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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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entfernt, als Darrick seine Kavallerie anhalten ließ und eine wohlverdiente Rast einlegte.
    »War das wirklich nötig?«, fragte einer der Magier.
    »Nein«, sagte Darrick. »Aber lasst Euch gesagt sein, dass es mir ein ganz besonderes Vergnügen war.«
    Ringsum kehrte das Lächeln in die Gesichter seiner Krieger zurück.
     
    Barras stand im Wachturm und konnte sich nicht von dem Ausblick losreißen, als das Licht des vorletzten Friedenstags in Julatsa verblasste. Hinter dem alten Elfenmagier bereitete sich die Kollegstadt auf einen Krieg vor, den sie nach dem Gemetzel an der Triverne-Bucht vor nur drei Tagen kaum noch zu gewinnen hoffen konnte. So viele Männer, so viele Magier waren gefallen. Verstärkung war versprochen worden, aber nie eingetroffen. Xetesk hatte gar gemeldet, dass Styliann mit einhundert Protektoren unterwegs sei, doch Barras wusste, wohin Styliann in Wirklichkeit gegangen war.
    So stand er am Fenster und sah die dunkle Masse der Wesmen anrücken. Früh am nächsten Morgen würden sie
in Reichweite der Sprüche sein. Barras schauderte beim Gedanken an das schwarze und weiße Feuer, das die Schamanen benutzen würden, um das Herz von Julatsa zu durchbohren.
    Die Wachabteilungen der Stadt und des Kollegs waren bereit, die Kolleg-Magier waren eingewiesen und hatten ihre Positionen bezogen, doch Barras wusste, dass Julatsa einen Tag später in der Hand der Wesmen sein würde, wenn nicht noch ein Wunder geschah. Sie hatten einfach keine passende Antwort auf die Magie der Schamanen. Gewiss, sie konnten sich recht gut abschirmen, doch dies erforderte viel Mana und viele Magier, und es blieb nicht mehr viel übrig, um offensive Sprüche zu wirken. Da die Schwertkämpfer aus Julatsa ihren Gegnern im Verhältnis von vier zu eins unterlegen waren und da die Stadt keine Mauern besaß, war der Ausgang der Schlacht unvermeidlich, zumal die Schamanen anscheinend niemals müde wurden.
    Barras’ Augen waren voller Tränen, als er sich an die Geschichten seines Urgroßvaters erinnerte, der als junger Magier Zeuge der ersten von den Wytchlords unterstützten Invasion der Wesmen geworden war. Städte und Dörfer in Brand, die Ernte abgefackelt, überall Leichen, vaterlose Kinder. Flüchtlinge drängten sich in Notunterkünften, sofern sie dies überhaupt noch konnten, marodierende Banden von Wesmen ermordeten jeden, den sie aufgriffen, und die Schamanen, die damals bei weitem nicht so mächtig waren wie dieses Mal, hielten ihre Rituale und Opfer ab, während sie das Land im Osten in Besitz nahmen.
    Nun sollte dies alles noch einmal geschehen, und es gab nichts, was man tun konnte, um es zu verhindern. Dieses Mal gab es keine magischen Kräfte, mit denen man die Wytchlords aufhalten konnte, keine Armee, die fähig war,
die Wesmen zu vernichten. Die einzige Hoffnung war der Rabe, doch Barras zweifelte sehr, dass die Rabenkrieger Erfolg haben würden. Sein letztes Gebet, bevor er müde vom Turm nach unten stieg, war, dass sie wenigstens Dawnthief zerstören mochten, wenn sie den Spruch schon nicht wirken konnten.
    Ein Schauder lief durch seinen Körper, dann wurde er ruhig. Wenn der Spruch den Wytchlords in die Hände fiel, wäre das Leiden der Menschen im Osten wenigstens kurz.
     
    Für den Augenblick waren sie in Sicherheit, und nun verbarg auch der Mantel der Nacht ihr Versteck in den Bergen. Blackthorne, Gresse und die Überreste der Truppen von Gyernath saßen beisammen und dachten mutlos über ihr Schicksal nach. Viele Söldner waren bereits gegangen, weil sie lieber für ihre eigenen Familien kämpfen wollten, oder sie waren einfach weggelaufen. Jetzt waren nur noch etwas mehr als vierhundert Schwertkämpfer und Magier da, um den erbarmungslosen Vorstoß der Wesmen auf Understone aufzuhalten.
    Gresse, dessen linker Arm bandagiert war und gerade noch dazu taugte, die Gabel zum Mund zu führen, biss von seinem Brot ab und ergriff das Wort, nachdem er den Happen mit Wasser heruntergespült hatte.
    »Sie werden in weniger als drei Tagen in Understone sein, wenn wir sie nicht noch einmal aufhalten. Wir müssen es versuchen.«
    »Das ist Selbstmord.« Blackthornes Gesicht war von Schmutz verschmiert, tief gefurcht und voller Sorgenfalten, da seine Truppen so stark dezimiert worden waren. Fünfmal hatten sie die Wesmen angegriffen, und fünfmal waren sie von der schamanischen Magie und den sich immer heftiger wehrenden Wesmen in die Flucht geschlagen worden.
Sie hatten nur noch zwei Pferde für jeweils drei

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