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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Lebensinhalt. Ihretwegen bebte und zitterte sie am ganzen Körper. Sie wollte mit dem Bewusstsein nach ihnen tasten und den Geist ihrer Kinder berühren, doch sie konnte es nicht und fluchte über
ihre Entscheidung, die Unterweisung in der Kommunion aufgeschoben zu haben.
    Wo waren sie? Waren sie zusammen? Bei den Göttern, sie hoffte es. Waren sie noch am Leben? Die Tränen quollen ihr aus den Augen, als die Droge ein wenig Macht über ihren Körper verlor. Ein gewaltiges Schluchzen erschütterte sie, und ihre Schreie hallten durch ihr Gefängnis. Endlich schlief sie erschöpft wieder ein.
    Die Morgendämmerung kam, doch das zweite Erwachen brachte keine Linderung der Qualen. Bleiches Licht fiel durchs einzige Fenster herein, das hoch oben im kreisrunden Raum angebracht war. Sie befand sich in einem Turm, so viel war sicher. Ihre Gefängniszelle enthielt ein kleines Bett mit Strohmatratze, einen Tisch und einen Stuhl, einen gewebten Teppich, in dem das Rot und Gold schon lange verblichen waren, der aber immerhin etwas Schutz vor der Kälte des mit Steinplatten ausgelegten Bodens bot. Bekleidet war sie mit dem Nachthemd, in dem man sie verschleppt hatte. Socken hatte sie nicht getragen, von Schuhen ganz zu schweigen, und es war kalt im Raum. Staub bedeckte alle Oberflächen und wallte in die Luft, sobald sie sich unruhig auf dem Bett regte. Sie zog die Decke bis zu den Schultern hoch.
    Die einzige Tür des Raums fesselte ihre Aufmerksamkeit. Sie war verschlossen und verriegelt, das schwere Holz saß beinahe fugenlos im Stein des Turms. Wieder kamen die Tränen, doch dieses Mal war sie stark genug, sie zurückzudrängen. Sie zwang sich, das Mana in sich zu wecken und einen Fluchtweg aus dem Turm zu suchen. Das Mana war da, es pulsierte in ihr und strömte um sie, es war unendlich und veränderte und wandelte sich stets und floss hierhin und dorthin. Die Flucht war nur eine Beschwörung entfernt. Die Tür konnte ihrem Flammenbogen keinen Widerstand entgegensetzen.

    Doch als sie bereit war, erinnerte sie sich. Wenn du einen Spruch wirkst, werden deine Jungen sterben. Sie kam zu Sinnen und sah, dass sie unwillkürlich aufgestanden war. Sie ließ sich auf den Stuhl sinken.
    »Geduld«, sagte sie sich. »Geduld.« Zorn konnte für einen Magier sehr zerstörerisch sein. Sie wusste zwar nicht, welches Schicksal ihre Jungen erleiden mussten, doch sie konnte es sich nicht erlauben zu tun, wofür ihre Familie, die Malanvai, so bekannt waren, und einfach vor Wut in die Luft gehen.
    Die Sehnsucht in ihrem Herzen und die Schmerzen in ihrem Leib nahmen mit jeder Sekunde zu, doch endlich klärte sich wenigstens ihr Geist. Die Entführer hatten gewusst, dass sie eine Magierin war, und man hatte sie aus einem ganz bestimmten Grund aus Dordover verschleppt. Man wollte sie unter Kontrolle halten, und es ist schwer, einen Magier, der bei Bewusstsein ist, ohne Gewalt und Fesseln unter Kontrolle zu halten. Deshalb benutzten sie nun ihre Söhne, um sie zu beherrschen. Aus diesem Grund glaubte sie auch, dass ihre Söhne noch am Leben waren. Und nicht nur das, die Kinder mussten sogar in der Nähe sein. Denn wer auch immer sie entführt hatte, musste wissen, dass sie sich nicht fügen würde, solange sie nicht zuerst ihre Söhne gesehen hatte. Neue Hoffnung keimte in ihr, doch die Freude erstarb sofort wieder, als sie noch einmal die verriegelte Tür betrachtete.
    Das Herz krampfte sich ihr im Leibe zusammen, als sie an ihre Jungen dachte. So klein waren sie noch, allein und so verängstigt. Mitten in der Nacht entführt und an irgendeinem Ort eingesperrt, den sie nicht kannten. Sie konnten nicht wissen, was all dies zu bedeuten hatte. Wie mochten sie sich fühlen? Verraten. Verlassen von der Mutter, die behauptete, sie mehr als alles auf der Welt zu lieben. Verängstigt,
weil sie allein und hilflos waren. Eingeschüchtert durch die Trennung von der Mutter.
    Zorn wallte auf und verdrängte die Seelenqualen.
    »Geduld«, ermahnte sie sich murmelnd. »Geduld.« Bald musste jemand zu ihr kommen. Auf dem Tisch stand ein Krug mit Wasser, doch keine Nahrung.
    Ihr Blick blieb auf die Tür geheftet, während der Hass auf ihre Entführer in den Adern kochte. Das Brophane zehrte an ihren Kräften, doch in ihrem Körper pulsierten das Mana und die Liebe für ihre Kinder.
    Als der Schüssel endlich herumgedreht wurde und der Mann, den sie gefürchtet hatte, vor ihr stand, konnte sie allerdings nichts weiter tun, als zu schluchzen und ihm für seine

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