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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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anderen Mitglieder des Raben.
    »Ich weiß auch nicht, warum ich meine Zeit mit diesem Bastard vergeude. Wir müssen uns um die Totenwache kümmern.«
     
    Alun schob mit zitternden Händen die Nachricht über den Tisch. Andere Hände legten sich über seine, stark und tröstend.
    »Versuche dich zu beruhigen, Alun. Wenigstens wissen wir, dass sie am Leben sind, also haben wir noch eine Chance.«
    Alun betrachtete das Gesicht seines Freundes Thraun, der sich auf der anderen Seite hinter den Tisch gequetscht hatte. Thraun war ein Riese, mehr als sechs Fuß groß, mit starken Schultern und muskulösem Oberkörper. Sein Gesicht war jugendlich, und sein sauberes, hellblondes Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, der halb bis zur Hüfte reichte. Er betrachtete Alun ernst und besorgt mit aufmerksamen dunkelgrünen Augen.
    Dann bewegte er abrupt den Kopf, so dass der Pferdeschwanz pendelte, und sah sich im Gasthof um. Jetzt, zur Mittagsstunde, herrschte reichlich Betrieb, und ringsum waren die Gespräche der Gäste zu hören. Einige Tische standen auf dem Holzboden im Raum, außerdem gab es Nischen, in denen man ungestört reden konnte. Sie hatten sich in eine dieser Nischen zurückgezogen.

    »Was steht hier, Will?« Thrauns Stimme, die so tief und knirschend war, wie sein Fass von Brustkorb vermuten ließ, riss Alun aus seiner Trübsal. Thraun zog die Hände von Aluns Händen zurück. Will saß direkt neben ihm, ein kleiner Mann, drahtig, mit wachen Augen, schwarzem Bart und schütterem Haupthaar. Will zupfte sich mit Daumen und Zeigefinger nachdenklich an der Nase, während er stirnrunzelnd las.
    »Nicht sehr viel: Deine Magierfrau wurde wegen der Aktivitäten des Dordover-Kollegs zum Verhör abgeholt. Sie wird unversehrt wieder freigelassen, wenn sie mit uns zusammenarbeitet, ebenso deine Söhne. Es wird keine weiteren Mitteilungen geben.«
    »Dann wissen wir also wenigstens, wo sie ist«, sagte der dritte Angehörige des Trios, das Alun um Unterstützung gebeten hatte. Der Elf Jandyr war jung, er hatte ein langes und schmales Gesicht, klare blaue Mandelaugen und einen kurzen, sauber gestutzten blonden Bart, dessen Farbe dem ebenfalls kurzgeschnittenen blonden Haupthaar entsprach.
    »Ja, das wissen wir«, stimmte Thraun zu. »Und wir wissen auch, wie sehr wir den Worten dieser Nachricht vertrauen können.« Er leckte sich die Lippen und schaufelte sich eine Gabel Essen in den Mund.
    »Ihr müsst mir helfen!« Alun sah verzweifelt von einem zum anderen, sein unsteter Blick kam nirgends zur Ruhe. Thraun erwiderte seinen Blick, Will und Jandyr nickten.
    »Das werden wir tun«, versprach Thraun, während er kaute. »Und wir müssen uns beeilen. Die Chance, dass sie tatsächlich freigelassen werden, ist äußerst gering.« Alun nickte.
    »Glaubst du wirklich?«, fragte Will.
    »Die Zwillingsjungen sind Magier«, erklärte Thraun. »Sie werden viel Macht haben, und sie sind dordovanisch. Alun
könnte es euch auch selbst erklären. Wenn die Entführer mit Erienne fertig sind, dann werden sie vermutlich auch die Jungen töten. Wir müssen sie rausholen.« Er wandte sich wieder an Alun. »Es wird aber nicht billig.«
    »Was es auch kostet, es ist mir egal.«
    »Ich bin natürlich bereit, für dich umsonst zu arbeiten«, sagte Thraun.
    »Nein, mein Freund, das wirst du nicht.« Alun lächelte unsicher, Tränen glitzerten in seinen Augenwinkeln. »Ich will sie wieder bei mir zu Hause haben.«
    »Sie werden bald wieder bei dir sein. Aber jetzt«, sagte Thraun, »jetzt bringe ich dich erst einmal nach Hause. Du musst ruhen, wir müssen planen. Ich melde mich später wieder bei dir.«
    Thraun stützte Alun beim Aufstehen, dann verließen die beiden Männer langsam den Gasthof.
     
    Richmond und Talan hatten Ras’ Leichnam in eine stille Kammer getragen, die aus dem nackten Fels, auf dem die Burg stand, gehauen worden war. Neben dem Toten brannten Kerzen, eine für jede Himmelsrichtung auf dem Kompass. Das Gesicht war gereinigt und rasiert, seine Rüstung geflickt und gewaschen, die Arme lagen ausgestreckt an seiner Seite, und das Schwert ruhte in der Scheide auf ihm; es reichte vom Kinn bis zu den Schenkeln.
    Richmond, der bei ihm kniete, schaute nicht auf, als Hirad, Sirendor, der Unbekannte und Ilkar den Raum betraten. Talan, der an der Tür stand, begrüßte die anderen mit einem Nicken.
    So standen die Rabenkrieger mit gesenkten Köpfen rings um Ras, der auf dem Tisch lag, und erwiesen ihrem gefallenen Freund die

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