Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
er jetzt ein wildes Tier, und er wird wie ein wildes Tier reagieren.«
    »Nun gut.« Erienne machte sich auf den Weg, die Kugel über ihrem Kopf beleuchtete den Gang.
    »Lass uns gehen, Thraun«, sagte Will laut. Er folgte Erienne und hörte, wie sich sein Freund hinter ihm in Bewegung setzte. Die weichen Pfoten tappten leise auf dem Boden.
     
    Der Dämon stürzte sich auf den Magier und trieb dem Mann die Klauen in die Schultern. Alle Überheblichkeit und Tapferkeit waren verschwunden. Der Mann stammelte und winselte und schlug, am Boden liegend, wild um sich, doch er konnte das Wesen nicht treffen, das sabbernd über seinem Gesicht hing.
    »Töte ihn«, sagte Denser.
    »Nein!«, heulte der Magier. »Bitte!«
    Der Dämon legte ihm die Hand auf den Mund. »Deine Seele gehört mir«, sagte er. Er bog den Rücken durch, breitete die Arme weit aus, ballte die Hände zu Fäusten und
schlug sie von beiden Seiten gegen den Kopf des Magiers. Dessen Schädel zersprang wie ein Tontopf zwischen Steinen, und das Gehirn spritzte dem entzückten Hausgeist ins Gesicht. Er nährte sich, labte sich an Hirn und Blut, während Denser zuschaute, leidenschaftslos, aber keineswegs unerfreut.
    Dann wurde ihm bewusst, dass Menschen sich dem Raum näherten. Viele eilige Schritte waren zu hören, Stimmen wurden lauter.
    »Genug«, sagte Denser. Der Hausgeist schaute enttäuscht auf. »Wir bekommen Gesellschaft.« Denser bereitete neue Schattenschwingen vor. Seine Mana-Reserven schrumpften bedenklich.
    »Verscheuche die Leute und suche Erienne. Sie muss unten sein. Bringe sie zum Tor und sorge dafür, dass ihr nichts geschieht. Ich wache über dich.«
    Der Hausgeist lächelte, Blut tröpfelte vom Kinn. »Du wirst immer über mich wachen?«, fragte er.
    »Bis zum Tag, an dem meine Seele aus dieser Welt scheidet«, erwiderte Denser. Er drehte sich um und flog durchs zerstörte Fenster hinaus, erhob sich in den Nachthimmel und verstärkte seine Sehkraft, um das Haus und die Umgebung besser wahrnehmen zu können.
    Zufrieden und gesättigt wandte sich der Hausgeist zur Tür. Er wollte die anderen die Tür öffnen lassen und schwebte ein paar Fuß über der Leiche des Magiers. Mit untergeschlagenen Beinen schien er in der Luft zu sitzen, die Flügel flappten langsam.
    Krachend flog die Tür auf, und mehr als ein halbes Dutzend Menschen stürzte herein. Wächter mit blitzenden Schwertern, Magier mit Händen, die bereits erhoben waren, um einen Spruch zu wirken. Sie blieben wie angewurzelt stehen, als sie ihren Bruder sahen, der Kopf eine unförmige
Masse von Gehirn, Blut und Knochensplittern. Einen Moment später sahen sie den Hausgeist. Er lachte kalt, entzückt über den Tod und die Vernichtung, die er verbreitet hatte. Dann fuhr er mit ausgestreckten Klauen zwischen sie und brüllte fröhlich, als sie sich duckten, flohen und erschrocken und verängstigt kreischten.
    Schließlich betrachtete er sein Werk, die blutigen, verwirrten und ungläubigen Gesichter, machte einen Überschlag in der Luft und fuhr die Haupttreppe hinunter. Sein Lachen hallte zwischen den Porträts, die überall an den Wänden hingen.
     
    Jandyr trat auf die Straße hinaus, als Sol sein Pferd durch die protestierenden Dordovaner trieb. Der Protektor ignorierte sie, zügelte vor dem Elf das Pferd und stieg ab.
    »Geh zum Gasthof«, sagte er. »Bring die anderen Pferde her.« Er gab Jandyr die Zügel. »Du bist schneller mit dem Pferd«, sagte er. Die Worte wurden bedächtig ausgesprochen, als sei er das Sprechen nicht gewöhnt. »Bitte«, fügte er noch hinzu, bevor er zu den Toren rannte. Seine Hände waren jetzt frei, doch die Waffen blieben vorerst noch auf seinem Rücken.
    »Was ist denn los?«, rief Jandyr ihm hinterher.
    »Ärger.«
    Jandyr zuckte mit den Achseln, stieg auf und ritt eilig zu den Stallungen des Gasthofs zurück.
     
    Erienne rannte mit voller Geschwindigkeit zur Treppe. Durchs Mana spürte sie, wie das Leben eines Magiers gewaltsam beendet wurde, und der Zorn über Densers Eingreifen fegte die ohnehin schon schwindenden Gedanken an Vorsicht endgültig aus ihrem Bewusstsein.
    »Der Schutzzauber, Erienne!«, rief Will. Er litt noch unter
dem Gewicht des Mana und war ein ganzes Stück zurückgefallen.
    »Darüber brauchen wir uns jetzt keine Sorgen mehr zu machen, denn für Aufsehen hat der Idiot längst gesorgt.«
    »Wer denn?«
    »Du weißt genau, wen ich meine.« Ihre Stimme klang enttäuscht, doch innerlich empfand sie Mitgefühl. Ihre Lichtkugel

Weitere Kostenlose Bücher