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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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in den Käfig eingedrungen sein, denn die Wytchlords sind nicht mehr drin. Wir glauben, dass sie wieder in Balaia sind. In Parve.«
    Ilkar rieb sich die Nase und zupfte mit den Fingern der rechten Hand an der Unterlippe. Er kniff die Augen zusammen.
    »Wie lange sind sie jetzt dort?«, fragte er.
    »Wen interessiert das schon?«, warf Hirad ein. »Ich warte immer noch darauf …«
    »Warte, Hirad.«
    »Nein, Ilkar, ich werde nicht länger warten.« Hirad wandte sich mit erhobener Stimme an Denser. »Was mich angeht, so könntest du bisher auch in einer Wesmen-Stammessprache gesprochen haben. Du hast dir deine dumme Pfeife in den dummen Mund gesteckt und irgendeinen Unfug über Drachenleute und irgendeine alte Bedrohung geredet, die seit hundert Jahren nicht mehr existiert, falls sie überhaupt einmal von Bedeutung war. Ich habe keine Ahnung, wovon du redest, und ich weiß immer noch nicht, warum diese Hexenjägerin meinen Freund umgebracht hat.«
    »Ich kann dein Bedürfnis zu verstehen nachvollziehen«, antwortete Denser freundlich.
    »Du hast absolut keine Ahnung, was ich für Bedürfnisse habe, Xetesk-Mann«, sagte Hirad grantig. Er trank sein Glas aus und reichte es dem Unbekannten, der es nachfüllen sollte. »Du hast keine Ahnung, welcher Abgrund sich in meinem Leben aufgetan hat, und du drückst dich um die einzige Antwort herum, die mir helfen könnte, mit dem Trauern zu beginnen. Warum wollte dich diese Mörderin unbedingt umbringen?«
    Denser zögerte einen Augenblick, ehe er antwortete. »Ich würde gern dafür sorgen, dass alles, was ich sage, richtig aufgefasst wird«, sagte er. »Darf ich zuerst einige andere Dinge erklären?«
    »Nein, du sollst mir vor allem eines erklären. Warum wollte die Mörderin dich umbringen?«
    Denser seufzte. »Es ging um das, was ich bei mir trage.«
    »Und was genau ist das?«, fragte Hirad.
    »Das hier.« Er zog das Amulett aus dem Hemd, das er Sha-Kaan gestohlen hatte. Er trug es an einer Kette um den Hals. »Es ist der Schlüssel zu Septerns Werkstatt.«
    »Könntest du nicht einfach die Tür eintreten?« Hirads Stimme war voller Verachtung. »Ich meine, ist das wirklich alles? Ist dieses Ding da wirklich der Grund dafür, dass Sirendor sterben musste?« Er bemerkte Ilkars Gesichtsausdruck und schenkte sich die nächsten Worte. »Was ist es, Ilkar?«
    Der Elf sah Hirad an, als sei er unendlich weit entfernt.
    »Dawnthief«, keuchte er, und sein Gesicht war kreidebleich. »Er hat es auf Dawnthief abgesehen.«
     
    Erienne brachte gerade Aron und Thom ins Bett, als Isman unangekündigt das Zimmer betrat. Sie hatte den Nachmittag und den ganzen Abend mit ihren Kindern verbringen
dürfen und beschlossen, ihnen Geschichten über die alte Magie zu erzählen. Die ganze Zeit über waren die beiden Kleinen kaum von ihrer Seite gewichen.
    Auf ihr Drängen war das Feuer angezündet worden, und das einzelne Fenster war den ganzen Tag offen geblieben. Ihre Bitte, die Jungen im Innenhof spielen zu lassen, wurde allerdings abgelehnt.
    Sie hatte einige Zeit gebraucht, um die Ängste der Kinder so weit zu beschwichtigen, dass die beiden ihr zuhören wollten. Wie üblich war dann kein Wort verschwendet, sobald es darum ging, sie in der Dordover-Magie zu unterweisen. Sie erzählte von den alten Zeiten, als die Kollegien noch geeint waren und die erste Stadt der Magie am Triverne-See gebaut wurde, und von den dunkleren Tagen, als es zur Abspaltung kam, als die Kollegien sich aufteilten, weil jedes für sich eine eigene Festung haben wollte. Sie redete über die Überlieferung, die das Leben jedes Magiers bestimmte und durch die sich ein jedes Kolleg von den anderen unterschied, und sie sprach auch über das Mana, mit dem sie ihre Sprüche wirkten.
    Die Jungen wurden müde, als es dunkelte, und sie fachte das Feuer wieder an. Zum Abendessen, das sie mehr oder weniger schweigend einnahmen, gab es heiße Suppe, Kartoffeln und grünen Salat. Sie wusch den Kindern das Gesicht und kämmte ihr Haar. Der Hauptmann hatte Waschlappen und eine Bürste ins Zimmer bringen lassen, weil er meinte, jedermann sollte jederzeit sauber und würdevoll aussehen. Erienne wünschte, er hätte seinen eigenen Rat befolgt.
    Isman drang nun ins Zimmer ein, als sie gerade ein Lied summte, zu dem ihre Jungen einschlummern konnten. Erschrocken fuhren die Kinder wieder auf und waren sofort wieder ängstlich und hellwach.

    »Hättet Ihr nicht anklopfen können?« Erienne drehte sich nicht um, als sie die harten Stiefel

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