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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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gerieten in Panik. Einige rannten nach drinnen, andere kletterten zu beiden Seiten des Eingangs an den Hängen empor, doch die meisten standen nur da, als der Boden unter den aufschlagenden Felsen bebte, die auf einer Strecke von fünfzehn Schritt alles unter sich begruben. Männer, Verteidigungsanlagen, Katapulte, alles fiel dem Felsrutsch zum Opfer.
    Vor dem Pass witterten die Wesmen den Sieg und stießen Triumphschreie aus, als sie die geschwächten Verteidiger sahen. Staub stand in der Luft, Steinbrocken flogen in die Dunkelheit und fügten auch denjenigen, die dem ersten Zusammenbruch entkommen waren, Verletzungen zu. So schnell wie er begonnen hatte, hörte der Erdrutsch wieder auf, und dann war nur noch ein Echo zu hören, das im Herzen der Blackthorne-Berge grollte.
    Als der Staub sich allmählich setzte, bot sich Tessaya ein Anblick, der ihm das Herz wärmte. Die Verteidiger waren ausgeschaltet. Hunderte lagen tot oder sterbend herum,
und diejenigen, die überlebt hatten, blinzelten, ihrer Anführer beraubt und verletzlich, im ungewohnten Licht. Denn hinter ihnen war der Pass verschwunden. Er war mit Felsbrocken vollständig verstopft. Dort kam niemand mehr hinein oder heraus.
    Tessaya lächelte, denn er wusste, dass seine Schamanen und Krieger den Schutt so leicht beseitigen konnten, wie sie ihn erzeugt hatten.
    »Blast zum Angriff«, sagte er. »Wir haben viel zu tun.« Mit einem Brüllen, um ihrem Herzen Luft zu machen, nahmen die Wesmen die Arbeit auf.
     
    Selyn war in Parve gestorben, und Styliann wollte sich rächen und die Stadt in Schutt und Asche legen. Er hatte gerastet, um seine Kräfte zu sammeln und den Protektoren etwas Ruhe zu gönnen, damit die wenigen Wunden, die sie davongetragen hatten, verbunden werden konnten. Jetzt, in der Morgendämmerung, ritten sie bereits durch die Torn-Wüste. Seine Befehle waren einfach gewesen. Erreicht die Stadt, so schnell die Pferde euch tragen wollen, tötet alle Leute aus dem Westen, die sich dort bewegen, und verbrennt alles, was sich nicht bewegt.
    Er ritt inmitten seiner Protektoren. Sie konnten ihn abschirmen, und er spürte den Kitzel der Mana-Energie, die durch seinen Körper strömte. Als die Sonne aufging, sah er die Pyramide. Im Tageslicht schienen die Feuer schwächer, doch sie brannten noch. Meilenweit konnte er die Torn-Wüste überblicken. Etwa drei Meilen rechts vor ihm stand eine Ansammlung von Zelten der Wesmen. Sie sollten das erste Ziel sein.
    Zehn Protektoren ritten voraus, um das Lager einzunehmen. Präzise, als wären sie ein einziges Wesen, lenkten sie ihre Pferde aus dem Verband heraus und ritten in zwei
Trupps von jeweils fünf Kämpfern nach rechts. Die anderen galoppierten weiter.
    Sobald sie die Zelte erreicht hatten, zügelten die Protektoren ihre Pferde. Wesmen eilten herbei, um sich zu verteidigen, als die Protektoren in einer Reihe durchs Lager marschierten, stumm, maskiert und tödlich. Im Zentrum blieben sie in den Überresten eines schon lange erloschenen Feuers stehen und warteten. Vor ihnen formierten sich die Wesmen, es waren etwa dreißig. Nervös und mit unsicheren Händen hoben sie Klingen und Äxte.
    Zehn Schwertspitzen der Protektoren tippten auf den Boden. Einmal, zweimal, dreimal. Beim vierten Mal nahmen sie gleichzeitig die Schwerter in die rechte Hand und holten mit der linken die Axt aus dem Geschirr auf dem Rücken. Dann blitzte Stahl, und der Kampf begann.
    Die Wesmen hatten dem Angriff nichts entgegenzusetzen. Wo einer vorstieß, wurde die Lücke, die er scheinbar geschlagen hatte, von der Klinge eines anderen Gegners sofort wieder geschlossen. Axt folgte auf Schwert und brachte Tod und Verstümmelung. Die Protektoren marschierten los, jeder wehrte einen Schlag ab, bevor er selbst den Gegenschlag austeilte, und die Bewegungen ergänzten einander. Die Wesmen hatten keine Chance.
    Nur die Schreie der kämpfenden und sterbenden Wesmen waren zu hören. Auf Seiten der Protektoren herrschte dagegen gespenstisches Schweigen. Sie atmeten nicht einmal schneller, als sie vorstießen, einen Leib aufschlitzten, einen Hals durchhackten und den Stahl in Herzen und Köpfe stießen. Nach wenigen Minuten war es vorbei, und ohne sich noch einmal umzudrehen und den Ort ihres Sieges zu betrachten, ließen die Protektoren das Blut der Wesmen in die Erde der Torn-Wüste sickern und gesellten sich wieder zu ihren Brüdern und ihrem Gebieter.

    Styliann ritt weiter. Erst als hinter dem Schutt am Stadtrand die ersten Gebäude

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