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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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beiden Schläge ab und dachte angestrengt nach.
»Ich bin sicher, dass sie sofort auf dich losgehen, wenn du den Stein herausnimmst. Wir müssen darauf vorbereitet sein. Jandyr?«
    »Ja«, keuchte der Elf.
    Die Hitze war lähmend und erstickend, im Tempel gab es keine frische Luft, der Gestank der Toten stach beim Atmen in der Nase. Sie konnten sich nicht mehr lange halten.
    »Auf mein Kommando öffnet Will den Deckel und schnappt sich den Stein. Wehre den nächsten Schlag ab, dann nimmst du Will und läufst mit ihm durch die Reihe der Angreifer bis zum Ende des Tempels. Hast du verstanden? Will?«
    »Ja.«
    Der nächste Schlag kam, fester und schneller als die letzten. Wieder gab es angestrengtes Grunzen.
    »Die übrigen hier wehren ab und weichen aus; sie werden nicht auf uns losgehen. Thraun, du musst uns allen deine Augen leihen, auch wenn ich sicher bin, dass wir genau wissen werden, wo die Feinde stehen. Also auf mein Kommando.«
    »Der Schlag kommt«, sagte Thraun.
    »Jetzt, Will!«
    Der Dieb schob den Draht weiter hinein, der Deckel klappte auf, und er schnappte sich den Stein.
    »Ich habe ihn.«
    Der Unbekannte fing die Schläge mit der eigenen Klinge ab, duckte sich und lief durch die Lücke zwischen zwei Angreifern. Er spürte, wie Hirad seinem Beispiel folgte, während Jandyr sich umdrehte und Will am Kragen packte, auf die Beine zog und vor sich herschob.
    »Lauf los, Will!« Der Ruf des Elfen hallte laut durch den stockdunklen Tempel.
    Äxte wurden gehoben, kamen herunter und schlugen
Funken auf dem gefliesten Boden. Der Lichtblitz war hell genug, dass die anderen erkennen konnten, wie Will und Jandyr zum rückwärtigen Ende des Tempels flohen, wobei sie sich einen Weg durch die Leichen suchen mussten. Wieder war ein Scharren zu hören, und Metall klirrte auf Stein. Die Statuen hatten sich in Bewegung gesetzt.
    »Jandyr, du leihst Will deine Augen«, sagte der Unbekannte. »Ihr müsstet ihnen eigentlich ausweichen können. Lasst euch nicht in die Enge treiben.«
    »Verlass dich drauf.« Jandyrs Stimme verriet seine Erschöpfung.
    »Lasst uns doch diese verdammten Fensterläden öffnen. Thraun, führe mich.«
    »Direkt vor dir. Streck die Arme aus. Da hast du einen.«
    »Ilkar, was hast du herausgefunden?«, fragte der Unbekannte.
    Die gespenstischen Geräusche der wandelnden Statuen hallten zwischen den Wänden. Hin und wieder war ein feuchtes Knirschen zu hören, als sie mit ihren Steinfüßen die Körper ihrer früheren Herren zerquetschten. Auch Jandyrs Stimme war zu hören, leise und beruhigend, aber unendlich müde.
    »Es gibt keinen mechanischen Schalter«, sagte Ilkar, als der Unbekannte den Rand des Fensterladens abtastete. »Ich bin sicher, dass alles hier Teil ein und desselben Spruchs ist.«
    »Dann müssen wir die Läden zerschlagen. Thraun, lass uns versuchen, diesen Sockel zu heben. Steckt eure Waffen ein und stellt euch an der Wand auf, damit wir uns nicht gegenseitig verletzen.«
    Will fühlte sich, als würde er immer neuen Gefahren ausgesetzt. Zuerst der Hausgeist, dann seine nutzlosen Hände, danach die plötzliche Dunkelheit und jetzt dies.
Acht riesige Statuen, die auf ihn und nur auf ihn losgingen, weil er das Auge des Todes hatte. Über die Mächte, welche die Statuen in Bewegung setzten und die so wirkungsvoll die Kampfkraft des Raben zu lähmen verstanden, wollte er lieber gar nicht erst nachdenken.
    Jetzt sorgte er sich vor allem, weil er ihre Schritte auf dem Boden hörte, ohne sie kommen zu sehen. Zwar spürte er Jandyrs Hand auf der Schulter, die ihn führte, doch er war sicher, dass er in diesem alptraumhaften Bau sterben musste, der entsetzlich nach Tod stank.
    »Will, du zitterst ja.«
    »Wundert dich das?«
    »Hör mir zu, dann wird es dir bessergehen. Sie kommen näher, deshalb müssen wir uns gleich bewegen und eine neue Richtung einschlagen. Ich werde nach links gehen. Fasse meinen Arm und gehe weiter. Es ist nicht nötig zu rennen, weil sie nicht den ganzen Tempel abdecken können. Hast du verstanden?«
    »Ja.« Das Scharren klang schrecklich laut in Wills Ohren, und das Klappern der Metallstiefel kam ihm vor wie seine Totenglocke. Vor dem inneren Auge sah er Bilder von Äxten, die im Dunklen unverhofft zuschlugen.
    »Lass uns gehen.«
    Sie drückten sich an die Wand. Jandyr keuchte bei jedem Schritt, und Will versuchte, sich darauf zu konzentrieren, einfach nur einen Fuß vor den anderen zu setzen. Der Elf lief schnell, und zweimal hätte Will ihn fast verloren, als

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