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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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hilflosen Opfern den nahen Tod an.
    Da die Laternen zertreten oder von den fliehenden Wesmen mitgenommen worden waren, aktivierte Styliann eine Lichtkugel und betrachtete mit hochgezogenen Augenbrauen das Gemetzel, das er angeordnet hatte.
    »Ausgezeichnet«, sagte er. »Gibt es Verletzte?«
    »Zwei haben geringfügige Schnittwunden abbekommen, mein Lord«, meldete Cil. »Mehr ist nicht passiert.«
    »Ausgezeichnet«, sagte er noch einmal und nickte. »Und jetzt werft die Leichen über die Kante. Ich reite weiter, und ihr bleibt bei mir.«
    Wieder das fast unmerkliche Kopfnicken. Gleich darauf zerrten die Protektoren die Toten aus der Passage und warfen sie in den Abgrund. Styliann drängte sein nervöses Pferd weiter. Cil und fünf andere Protektoren, drei auf jeder Seite, begleiteten ihn. Ein paar Schritte weiter hielt er wieder an und stieg ab. Er klopfte sich den Staub von der Kleidung und setzte sich mit dem Rücken an die nördliche Wand des Passes. Die Lichtkugel beleuchtete den rauen Fels.
    Styliann war kaum zu beeindrucken, doch der Understone-Pass war auch für ihn ein außergewöhnlicher Ort. Der Durchgang war eine Kombination aus einzigartigen natürlichen Gegebenheiten und ungeheurer menschlicher Tatkraft. Der Pass war um des Profits und der Eroberung
willen gebaut worden, doch er war auch ein Klotz am Bein. Styliann kratzte sich unter dem linken Auge und zuckte mit den Achseln. Es geschah oft, dass etwas, das gut gemeint war, sich in etwas Böses verwandelte.
    »Und jetzt warten wir«, sagte er zu Cil. »Oder vielmehr, ihr wartet. Ich habe zu tun.« Er schloss die Augen. »Ich brauche eure Seelengefährten.«
     
    Im verblassenden Licht des Spätnachmittags machte Lord Tessaya einen Rundgang durch das gesicherte Understone. Allmählich wurde er nervös. Es war ein Tag voller Gegensätze gewesen.
    Die durch seinen Vogel übermittelte Botschaft hatte ihm die Stimmung verdorben, konnte aber nicht seine Pläne vereiteln. Die schnellen Reiter, die Riasu vom westlichen Ausgang des Passes geschickt hatte, wussten bemerkenswerte und unerwartete Dinge zu berichten, die sich als entscheidend erweisen konnten. Den xeteskianischen Erzmagier in die Hand zu bekommen, war eine verlockende Aussicht. Die schreckliche Streitmacht, die er bei sich hatte, spielte keine Rolle. Wenn man ihn isolieren konnte, dann konnte man seine Kämpfer ausschalten und schließlich vernichten. Styliann hatte freilich eine Forderung gestellt. Als Gegenleistung für seine schnelle Rückkehr in sein Kolleg wollte er Hilfe leisten. Sehr gut. Tessaya war gern bereit, alles zu versprechen und nichts zu halten. Besonders, wenn er es mit einem Magier zu tun hatte.
    Doch irgendetwas stimmte nicht. Seine anfängliche Begeisterung über Stylianns Naivität und dessen anscheinend übersteigertes Selbstwertgefühl hatte ihn verleitet, die Reiter sofort mit einer schriftlichen Einladung zurückzuschicken. Er hatte mit dem Gedanken gespielt, Styliann mit einer überwältigenden Streitmacht zu begegnen, doch er
hatte nicht den Wunsch, das Leben seiner Männer aufs Spiel zu setzen, wenn er mit etwas Geduld sein Ziel erreichen konnte, ohne auch nur einen Tropfen Wesmen-Blut zu vergießen.
    Aber jetzt, als der Tag sich dem Ende neigte und Tessaya seine Runde um den inzwischen verstärkten Palisadenzaun beendete, den Darrick vor einiger Zeit gebaut hatte, war der Wesmen-Lord beunruhigt. Auch eine weitere Runde durch die Garnisonsstadt konnte seine Unruhe nicht vertreiben.
    Nach seiner Berechnung sollte Styliann längst hier sein. Er hätte sogar schon vor einer Stunde eintreffen müssen. Und die Männer, die er in den Pass geschickt hatte, um Riasus Eskorte zu treffen und abzulösen, waren nicht zurückgekehrt, wie sie es hätten tun sollen, falls sie niemandem begegnet waren.
    Freilich gab es eine ganze Reihe guter Gründe für diese Verzögerungen. Ein Pferd, das ein Hufeisen verloren hatte, schlechte Organisation am westlichen Zugang, eine Ruhepause, die länger dauerte als erwartet, oder seine Männer hatten beschlossen, weiter in den Pass einzudringen, statt sofort Bericht zu erstatten. Vielleicht machte Styliann Schwierigkeiten auf dem Marsch, oder der Magier wollte sich vergewissern, dass seine Abmachung mit Tessaya auch wirklich eingehalten wurde, und hatte nachträglich noch weitere Garantien gefordert. Styliann.
    Tessaya blieb stehen und setzte sich auf einen flachen Stein, von dem aus er Understone überblicken konnte. Die untergehende Sonne legte

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