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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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dicke Gemüsestücke in der Terrine schwimmen sehen.
    »Iss nur, mein liebes Kind«, sagte eine Al-Drechar. Lyanna tauchte eine Ecke Brot in die Suppe, pustete darauf und schob es sich vorsichtig in den Mund. Dann zog sie die Augenbrauen hoch.
    »Das schmeckt aber gut«, sagte sie.
    »Nun sei nicht so überrascht, Lyanna.« Erienne lachte. »Ich bin sicher, dass es hier auch gute Köche gibt.«
    »Das hoffe ich auch.« Etwas unbeholfen kämpfte sie mit dem Löffel. Eine Weile aßen sie schweigend ihre Suppe, die so köstlich schmeckte wie sie aussah und roch. Schließlich räusperte sich Ren’erei.
    »Ich glaube, es wird jetzt wirklich Zeit, dass wir uns vorstellen«, sagte sie. »Erienne, Lyanna, es ist mir eine Ehre und ein Vergnügen, euch mit den Al-Drechar bekannt zu machen.« Erienne lächelte, als sie das ehrfürchtige Leuchten in ihren Augen sah.
    »Rechts von mir und weiter um den Tisch herum seht
ihr Ephemere-Al-Ereama, Aviana-Al-Ysandi, Cleress-Al-Heth und Myriell-Al-Anathak.« Sie nickte den alten Frauen nacheinander zu.
    »Oh, Ren’erei, warum so förmlich?« Cleress-Al-Heth lachte. »Es macht uns so unnahbar, wenn du uns so vorstellst.« Die anderen Al-Drechar stimmten in ihr Lachen ein, und Ren’erei errötete. Um ihre Mundwinkel zuckte es. »Bitte, Erienne und Lyanna, wir sind Ephemere, Aviana, Cleress und Myriell, aber möglicherweise werdet ihr auch hören, dass wir uns mit vielen anderen Namen anreden, die ihr selbstverständlich ebenfalls benutzen dürft.«
    Erienne fühlte sich zum ersten Mal seit Tagen wieder geborgen. Die Ausstrahlung der Al-Drechar ließ ihre Sorgen ein wenig in den Hintergrund treten, auch wenn die magische Vitalität, die sie besaßen, nicht zu übersehen war. Auf einer Ebene waren sie allerdings nichts weiter als uralte Elfen, und das war ein beruhigender Gedanke.
    Sie beobachtete die alten Elfenfrauen, als die Suppe aufgegessen war, und ihr erster Eindruck war der, dass sie einander sehr ähnlich waren. Es war wohl unvermeidlich, dachte sie, dass sich gemeinsame Eigenarten entwickelten, dass man ähnliche Kleidung bevorzugte oder einander sogar physisch ähnlich wurde, wenn man so viele Jahre eng beisammen lebte. Was die Form der Nasen und des Mundes und die Farbe der Augen anging, so unterschieden sie sich immer noch recht deutlich voneinander, aber Lyanna würde vermutlich in den ersten Tagen Schwierigkeiten haben, sie auseinander zu halten.
    »Ich nehme an, ihr lebt schon lange hier zusammen?«, fragte sie.
    Cleress lächelte. »Sehr lange«, bestätigte sie. »Dreihundert Jahre, oder sogar etwas mehr.«

    »Was?« Erienne erschrak. Sie wusste, dass Elfen eine hohe Lebenserwartung hatten, aber dreihundert Jahre, das war außerordentlich. Nein, es war unmöglich.
    »Wir haben hier im Mana-Spektrum geforscht; wir haben uns am Leben gehalten und auf das Auftauchen eines Menschen gewartet, der den Weg weitergehen kann«, sagte Aviana. Sie lächelte wehmütig. »Wir waren schon etwas entmutigt.«
    »Wir lange wartet ihr denn schon?«
    »Dreihundertundelf Jahre. Seit der Geburt der Kleinen, Myriell und Septern«, erwiderte Aviana.
    Eigentlich war es nicht besonders überraschend, dass Septern ein Al-Drechar war, aber die Seltenheit der Nachfolger war in der Tat eine Überraschung. »Und seitdem hat es keine neuen Schüler mehr gegeben?«
    »Oh, es gab Einflüsterungen, und wir haben uns Hoffnungen gemacht und sind öfter enttäuscht worden, als du an Jahren zählst«, sagte Cleress. »Aber das wollen wir uns für später aufheben. Wie ich sehe, wird deine reizende Tochter müde, und wir müssen mit ihr sprechen, bevor sie einschläft. Es war ein langer Tag.«
    Erienne schaute zu Lyanna, die mit dem Rest ihrer Suppe spielte und ein Stück Brot auf der Oberfläche hin und her schob.
    »Lyanna, die Damen möchten mit dir sprechen. Ist das in Ordnung?«
    Lyanna nickte.
    »Bist du immer noch ängstlich, mein Liebes?«, fragte Erienne.
    »Etwas«, gab Lyanna zu. »Und ich bin müde.«
    »Ich weiß, Liebes. Wir müssen dich bald ins Bett stecken.« Erienne gab der Al-Drechar mit einem Nicken zu verstehen, dass sie sprechen konnte.

    »Lyanna?« Ephemeres leise Stimme ließ Lyanna den Kopf heben und die freundliche alte Al-Drechar ansehen. »Lyanna, willkommen in unserem Haus. Wir hoffen, dass du dich hier für eine kleine Weile auch zu Hause fühlen wirst. Willst du das?«
    Lyanna nickte. »Ja, aber nur, wenn Mami hier bleibt.«
    »Natürlich bleibe ich hier«, versprach

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