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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Männer, und wenn er die Verwundeten und Erschöpften abzog, dann blieben höchstens dreihundertfünfzig Mann, die kämpfen konnten.
    »Wir dürfen nicht zulassen, dass sie Understone einnehmen«, sagte Gresse. »Nicht ohne … wie war noch Euer Wort dafür? Nicht ohne ihnen etwas Stoff zum Nachdenken zu geben. Wenn sie die Stadt einnehmen, dann kontrollieren sie alle Einfallstore zum Osten, und die Kollegien sind von beiden Flanken angreifbar.«
    »Was schlagt Ihr vor?«, fragte Blackthorne müde.
    »Im ersten Morgengrauen sollten wir sie frontal angreifen. Die Schamanen marschieren weit genug hinten, und so haben wir ein wenig Zeit, bevor wir unsere eigenen Schilde aufbauen müssen. Das sollte sie ein Weilchen aufhalten.«
    »Sie werden uns abschlachten.«
    Gresse nickte. »Ich weiß. Aber eine Schlacht, die eine Stunde dauert, wird sie den größten Teil des Tages lahmlegen, weil sie sich neu formieren, ihre Toten begraben und sicherstellen müssen, dass wir uns tatsächlich zurückgezogen haben.«
    Blackthorne sah seinen Freund lange an. Die Augen des älteren Mannes blitzten, und seine Energie schien unerschöpflich. Er hatte noch eine bessere Idee, doch das Ergebnis würde nicht weniger endgültig sein.
    »Wir greifen sie in den Varhawk-Klippen an«, sagte Blackthorne. »Dort können wir Bogenschützen und Magier postieren, um im Zentrum der Marschkolonne für Unruhe zu sorgen, während wir von vorn einen doppelt abgeschirmten Angriff unternehmen.«
    »Wie weit ist es?«
    »Wir müssen jetzt gleich aufbrechen, sonst bekommen
die Magier nicht genug Ruhe. Und wir müssen leise sein, sonst hören uns die Wesmen.« Blackthornes Lebensgeister erwachten wieder. Sie würden sterben, doch sie wollten in einem Strom aus Blut und Mana-Feuer untergehen.
    »Wir können eine Stunde nach Morgendämmerung marschbereit sein.« Gresse streckte die rechte Hand aus, in die Blackthorne kräftig einschlug.
    »Die Götter werden uns ins Paradies schicken«, sagte der alte Baron.
    »Und die Wesmen und Pontois in die Hölle.«
     
    Spät am Abend erreichte der Rabe die Ausläufer der Torn-Wüste. Dunkle Wolken hingen am Himmel, und ein kalter Wind zerrte an den Ästen, an den Pflanzen, an den Mänteln und am Haar. Wie Selyn vor ihnen lagerten auch sie links vom Wachtposten am Waldrand an der nach Westen führenden Straße und blickten zum sieben Meilen entfernten Parve. Die Leuchtfeuer auf der Pyramide hoben sich hell vor dem Nachthimmel ab. Doch im Gegensatz zu der xeteskianischen Magier-Spionin, die wichtige Informationen über die Macht der Wytchlords geliefert hatte, sah der Rabe kein Meer von Wesmen-Zelten vor sich.
    Thraun hatte sie ohne Schwierigkeiten durch die Wälder bis zur Torn-Wüste geführt, und nun kampierten sie eine Viertelmeile vom Hauptweg entfernt. Ein Befehl Densers hatte die Pferde unter Führung seines eigenen Reittiers ruhiggestellt. Hier und dort waren Lagerfeuer in der Dunkelheit zu sehen, doch es waren nicht sehr viele. Die große Mehrheit der Wesmen-Truppen stand jetzt vor dem Understone-Pass oder näherte sich ihm.
    Doch die Atmosphäre in der Nähe der Stadt der Wytchlords schmeckte nach grauenhaftem Triumph. Es stieg aus dem Boden auf und tränkte die Luft, es schlug auf alle Sinne
und drohte das Herz zu erdrosseln. Hirad stand da und starrte die Leuchtfeuer an, hörte den Lärm aus Parve, den der Wind herübertrug, spürte die Kälte auf den Wangen und konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass sie zu spät gekommen waren. Doch solche Gedanken durfte er sich nicht erlauben. Nicht, solange die Menschen kämpften und starben, um das Land zu retten, das er liebte. Nicht, während die Wesmen marschierten, um seine Städte zu zerstören, und nicht, solange der Rabe noch aufrecht stand.
    Anderthalb anstrengende Tagesritte hatten sie in Sichtweite ihres Ziels gebracht. Der Ritt hatte bei ihnen allen Spuren hinterlassen, und Jandyrs Zustand machte Erienne große Sorgen.
    »Nun, da wären wir«, sagte Denser. »Von hier aus sind es noch sieben Meilen bis zur Pyramide. Ein rascher Galopp, und wir sind da.«
    Hirad, der an einen Baum gelehnt neben ihm stand, musste unwillkürlich lächeln. »Wenn es doch so einfach wäre«, sagte er. »Ein Verteidigungsring der Wesmen, Angriffe von Schamanen, ein Platz voller Jünger, ein Grabmal voller Wächter.«
    »Nun ja, man darf ja noch träumen«, sagte Denser. »Aber im Ernst, wie schätzt du die Verteidigung ein?«
    »Genau wie ich sie beschrieben habe«, erwiderte

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