkeit, den der Kirchenbau trotz seiner Größe innehatte. Gewiss trugen zu diesem Eindruck die rot gemauerten Bögen,

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