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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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verabscheuungswürdig.
    »Wir gehen dort überhaupt nicht hinein. Will, Thraun und Jandyr müssen es allein erledigen.«

    »Und was ist mit Erienne?« Ilkar fühlte sich nicht recht wohl dabei, den Ring eines Meisters der Magie von unerprobten und mehr oder weniger unbekannten Rekruten rauben zu lassen. Doch er wusste, dass Densers Vorschlag vernünftig war.
    »Wir können auf jeden Fall darauf vertrauen, dass sie uns nicht verrät.« Denser zwinkerte ihm zu. »Aber das ist nicht das Problem. Sie ist nicht gerade Dordovers liebste Tochter, und wenn wir sie hineinschicken, nun ja …«
    »Das schmeckt mir alles nicht«, sagte Ilkar. »Ich muss nachdenken. Ich will mich mit Hirad besprechen.«
     
    Selyn fuhr aus dem Schlaf auf. Das Geräusch vieler trampelnder Füße hatte sie abrupt geweckt. Es war später Nachmittag, und normalerweise hätte sie noch ein oder zwei Stunden geschlafen, bevor sie die Schattenschwingen gewirkt und die Reise nach Parve fortgesetzt hätte. Sie hatte sich in einem dichten Gebüsch auf halber Höhe einer Klippe versteckt. Von hier aus konnte sie die Straße überblicken, die von der Torn-Wüste nach Terenetsa führte. Sie war noch vier Tagesmärsche von Parve entfernt.
    Vorsichtig, um nicht das Blattwerk ringsum zu bewegen, schob sie den Kopf über einen Felsvorsprung und blickte zur Straße hinunter. Wesmen liefen vorbei. Tausende mussten es sein, hin und wieder kam auch ein berittener Schamane. Sie sah fünf Minuten lang zu und versuchte abzuschätzen, wie viele dieser mit Fellen bekleideten Krieger zum Understone-Pass unterwegs waren.
    Als die letzten Reiter vorbei waren, kam sie zu dem Schluss, dass sie etwa siebentausend Mann gesehen hatte. Bei dieser Geschwindigkeit mussten sie den Pass in etwa sechs Tagen erreichen.
    »Bei den Göttern, jetzt geht es los«, schnaufte sie. Eigentlich
hätte sie die nächste Kommunion erst nach ihrer Ankunft in Parve halten sollen, doch sie konnte nicht zulassen, dass die Verteidigung in Understone von so vielen Angreifern überrannt wurde. Wenn sie davon ausging, dass noch mehr Truppen auf den südlicher gelegenen Straßen aus dem Kernland kamen, dann bedeutete dies, dass eine enorme Streitmacht gegen Balaia vorrückte. Sie schüttelte den Kopf, legte sich hin und forschte im Mana nach Styliann.

18
    Der Tag begann ruhig. Im Morgengrauen überprüften die Reiter ihre Pferde, verstauten ihre Habseligkeiten und versorgten sich mit Proviant. Das Wetter war gut, der Tag versprach nicht zu heiß zu werden, und so herrschten ideale Bedingungen für einen Ritt. Dennoch sollte bald ein Sturm losbrechen.
    Als die Pferde gesattelt und die letzten Zünder in der Burg gelegt waren, versammelten sich die Rabenkrieger, alte wie neue, im Innenhof. Talan saß bereits auf seinem Pferd.
    »Mit jedem Atemzug bin ich bei euch«, sagte Talan.
    »Und?«
    »Ich werde dennoch fortgehen.« Er zuckte mit den Achseln.
    »Wohin?«
    »Das geht dich nichts an, Barbar. Wenig gesagt, wenig gewusst, nie gefunden.«
    »Was?«
    »So hat es meine Mutter immer ausgedrückt. Gott weiß warum, aber es kommt mir richtig vor.«

    Hirad zog die Augenbrauen hoch und gab Talan die Hand. »Du wirst immer zum Raben gehören«, sagte er. »Vergiss das nicht.«
    »Bei den Göttern, Hirad, ich …«
    »Es ist vorbei, Talan. Nun wünschen wir einander ein langes Leben und viel Glück. Mehr können wir jetzt nicht mehr tun.« Er lächelte. »Wir sehen uns dann in Korina, wenn alles vorbei ist.«
    »Kommt ganz darauf an.« Talan wendete sein Pferd und trabte zum Tor. Als er sich den Mauern näherte, trat Sol ihm in den Weg.
    »Ich denke, du solltest besser anhalten, Talan«, sagte Denser, der mit der Katze auf dem Arm aus dem Haus kam.
    »Was ist los?«, wandte Hirad sich an den Xetesk-Magier.
    »Ich dachte nicht, dass er wirklich gehen würde. Ich habe darauf vertraut, dass du ihn umstimmst.«
    Hirad wurde es trotz des warmen Morgens kalt.
    »Dies ist eine Angelegenheit des Raben. Es ist allein seine Sache«, erklärte er, »und er hat das Recht zu gehen, wenn er will.«
    »Nein, es ist nicht allein die Sache des Raben«, widersprach Denser. Seine Stimme war ruhig und kalt. »Wir können nicht das Risiko eingehen, dass er gefangen wird. Er darf nicht gehen.«
    »Lass das lieber, Denser«, warnte Ilkar.
    Denser ignorierte ihn. »Überdenke deine Entscheidung.«
    Talan schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Auf ein Zeichen seines Gebieters riss Sol die Axt aus dem Rückengeschirr und hielt sie

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