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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Die Hitze der Kochstellen erzeugte in der Küche eine behagliche Wärme, und in die gerufenen Anweisungen an die Küchenhilfen mischte sich das Gelächter der Speisenden. Gerüche von bratendem Fleisch und der süße Duft von frisch gebackenem Brot weckten Erinnerungen an die lange vergessene Kindheit.
    Auf einem Feuer siedete Wasser in einem großen Topf. Becher und Kaffeemehl standen daneben auf Tabletts bereit. Ein Stück von den schwatzenden und klappernden Köchen und Dienern entfernt ließen sich die beiden Männer mit ihren Getränken an einem Tisch nieder.
    »Du scheinst so bedrückt, Sirendor.« Die Freunde sahen einander in die Augen. Sirendor machte in der Tat ein bekümmertes Gesicht. Seine Stirn war von tiefen Falten durchzogen, und das ganze Gesicht sprach von Sorgen. Hirad war nicht daran gewöhnt, seinen Freund so betrübt zu sehen.
    »Wir haben geredet.«
    »Wer?«
    »Was glaubst du denn? Wir anderen, während du geschlafen hast.«
    »Wenn du das so sagst, dann wird mir ganz seltsam zumute.« Was es auch war, es musste ernst sein. So hatte er Sirendor schon seit Jahren nicht mehr gesehen.
    »Wir werden leider nicht jünger.«
    »Was?«
    »Du hast es gehört.«
    »Larn, ich bin einunddreißig. Du bist dreißig, der große Mann ist gerade mal dreiunddreißig und der Älteste von uns. Was redest du da?«

    »Wie viele Söldner kennst du denn, die über dreißig sind und immer noch in der ersten Reihe kämpfen?«
    Hirad holte tief Luft. »Nun ja, nicht sehr viele, aber ich meine … wir sind doch etwas Besonderes. Wir sind der Rabe.«
    »Ja, wir sind der Rabe. Und wir werden zu alt, um zu kämpfen.«
    »Du machst Witze! Wir haben die Bande gestern windelweich geprügelt.«
    »Ja, so möchtest du das sehen, nicht wahr?« Hirad nickte, und Sirendor lächelte. »Ich dachte mir schon, dass du das sagen würdest. Meiner Ansicht nach waren wir aber lange nicht so gut wie sonst.«
    »Das liegt daran, dass wir zu viel Zeit mit Herumstehen und Wacheschieben verbracht haben. Wie ich schon sagte, wenn wir nicht kämpfen, dann verlieren wir unsere Kraft.«
    »Bei den Göttern, Hirad, du bist störrisch, obwohl dir die Fakten ins Auge springen. Hältst du es wirklich für einen Zufall, dass wir in den letzten Jahren immer weniger Kampfeinsätze und mehr Aufträge für Beratungen und Rückendeckung im Hintergrund übernommen haben?« Hirad sagte nichts dazu. »Unsere alte Kampfkraft ist dahin. Als wir gestern eingesetzt wurden, hätten wir es beinahe nicht geschafft.«
    »Ach, hör doch auf, Larn …«
    »Ras ist gefallen!« Sirendor sah sich um, dann senkte er die Stimme. »Auch du hättest sterben können. Richmond hat einen unglaublichen Fehler gemacht, und Ilkar hat den Schild fallen lassen. Wenn der Unbekannte nicht gewesen wäre, dann hätte man uns ausgelöscht. Uns, den Raben!«
    »Ja, aber die Explosion …«
    »Du weißt so gut wie ich, dass wir vor zwei Jahren durch sie hindurchgestürmt wären, bevor der Magier überhaupt
Zeit gehabt hätte, den Spruch zu wirken. Wir müssen uns an die Gegebenheiten …« Sirendor ließ den Satz unvollendet und trank einen Schluck Kaffee. Hirad starrte ihn nur fassungslos an.
    »Hirad, ich möchte, dass wir in zehn Jahren auf die guten alten Zeiten zurückblicken können. Wenn wir aber versuchen, den Raben in der gegenwärtigen Form weiterzuführen, dann werden uns keine zehn Jahre mehr bleiben.«
    »Ein einziger schwieriger Kampf, und du willst aufgeben.«
    »Es ist nicht nur dieser eine Kampf. Der gestrige Tag war eine Warnung vor dem, was jederzeit passieren könnte. In den letzten zwei Jahren hat es schon mehrmals Warnsignale gegeben. Jeder von uns hat sie gesehen. Du hast allerdings beschlossen, sie zu ignorieren.«
    »Wollt ihr anderen dann den Raben auflösen?«, fragte Hirad. Seine Augen wurden feucht. Seine Welt ging in die Brüche, und er sah keinen Ausweg. Noch nicht.
    »Nicht unbedingt. Vielleicht sollten wir aber eine Pause einlegen und eine Bestandsaufnahme machen.« Sirendor lehnte sich zurück und hob hilflos beide Hände. »Gott weiß, dass wir ganz sicher kein Geld mehr brauchen, um uns ein bequemes Leben zu gönnen. Manchmal denke ich, dass wir inzwischen halb Korina besitzen.« Er lächelte einen Moment. »Hör mal, ich habe dieses Thema zur Sprache gebracht, weil ich eine Sitzung anberaumen will, sobald wir wieder in der Stadt sind. Wir müssen darüber reden, wir alle, wenn wir etwas Zeit hatten, darüber nachzudenken.«
    Hirad starrte seinen

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