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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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und sie aufheben kannst?«, fragte Thraun.
    Erienne nagte an der Unterlippe und zuckte schließlich
mit den Achseln. »Nein«, sagte sie schließlich. »Nicht ohne uns alle einer beträchtlichen Gefahr auszusetzen.«
    »In diesem Fall möchte ich dir vorschlagen, dich darauf zu konzentrieren, ob es Ausnahmen gibt, die vom Schutzzauber nicht erfasst werden«, sagte Thraun leise.
    Erienne starrte Thraun an, als habe er ihr eine Ohrfeige versetzt; ihr Mund war ein Stück geöffnet, die Augen weit aufgerissen. Ihr Gesicht lief rot an. »Was soll das? Hältst du dich auf einmal für eine Art Fachmann für Schutzsprüche? Nein, ich sage dir, was du bist. Du bist ein wandelnder Muskelprotz, der besser nicht über Dinge reden sollte, von denen er nichts versteht. Wie kannst du es nur wagen, mich zu belehren?«
    »Ich habe lediglich einen Vorschlag gemacht. Ein einfaches Nein hätte völlig ausgereicht.« Thrauns Stimme blieb scheinbar ruhig und gelassen, doch man hörte heraus, dass er kurz davor stand, die Geduld zu verlieren.
    Will, der den Wortwechsel von der Tür aus verfolgt hatte, kam herbei und wollte die Gemüter wieder beruhigen. Ihm war nur zu gut bewusst, in welch gefährlicher Situation sie sich befanden.
    »Hast du denn eine andere Idee, da du dich der Form des Schutzspruchs offenbar nicht anpassen kannst?«, fragte er.
    »Ich könnte mit einer einzigen Handbewegung alledem ein Ende setzen, wie wäre es damit?«, sagte sie kalt und hob eine Hand.
    »Ich dachte an vernünftige Vorschläge. Es ist doch sinnlos, wenn wir jetzt alles verlieren.«
    »Dir mag es so vorkommen, aber du hast wahrscheinlich vergessen, dass ich bereits alles verloren habe.« Eriennes Hand näherte sich dem Ring, und sie lächelte höhnisch. »Schaut euch nur an. Der große Thraun und der kluge kleine
Will. Ich habe die Macht zu entscheiden, ob ihr lebt oder sterbt. Wie einfach es doch ist, ein Leben auszulöschen.« Auf einmal schossen ihr die Tränen in die Augen.
    Will und Thraun wechselten einen Blick, Thraun nickte.
    »Erienne, du weißt, wie sehr uns dein Verlust bekümmert«, sagte Will. Er trat zu ihr. »Wir haben deine Kinder geliebt, und wir haben deinen Mann Alun geliebt, und niemand kann dir zurückgeben, was du durch ihren Tod verloren hast. Aber im Augenblick brauchen wir deine Hilfe. Wir brauchen diesen Ring, und wir haben nicht mehr viel Zeit, bevor wir entdeckt werden.« Er legte ihr eine Hand auf den Arm, damit sie sich zu ihm umdrehte. »Bitte, Erienne. Es ist noch genug Zeit zum Weinen, wenn wir aus dieser Gruft wieder heraus sind.«
    Erienne starrte Will an, die Tränen liefen über ihre Wangen. Sie schüttelte seine Hand ab und wischte sich das Gesicht trocken.
    »Die Antwort auf deine Frage, Thraun, lautet folgendermaßen: Bei den meisten dordovanischen Schutzsprüchen werden Menschen ausgeschlossen, weil der Schutz auf menschliche Gehirnaktivitäten anspricht. Auch unbelebte Objekte, die in die Sphäre eindringen, lösen den Alarm aus.« Ihre Stimme bebte, doch sie war anscheinend wieder bei sich. »Nicht, dass es uns irgendwie hilft, dies zu wissen.«
    »Aber ganz im Gegenteil, es bedeutet, dass deine Arbeit getan ist«, erwiderte Thraun.
    »Mal abgesehen davon, dass wir jetzt nur noch ein Tier finden und ausbilden müssen, damit es uns den Ring holt.« Das Feuer brannte wieder in Eriennes Augen. »Es ist dir vielleicht entgangen, aber es gibt hier sowieso keine Tiere.«
    »Das entspricht nicht ganz den Tatsachen«, gab Thraun zurück.

    »Was meinst du damit?«
    »Thraun …« Will hatte begriffen, worauf Thraun hinauswollte. Er kam herüber und baute sich dicht vor dem großen Mann auf. »Du behältst auch dann noch einen großen Teil deines Verstandes. Ich denke, das unterscheidet dich von einem Tier«, zischte er.
    »Wir haben jedenfalls keine Zeit, etwas anderes zu versuchen«, erwiderte Thraun gleichmütig. »Und Erienne kann den Schutz nicht aufheben. Es ist unsere einzige Chance.«
    »Könntet ihr zwei bitte aufhören, in Rätseln zu sprechen? Was redet ihr da?«
    »Bist du sicher?«, fragte Will. Thraun nickte. »Dann erkläre du es ihr.«
    »Ja, es wäre wirklich schön, wenn es mir jemand erklären könnte«, sagte Erienne. Sie war jetzt sichtlich gereizt.
    Thraun holte tief Luft. »Es ist recht einfach.« Er zuckte mit den Achseln. »Ich bin ein Gestaltwandler.«
     
    Der Hausgeist schnatterte in seinem Käfig wie ein Affe. Er hüpfte auf den Pfoten hin und her und faltete die Flügel auf, so weit es

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