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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Die verdammte Katze schob den Kopf aus dem Mantel hervor, und Jandyr hätte schwören können, dass sie grinste.
    Der Magier zog einen Riemen fest und hakte ihn ein. »Du übernimmst die Führung, ich bleibe über dir«, sagte er. »Ich sorge dafür, dass die anderen Pferde dir folgen, also mach dir ihretwegen keine Gedanken.«
    »Wie du willst«, sagte Jandyr.
    »Beeil dich.«
    »Halt die Klappe.«

     
    Erienne hatte keine Ahnung, welcher Spruch in der Bibliothek gewirkt wurde, doch sie war sicher, dass es sich um irgendeine Art von Falle handelte. Als sie die Treppe zum Weg hinunter rannte, hörte sie hinter sich die Tür zufallen. Es krachte und zischte. Der Spruch der Gefangennahme also. Sie hatten Glück gehabt.
    Sol lief an der Spitze, er hatte sich Will wie einen Sack über die Schulter geworfen. Thraun trabte leichtfüßig neben Erienne, die so schnell wie möglich rannte. Auf dem Gelände des Kollegs herrschte immer noch ein großes Durcheinander, doch viel zu viele Menschen wurden auf sie aufmerksam, dafür sorgte schon Thraun.
    Dennoch glaubte Erienne, sie könnten ohne Probleme die Tore erreichen. Doch ihr Herz sank, als sie eine Stimme rufen hörte: »Haltet sie auf.«
     
    Jandyr hätte sich gern mit einer Entschuldigung verabschiedet, aber für Höflichkeiten hatte er keine Zeit. So hielt er nur kurz inne, um dem Burschen ein paar Münzen zuzuwerfen, bevor er auf sein Pferd stieg, ihm die Hacken in die Flanken trat und in die Straßen von Dordover hinausritt. Etwa hundert Fuß über ihm flog Denser, und hinter ihm folgten vier reiterlose Pferde.
    Die Straßen waren um diese frühe Abendstunde noch recht belebt, viele Menschen waren noch unterwegs.
    Jandyr stieß immer wieder Warnrufe aus. Ihm war bewusst, dass er eine Menge unwillkommener Aufmerksamkeit auf sich lenkte, während er zum Kolleg galoppierte. Die meisten Menschen wichen bereitwillig aus, doch hin und wieder, das wusste er, bekam der eine oder andere einen Tritt ab oder wurde gar von den Pferden niedergetrampelt.
    Als Jandyr das Stadtzentrum hinter sich gelassen hatte
und sich einem parkähnlichen Wohnviertel näherte, stieß Denser abrupt zu ihm herab.
    »Ärger voraus«, brüllte er, um das Hufgetrappel zu übertönen. »Nimm die nächste links, dann weiter zu einem großen Lagerhaus, dort wieder rechts. Reite weiter, ich hole dich dann ein.« Er verschwand im Himmel.
    Jandyr hatte nicht das Bedürfnis herauszufinden, welcher Art der drohende Ärger war, und bog wie empfohlen nach links ab. Die anderen Pferde folgten, allerdings mit einem gewissen Zögern. Densers Einfluss auf sie ließ mit wachsender Entfernung nach.
     
    Zwei Dinge retteten Erienne, als sie schnell in die relative Sicherheit der Straßen außerhalb des Kollegs rannte. Es war einmal das Widerstreben der anderen Magier, einen offensiven Spruch zu wirken, wenn viele Unschuldige im Weg waren, und zum zweiten die Gefahr, die von Sol und Thraun ausging. Der Protektor hatte sich Will über eine Schulter gelegt und mit der anderen Hand die Streitaxt aus der Scheide gerissen. Er bahnte sich rücksichtslos und mit lautem Brüllen einen Weg zu den Toren, und Thrauns Heulen sorgte dafür, dass die Klingen der Verfolger auf Abstand blieben.
    So stürzten sie durch das Tor hinaus und hinein in das Durcheinander, das in Dordover immer mehr um sich griff.
     
    Denser flog eilig zum Kolleg. Das Mana, das als orangefarbenes Leuchten über dem Gebäude stand, erleichterte ihm die Orientierung. Er suchte Erienne und den Gestaltwandler.
    Denser hatte gesehen, dass zwischen ihnen und den Pferden eine Abteilung von Stadtwächtern in Position gegangen war. Weitere würden folgen. Im Norden sammelte
sich die Wache des Kollegs, einige waren bereits beritten. Und dort, blindlings über die Hauptstraße laufend und von mindestens zehn Leuten aus dem Kolleg verfolgt, waren Erienne, Sol und der Wolf. Dann bemerkte Denser auch Will, der wie ein nasser Sack auf Sols linker Schulter hing. Der Protektor hatte einen mächtigen Arm um seine Hüften gelegt. Sie liefen in die Falle.
     
    Jandyr bog am Lagerhaus ab und ritt im Galopp weiter. Mit seinen Elfenaugen konnte er die Dunkelheit der Nacht und die tiefen Schatten durchdringen. Die vier Pferde hinter ihm wurden allerdings unruhig. Denser hatte sich zu weit entfernt. Noch ein paar Schritte, und Jandyr musste anhalten, um die Pferde voneinander zu lösen und mit seinem Sattel zu verbinden. Inmitten des Durcheinanders von Flanken und Beinen nestelte er

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