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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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nicht, dann weiß ich nicht, ob sich der Umweg überhaupt lohnt. Wir müssen auch mit der Magierin außerhalb von Julatsa Kontakt aufnehmen, falls sie noch dort ist, und uns über den Stand der Dinge informieren. Aber Denser hat Recht, zuerst sollten wir ausruhen. Ich übernehme die Wache, und zweifellos wird auch Thraun wachen. Nach der Mittagsstunde gehen wir weiter.«

     
    Als der elfte Tag der Belagerung des Kollegs von Julatsa dämmerte, brach der erste offene Konflikt aus. Zweihundertfünfzig unschuldige Julatsaner waren gerade ermordet worden. Die Ersten, die umgebracht worden waren, verwesten bereits im Schirm. Barras konnte die Spannung spüren. Sie lag schon seit der ersten Konfrontation in der Luft, doch als die Ratsmitglieder nun aus dem Torhaus herunterkamen, traurig, angewidert und betroffen, schlug die Atmosphäre in eine reale Bedrohung um. Dieses Mal hatte es keine Anzeichen von Stärke oder Solidarität gegeben, sondern nur Weinen, Schreien und wütende Beschuldigungen vor den Todesqualen.
    Die Bewohner der Stadt strömten rundum aus den Gebäuden auf den Platz, als die Ratsmitglieder langsam und mit hängenden Köpfen zum Turm gingen. Kard war wie immer wachsam gewesen, und seine laut gerufenen Befehle an seine Männer sorgten dafür, dass der Rat gut geschützt war, als der Mob herandrängte.
    »Mein Gott«, murmelte Kerela, die neben Barras ging. Der alte Unterhändler sah sich rasch um. Der Lärm tat ihm in den Ohren weh, und die Wut der Julatsaner schien einen Gewaltausbruch anzukündigen. Waffen wurden geschwenkt und Fäuste erhoben, und überall sprachen rote Gesichter von Wut und Kampflust.
    Kards Ordnungsrufe verhallten ungehört, und selbst diejenigen, die dicht vor ihm standen, ignorierten ihn. Als der Mob weiter drängte, obwohl die Soldaten versuchten, die Leute zurückzuhalten, wandte sich der ergraute General mit besorgtem Gesicht an Barras.
    »Ich glaube, Ihr seid an der Reihe«, hauchte er.
    Barras nickte und beugte sich zu Kerela. »Zeit für die Kraftstimme«, sagte er.
    »Nur ein Wort«, riet sie ihm. »Ich gebe es weiter.«

    »Danke.« Barras holte tief Luft und schloss die Augen, während er die Geografie des Kollegs vor sein inneres Auge rief. Die Mana-Form war kaum mehr als eine Linie, die alle Gebäude miteinander verband. Der Turm, die langen Hallen, die Mauern, das Mana-Bad, die Vortragssäle, die Unterrichtszimmer und Mannschaftsquartiere. Alle wurden durch die Mana-Form miteinander verbunden, alle wurden Empfänger, Leiter und Verstärker für Barras’ Stimme. Er öffnete die Augen und nickte.
    Kerela legte Kard eine Hand auf die Schulter. Alle Soldaten und Ratsmitglieder pressten sich auf dieses Zeichen hin sofort die Hände auf die Ohren. Bevor irgendjemand in der wütenden Menge reagieren konnte, stimmte Barras sich auf den Manastrom ein und sprach mit tiefer Stimme.
    »Ruhe.«
    Das Wort donnerte über den offenen Platz und traf auf ungeschützte Ohren, sodass den Besitzern der ganze Kopf zu klingeln schien. Verblüfft schwiegen sie. Das Wort hallte zwischen den Kollegmauern wie ein Wort der Götter, es war ohrenbetäubend und unwiderstehlich. Metall schepperte, Glas klirrte in den Fensterrahmen, Mauern bebten in ihren Fundamenten, und es brach wie eine Lawine über den Platz herein. Es wurde still.
    »Wir werden reden oder uns auflösen, und wir werden nicht schreien oder kämpfen«, sagte Kerela. Auch ihre Stimme wurde wie die von Barras durch die Mana-Form verstärkt, die der Elf hielt, wenngleich sie mit weniger Nachdruck sprach. Die Leute standen jetzt mehr oder weniger reglos da und rieben sich die Köpfe und Ohren. Doch die Wut war nicht verflogen. »Erkennt Ihr nicht, dass es genau dies ist, was Senedai und seine Bande von Mördern erreichen wollten? Bei den Göttern der Erde, wenn wir uns gegenseitig töten oder uns so sehr zerstreiten, dass wir
nicht mehr kämpfen können, dann machen wir uns zu seinen Erfüllungsgehilfen.« Kerela schüttelte den Kopf. »Wir müssen geeint bleiben, sonst kommen wir nicht weiter.«
    »Aber bald wird da draußen keiner mehr sein, für den wir kämpfen können«, rief einer. Andere stimmten ihm zu, und Barras hörte deutlich das Wort »Mörder«. Die Menge rückte wieder vor.
    »Bitte«, sagte Kerela. »Ich bitte Euch noch um ein wenig Geduld und Verständnis.«
    »Aber wie lange? Wie lange noch? Na?«, knurrte ein Mann in der vordersten Reihe der Menge. Er war ein großer Mann, unter seinem Hemd zeichneten sich mächtige

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