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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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gefunden. Da er wusste, dass die Türen zu schwer waren, lief Ilkar zum nächsten Fensterladen. Erienne, die nichts sehen konnte, trat einem Wrethsire-Wächter aufs Gesicht. Der Kopf verdrehte sich unnatürlich, als ihr volles Gewicht darauf lag. Sie stolperte und hielt sich schaudernd an Ilkar fest.
    »Bei den Göttern, ist das schrecklich.«
    »Schon gut, Erienne, wir sind alle ziemlich nervös.« Ilkars Antwort beruhigte sie ein wenig.
    »Was, zum Teufel, können wir jetzt tun?« Erienne hatte die Hände auf den Holzladen gelegt und tastete an den Kanten herum. Sie suchte, hatte aber nicht viel Hoffnung, etwas Brauchbares zu finden.
    »Denk nach. Der Unbekannte hat es mit Gewalt versucht. Wir müssen den Verschluss finden.«
    »Und wenn es ein magischer Verschluss ist?«
    »Wir müssen glauben, dass wir die Sprüche der Wrethsires aufheben können.« Er zuckte mit den Achseln, auch wenn sie ihn nicht sehen konnte. »Wir müssen es einfach glauben.«
    »Der zweite Schlag kommt. Halbhoch, rechts nach links. Zurückweichen und blocken«, sagte Jandyr. »Jetzt.«
    Es pfiff, als acht Äxte ihre Ziele verfehlten. Hirad ging
diese Art zu kämpfen schrecklich auf die Nerven. Er konnte den Kampf nicht kontrollieren, unter seinen Füßen brach die Kruste der Blutlachen auf, und er konnte nicht mehr sicher stehen. Doch wie Thraun erklärte, war die Angriffstechnik der Statuen sehr beschränkt.
    »Gut, jetzt bauen sie sich wieder wie beim ersten Schlag auf. Keiner hat die Position geändert. Ihr wisst, was ihr zu tun habt. Jetzt.«
    Die Schläge waren heftiger als beim ersten Mal. Hirad taumelte einen Schritt zurück und stieß mit den Beinen gegen Will, der hinter ihm arbeitete. Auch dieser Angriff ging ins Leere.
    »Denser?«
    »Bin noch da, so gerade eben.«
    »Zweiter Schlag«, warnte Thraun. »Jetzt.«
    Hirad konnte sich gerade rechtzeitig aufstellen. Neben ihm grunzte der Unbekannte unter der Wucht der Schläge.
    »Das ist zu schnell.« Wenn die Geschwindigkeit und die Wucht der Schläge weiter in diesem Maß zunahmen, dann musste der Kampf ein rasches Ende finden. Hirad war allerdings nicht bereit zu sterben, ohne seinem Gegner in die Augen geschaut zu haben.
    Will fand den Verschluss. Ein winziges Loch dicht unter dem Rand des Deckels. Es war eine ausgezeichnete Arbeit, doch er hatte keine Zeit, sie zu bewundern. Er suchte in der Gürteltasche nach dem dünnen Draht, schob ihn rasch und mit geübten Bewegungen ins Loch und dankte den Göttern, dass er nach dem Tod von Densers Hausgeist seine Sinne wieder beisammenhatte. Irgendwo in diesem winzigen Loch war der Verschlussmechanismus. Rings um ihn nahm der Kampf an Heftigkeit zu und raubte ihm die Konzentration, die er so dringend brauchte. Hirad war schon zweimal zurückgetaumelt, und seine Abwehrschläge
hatten auf der Rüstung seines stummen, unbeeindruckten Gegners Funken geschlagen.
    Denser wehrte sich heftig. Die Schläge der Statuen kamen jetzt immer schneller, und er war nicht an die ständige Belastung gewöhnt, der die Muskeln und Sehnen in seinem Arm durch die Hiebe ausgesetzt waren. Der üble Gestank von verwesendem Fleisch erzeugte eine Übelkeit, die seine ohnehin schon schwachen Glieder noch weiter schwächte. Bald musste seine Verteidigung zusammenbrechen. Er glaubte schon die Schmerzen zu spüren.
    Ilkar und Erienne tasteten an dem Laden herum. Nichts. Was die Blende auch hielt, es war nicht mechanisch, und ohne Unterstützung durch irgendeinen Mana-Fluss konnten sie die Beschwörung der Wrethsires nicht aufheben. Es war, als versuchte man, ein Feuer mit einer Feder zu löschen. Solange sie die Blende nicht zerstören konnten, gab es keinen Ausweg, und wenn der Unbekannte kein Loch hineinschlagen konnte, dann hatten sie erst recht keine Hoffnung. Ilkar zog sein Schwert und hämmerte mit dem Griff blindlings auf das massive Holz ein.
    Thraun fand den Kampf recht übersichtlich. Er konnte jederzeit den Griff wechseln und genau wie Hirad den einen oder den anderen Arm ausruhen. Jandyr dagegen war fast am Ende. Die leichte Klinge des Bogenschützen hatte den wuchtigen Axthieben nichts entgegenzusetzen, und seine Abwehr wurde Stück um Stück niedergerungen. Bald würden sie ihn zerstückeln.
    Will hätte beinahe einen begeisterten Schrei ausgestoßen, als er es fühlte – eine kleine Nut im langen Schlüsselloch. Er musste nur noch den Draht nach unten biegen.
    »Ich hab’s«, sagte er.
    »Will, mach jetzt nichts.« Der Unbekannte wehrte die nächsten

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