Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit
ihm vertrauten. So würden sie ihm weiter folgen, zurück zu den Bränden und den Schmerzen und dem üblen Geruch, der alles überdeckte. Sie würden jedoch auf einem anderen Weg gehen und dem brennenden Holz so gut wie möglich ausweichen. Dorthin, wo der Rudelbruder mit den seltsamen
Menschen hingelaufen war, deren Gesichter aus Holz bestanden und die dort, wo ihre Seelen sein sollten, nichts hatten. Er fürchtete diese Menschen. Sie waren leer.
Thraun stupste die Wölfe nacheinander mit der Schnauze an, drückte die Nase in ihr durchnässtes Fell und nahm ihnen nach und nach die Angst. Er würde bei ihnen bleiben. Er würde sie beschützen. Jetzt war die Zeit zu handeln. Doch sie waren widerwillig; sie kauerten in der Dunkelheit, und in ihren Augen stand die Angst. Er brauchte sie jetzt, denn sie mussten auch ihm Kraft geben.
Er wollte zu den Schrecken zurückkehren, doch sie wollten ihm nicht folgen. Er tappte zu ihnen zurück und blieb vor ihnen stehen, während sie noch mit hängenden Köpfen kauerten. Sie konnten nicht hier bleiben, das musste er ihnen irgendwie begreiflich machen. Ein Wolf versteckte sich nicht im Dunklen. Das Rudel jagte, das Rudel lief frei.
Er knurrte und verlangte, dass sie aufstanden. Er verlangte ihren Gehorsam. Er war der Leitwolf, und sie mussten ihm gehorchen. Langsam überwanden die Furcht und die Achtung vor ihm den Impuls, einfach vor dem zu fliehen, was außerhalb der dunklen Gasse lag. Mit hängenden Köpfen und schlotternden Läufen standen sie auf.
Das Rudel war bereit. Er führte sie aus der dunklen Ecke hinaus in den Feuerschein und in den Lärm. Wieder schlug ihm der Geruch des bösen Sturms in die Nase. Metall klirrte, und die Schreie der Menschen klangen laut in seinen Ohren.
Er heulte, um den Wölfen Kraft zu geben, lief ihnen voraus und suchte nach der Witterung des Rudelbruders. Thraun wusste, wohin er gelaufen war, und als sie sich wieder dem Ort näherten, wo das Land das Wasser traf,
war er sicher, dass sie ihn finden und die Schrecken, die das Rudel erlitten hatte, bald vergessen konnten.
Das Kampfgeschehen hatte sich verlagert. Am Wasser entlang brannten jetzt die Häuser der Menschen. Die Hitze strahlte aus, es knisterte in der Luft, und der Regen fiel als zischender Dampf. Er konnte den Rudelbruder nicht sehen und wusste nur, dass er dort irgendwo war. Was er sah, waren Beutetiere und die Menschen, die auf ihnen ritten.
Mit einem Bellen führte er das Rudel zum Angriff, er sprang und schlug einem Beutetier die Zähne in den Hals und spürte das warme Blut und die panischen Bewegungen, mit denen es ihn abschütteln wollte. Der Reiter schrie und schwang seine scharfe Waffe, die kurz stach, ehe sie von Thrauns undurchdringlicher Haut abprallte.
Thraun ließ den Hals der Beute los und sprang mit der gleichen Bewegung hoch, um den Menschen zu schnappen. Seine riesigen Pfoten prallten gegen dessen Brust und warfen ihn auf den Boden, wo das schwache Wesen hilflos um sich schlug, bis Thraun ihm die Kehle zerfetzte.
Das vermischte Blut schmeckte gut, doch es war nicht die Zeit, sich an der Beute satt zu fressen, und Menschenfleisch war sowieso nicht nach seinem Geschmack. Er hob den Kopf und sah das Rudel um ein anderes Beutetier stehen, das hochstieg und nach der leeren Luft schlug, während der Reiter Mühe hatte, nicht herunterzufallen. Einer umging es und biss das Tier in die Hinterbeine. Es brach zusammen und stieß einen lauten Schmerzensschrei aus. Der Reiter ging zu Boden und blieb hilflos liegen.
Als der Mensch getötet war, rief Thraun sie mit einem Bellen zu sich und suchte das nächste Ziel. Die Reiter hatten sie inzwischen bemerkt, und immer mehr drehten sich
um, versuchten die Wölfe abzuwehren. Hinter ihnen ging das Klirren und Rufen unvermindert weiter.
Thrauns Herz stockte einen Moment, als er einen Mann mit Dunst über der Seele bemerkte, der sie anstarrte. Der Mann hatte keine scharfen Umrisse, und das machte es nur noch schrecklicher. Thraun wollte losrennen, doch einer aus dem Rudel behinderte ihn. Er bellte, dass sie sich verteilen sollten, rannte zum Mann und sprang hoch, als Feuerkugeln aus der Hand des Mannes flogen. Sie zogen über Thrauns Kopf hinweg und schlugen hinter ihm ein. Er packte das ganze Gesicht des Mannes mit den Zähnen und zerfetzte ihm die Brust mit den Pfoten, während er hinter sich das schreckliche Kläffen und Winseln des Rudels hörte.
Er biss noch einmal zu, um den Mann zu töten, drehte sich um, rannte los und
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