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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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auftauchten, wurde er langsamer. Eine halbe Meile vor dem ersten Gebäude sah er Parves Verteidiger, die sich vor ihm aufbauten. Die Wesmen zählten nach Hunderten, die Schamanen nach Dutzenden, und hier und dort waren auch rot gewandete Wächter und Jünger zu sehen.
    Zufrieden nickte er. Er konnte sie alle besiegen. Und jeder Schädel, den er zerquetschte und jedes Herz, das er aus einem Leib riss, sollte ein Opfer für Selyn sein – und ein Gegner, dem sich der Rabe nicht mehr stellen musste. Eine Viertelmeile vor den Verteidigern ließ er die Protektoren anhalten und absitzen. Dann marschierten sie los, um Parve anzugreifen. Die Feuerkugeln hatte er schon im Geist vorbereitet.
     
    Im Schutz der Dunkelheit vor der Morgendämmerung rückte der Rabe langsam, aber stetig durch die Torn-Wüste vor. Jeder Schritt wurde durch die Augen des Gestaltwandlers und des Elfen geleitet. Die Pferde liefen langsam. Es bestand keine Notwendigkeit zu galoppieren, solange sie nicht angegriffen wurden. Sie würden die Stadt erreichen, wenn das erste Morgengrauen die Dunkelheit vertrieb.
    »Sind sie hier?«, fragte Hirad. Er ritt neben dem Unbekannten an der Spitze des Raben. Hinter ihnen folgten Ilkar und Thraun, deren Augen die Dunkelheit durchdrangen. Mit leiser Stimme konnten sie beizeiten vor möglichen Gefahren warnen, obwohl es in Wirklichkeit kaum Gefahren gab, solange sie nicht entdeckt wurden. Die Wesmen, die hier gelagert hatten, marschierten nach Julatsa oder bekämpften die Verteidiger am Understone-Pass.
    Jandyr, dessen Gesicht vor Schmerzen bleich und von
kaltem Schweiß überzogen war, ritt zwischen Denser und Erienne. Will bildete den Abschluss der Truppe. Der Elf hatte sich in den paar Stunden Ruhe recht gut erholt. Seine Wunde blutete nicht mehr, und Eriennes Warme Heilung hatte erfolgreich und präzise die am schlimmsten betroffenen Muskeln in Schulter und Rücken erfasst. Sein Fieber war gebrochen, und obwohl noch geschwächt, hatte er beschlossen, ohne schmerzstillende Sprüche zu reiten. Für den Fall, dass es einen Angriff gab, wollte er unbedingt bei klarem Verstand bleiben. Er hatte freilich kaum genug Kraft, um sein Schwert zu ziehen, ganz zu schweigen davon, es zu schwingen, und so war er nicht sicher, ob er viel ausrichten konnte.
    »Ich kann sie nicht spüren«, sagte der Unbekannte. »Aber das heißt nicht, dass sie nicht da sind. Wenn sie entsprechende Anweisungen von Styliann bekommen haben, dann sind sie nicht offen für mich. Vergesst nicht, dass ich nicht mehr Teil des Seelenverbands bin. Meine Bande zu ihnen sind schwächer als früher.« Wieder forschte er nach ihnen, doch nicht mit seinem Bewusstsein, sondern mit seinem Wesenskern. Er sehnte sich nach der Zeit voller Wärme, die er mit seinen Brüdern verbracht hatte. Immer noch spürte er eine Leere in sich, auch wenn seine Rückkehr zum Raben und die bedingungslose Aufnahme ihm den Übergang erleichtert hatten. Doch vermutlich konnte er sich niemals völlig von den Protektoren lösen, und er glaubte ohnehin nicht, dass er es überhaupt wollte. So würde er, wo er auch war, immer ein Außenseiter bleiben.
    Er fing nichts auf. Er hatte gehofft, in die Gegenwart und die Wärme der Brüder einzutauchen, wenn sie ihn hörten und an ihn glaubten, wie auch er an sie glaubte. Doch bis jetzt war er allein.
    Der Rabe ritt weiter, und eine halbe Stunde später, als
die Dämmerung begann und das erste fahle Licht über die Torn-Wüste tastete, näherten sie sich Parve im leichten Galopp. Jetzt konnte der Unbekannte endlich seine Brüder fühlen, und das vertraute Gefühl stieg in ihm empor, als sie mit ihrem Angriff begannen. Er spürte ihren Zusammenhalt und ihre vereinten Kräfte, ihren unerschütterlichen Glauben. Er spürte ihre Freude darüber, dass er da war. Er hatte eine kleine Bitte, und sie kamen seiner Bitte nach. Als er sich an Hirad wandte, war ihm die Freude anzusehen.
    »Sie sind da«, sagte er.
    »Wo?« Der Barbar schaute sich unwillkürlich um.
    »Südöstlich der Stadt. Sie kommen uns zu Hilfe.«
    »Nun, dann müssen sie sich beeilen«, meinte Ilkar, der hinter ihnen ritt. »Seht nach vorn.«
    Die Rabenkrieger zügelten die Pferde. Vor den Grenzen der Stadt hatten sich die Wesmen aufgestellt. Nicht viele, aber genug.
    »Hat jemand eine gute Idee?«
    Die Antwort kam von Norden. Leise zuerst, dann immer lauter waren Hufschläge zu hören. Hunderte von Hufschlägen.
     
    Baron Blackthorne und Gresse standen auf einem flachen Felsblock.

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