Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
Hirad. Will zog sich erleichtert ein Stück zurück.
»Die Mächte, die du meinst, haben mit einem alten, erprobten Spruch zu tun, den wir den Dämonenschirm nennen. Der Rat von Julatsa weiß, wie er ihn zu beschwören und aufzulösen hat. Ich kann dir versichern, dass die Magier des Rates erfahren genug sind, die Kräfte der Dämonen zu bändigen. Der Schirm ist seinem Wesen nach ein räumlich beschränkter Spruch. Die Dämonen können den
von ihm umschriebenen Bereich nicht verlassen. Es ist unmöglich.«
Sha-Kaan schwieg einen Augenblick. Die schweren, knochigen Augenbrauen zogen sich zusammen. Er atmete aus, und ein heißer, übel riechender Luftschwall umfing die Gefährten, sodass ihnen der Atem in der Kehle stockte und ihre Augen brannten.
»Dies ist also, was der Rat glaubt?«
»So steht es in unserer Überlieferung geschrieben. Die Mana-Struktur ist fest, erprobt und völlig zuverlässig«, erwiderte Ilkar.
»Aber«, sagte Sha-Kaan, und seine Stimme hallte wie eine Totenglocke, »aber das Gewebe eurer Dimension ist nicht fest. Die Kräfte des interdimensionalen Raumes reißen euren Himmel auf, und die Arakhe, die Dämonen, sind eine interdimensionale Macht. Sie haben durch den Schirm einen im Augenblick noch begrenzten Vorposten bekommen. Wenn der Schirm aufgelöst wird, wie ihr es nennt, dann haben sie die Macht, diesen Vorposten als dauerhaften Stützpunkt einzurichten. Wenn das geschieht, dann könnten die Dämonen euer Überleben und unsere Fusion gefährden.«
»Nein«, erwiderte Ilkar. Stirnrunzelnd schüttelte er den Kopf. »Die Mana-Struktur wird von Julatsa aus kontrolliert. Die Dämonen benennen den Katalysator, aber davon abgesehen, ist der Schirm nur eine Erweiterung ihrer eigenen Dimension, die innerhalb von Balaia von unserer Magie eingeschränkt wird.«
Sha-Kaans Augen blitzten, und Hirad spürte die Verärgerung des Großen Kaan.
»Ilkar, du solltest lieber …«, setzte er an.
»Ich muss erklären, was ich weiß«, fiel ihm Ilkar ins Wort.
»Dann weißt du sehr wenig!« Sha-Kaans Antwort erfüllte die Halle und dröhnte zwischen den mit Wandbehängen geschmückten Wänden. »Der Dämonenschirm öffnet den Arakhe einen Weg durch eure Dimension. Die Säule ragt aus ihrer Dimension durch den interdimensionalen Raum und erstreckt sich bis zu einer anderen, in die sie noch nicht eindringen kann. Der Himmel mag wissen, wo das ist. Der Schirm ist nicht auf Balaia beschränkt, und die Schwächung eurer Dimension verleiht ihnen größere Kräfte, als ihr euch vorstellen könnt. Die Essenz eurer Dimension strömt in den interdimensionalen Raum, wo sie sich satt trinken können. Sie haben die Macht, euren Rat zu überwältigen.«
»Du solltest ihm glauben«, warf Hirad ein, der spürte, dass Sha-Kaans Geduld zu Ende ging. »Ich habe keine Ahnung, was er meint, aber ich bin sicher, dass es stimmt.« Ilkar nickte, und nun ergriff Denser das Wort.
»Eine Frage, Sha-Kaan, wenn ich darf?«
Sha-Kaans Kopf fuhr herum, und der kalte Blick der blauen Augen schien Denser zu durchbohren.
»Ah«, sagte er, und Hirad spürte die Abscheu. »Da ist derjenige, der mir etwas gestohlen hat. Du kannst dich glücklich schätzen, dass ich darauf verzichtet habe, dir das Leben zu nehmen. Aber es heißt bei uns: Wenn der Himmel schwarz ist von den Flügeln deiner Feinde, dann kaust du sogar an verfaulten Grashalmen, um dein Feuer wach zu halten. Vergiss das nicht und stelle deine Frage, Dieb.«
Hirad sah sich zu Denser um, der kreidebleich geworden war. Doch der Magier zuckte nicht zusammen und wandte nicht den Blick ab.
»Dawnthief war unsere einzige Hoffnung zu überleben …«
»Stelle nicht meine Geduld auf die Probe, Dieb. Deine Gründe sind nicht wichtig. Die Tatsache, dass du mir etwas gestohlen hast, dagegen schon. Sprich.«
Hirad seufzte. Denser holte tief Luft.
»Ich wollte fragen, woher du so viel weißt und wie …«
»Wie ich so sicher sein kann? Einer meiner stärksten jungen Kaan ringt mit dem Tode, nachdem er den Arakhe an einem Ort begegnet ist, wo sie sich nicht hätten aufhalten dürfen. Sie haben ihn in seinem eigenen Fusionskorridor angefallen. Das hätte eigentlich unmöglich sein sollen.«
»Was können wir tun, Großer Kaan?« Hirad fürchtete sich vor der Antwort.
»Wir haben eine Chance, und dazu brauche ich eure menschliche Kraft und eure Magie. Und eure Seelen.«
»Wir sind der Köder«, murmelte der Unbekannte.
Sha-Kaan quittierte die Bemerkung des großen Mannes mit
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