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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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gute Deckung
geboten hatte. Wie eine grobe grüne Decke war er über die steilen Steigungen und die sanften Hänge gebreitet.
    Etwa tausend Fuß unter ihnen schnitt der Hauptweg zwischen Parve und Understone durchs Baravale-Tal, das sich auf einer Breite von hundert Meilen seinen Weg durch die beiden großen Gebirgsketten des Westens bahnte. Hin und wieder trug der stetig wehende Wind sogar die Geräusche der marschierenden Wesmen zu ihnen herauf, während die Rabenkrieger, vor Blicken gut geschützt, beisammensaßen und über ihre Lage nachdachten.
    »Könnt ihr etwas tun, um seine Schmerzen zu lindern?«, fragte Hirad. Denser, der Eriennes Hände gewärmt hatte, sah sie fragend an.
    »Warte mal«, sagte sie. Sie zog die Hände zurück und half Jandyr, sich auf die Seite zu drehen, damit sie seine Wunden untersuchen konnte. Sie schob das grob genähte Leder beiseite und zog mit Ilkars Hilfe die Teile der blutigen Jacke auseinander. Sie fluchte, als sie sah, wie sehr ihr Werk der vergangenen Nacht zerstört worden war. »Die Wunde wird immer wieder aufgerissen, wenn wir reiten, dagegen kann ich nicht viel tun. Ich kann ihm die Schmerzen nehmen, aber dann wird er es nicht mehr bemerken, wenn sich sein Zustand verschlechtert. Das könnte gefährlich sein.«
    »Jandyr?«, fragte Hirad.
    Der Elf atmete schwer, sein Atem ging etwas flatternd. »Ich kann so nicht mehr reiten«, sagte er. »Die Schmerzen werden zu stark, und ich halte euch auf. Es gibt aber eine Möglichkeit. Entweder, ihr lasst mich hier zurück und kommt wieder her, wenn es vorbei ist, oder Erienne wirkt den Spruch.«
    »Du kannst nicht allein hierbleiben«, widersprach Erienne. »Ohne Behandlung könntest du nicht überleben.«

    »Damit ist die Entscheidung gefallen«, sagte Hirad.
    »Er braucht ab und zu Hilfe. Er wird sich nicht immer aufrecht halten können«, sagte Erienne.
    »Welchen Spruch willst du denn wirken?«, fragte Denser.
    »Betäubung.«
    »Ist das nicht ein wenig stark?«, fragte Ilkar.
    Erienne zögerte.
    »Was ist?« Jandyr runzelte die Stirn. »Es ist schlimmer, als du dachtest, nicht wahr?«
    Sie nickte. »Die Blutung ist stärker, als sie sein sollte. Das Fleisch wächst nicht zusammen. Ich weiß, dass du die Wunden beim Ritt belastet hast, aber es sollte trotzdem etwas besser sein als das, was wir sehen. Ich muss die Betäubung wirken, damit du überhaupt weiter reiten kannst. Heute Abend kann ich vielleicht noch etwas mehr tun.«
    »Werde ich heute Abend überhaupt noch leben?«, fragte der Elf.
    »Das weiß ich nicht«, sagte sie. »Ich bin wohl nicht sehr gut darin, Leute am Leben zu erhalten.« Auf einmal schossen ihr die Tränen in die Augen und liefen die Wangen herunter. Denser legte ihr einen Arm um die Schultern und wandte sich an Hirad.
    »Ich denke, wir sollten aufbrechen«, sagte er.
     
    Wenn man sich dem Dorf näherte, spürte man, dass Magie in der Luft lag. Styliann ritt langsamer und zog sich hinter die Truppe der Protektoren zurück. Sie ritten dicht beisammen, damit ihre natürlichen magischen Schilde einander überlappten und eine Abwehr schufen, die von den Schamanen kaum zu überwinden war.
    Nachdem sie den Tempel verlassen hatten, war Styliann nach Süden geritten. Er war voller Wut, da er ein weiteres
Mal vom Raben düpiert worden war. Zwar konnte er verstehen, was der Unbekannte ihm erklärt hatte, doch er hatte sich bereits entschieden, dass er selbst nicht mit der gleichen Geschwindigkeit wie der Rabe nach Parve vorstoßen wollte. Falls er im rechten Augenblick eintraf, um die Gegner vom Raben abzulenken, sollte es ihm aber recht sein.
    Als erstes Ziel hatte er ein Dorf im Kerngebiet des Feindes ausgewählt, in dem die Marschierenden auf dem Weg zum Understone-Pass und möglicherweise auch zur Bucht von Gyernath Rast gemacht hatten. Das Dorf war weniger als zwei Tagesmärsche von der Torn-Wüste entfernt. Er wollte hier eine nachdrückliche Botschaft an die Wytchlords hinterlassen, wer die wirkliche Macht im Land besaß.
    »Vorrücken«, befahl er. »Es gibt keine Unschuldigen. Verschont niemanden.« Kein weiteres Wort außer diesem Befehl wurde gesprochen. Die Protektoren spornten die Pferde zum Galopp an und formierten sich wie ein Pfeil, an dessen Ende Styliann ritt, der bereits die Mana-Gestalt für seinen bevorzugten destruktiven Spruch aufbaute. Er lächelte, als er sich vorstellte, was er gleich loslassen wollte.
    Nur die Hufschläge der Pferde verrieten, dass die Protektoren kamen. Sie stürmten

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