Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
weglassen. Im Grunde würde ich auf einem kleinen Objekt Runen anbringen, das dadurch die Energie in sich barg. Die nötige Energie wollte ich liefern. Zu gegebener Zeit würde das Objekt die Energie wieder freisetzen. Je nachdem, welche Runen ich benutzte, würde es mir möglich sein, die Art der Freisetzung zu bestimmen, also etwa Feuer, Licht und so weiter.
Zuerst versuchte ich es mit einem kleinen Holzklotz, den ich mit einfachen Runen beschriftete, um die Kraft festzuhalten. Darum herum brachte ich kreisförmig eine zweite Gruppe von Symbolen an. Sie sollten die Energie als Flammenexplosion freisetzen. Sobald ich so weit war, konzentrierte ich meine Willenskraft auf das Holz und schickte so viel Energie hinein, wie es aufnehmen konnte.
Glücklicherweise war ich so klug gewesen, das Experiment draußen durchzuführen und mich mit einem starken Schild zu schützen. Noch ehe ich die Hälfte der Energie hineingegeben hatte, die das Objekt meiner Ansicht nach aufnehmen konnte, flog es vor mir in die Luft. Mein Schild schützte mich vor den schlimmsten Auswirkungen, doch zwei Bäume in der Nähe verloren den größten Teil ihrer Blätter. Ich merkte mir vor, sie gelegentlich zu fällen. Das Holz konnten wir ohnehin brauchen.
Anschließend versuchte ich es noch einmal und hielt vorsichtshalber einen größeren Abstand ein. Aus sechs Schritt Entfernung war es anstrengender, das Holz aufzuladen, doch gelang es mir ohne große Schwierigkeiten. Der zweite Klotz explodierte ungefähr zur gleichen Zeit. Die Explosion war beeindruckend und warf mich trotz der Entfernung von den Beinen. Leider war ich damit immer noch sehr weit von meinem Ziel entfernt.
Beim dritten Test verwendete ich ein größeres Stück Holz, da die Größe des Objekts möglicherweise bestimmte, wie viel Energie es aufzunehmen vermochte. Es speicherte auch tatsächlich etwas mehr, ehe es explodierte, aber ich war immer noch nicht zufrieden. Schließlich kam ich darauf, ein anderes Material zu benutzen, und versuchte es mit einem faustgroßen Stein. Die Wucht warf mich in einen Baum und fegte sogar meinen Schild weg. Ein Steinsplitter riss mir einen hübschen Kratzer in die Wange. Ich werde hier nicht wiederholen, was ich daraufhin von mir gab, aber seit Cyhan mich mit seiner seemännischen Erfahrung inspiriert hatte, war ich nicht untätig geblieben.
Inzwischen hatten meine Erprobungen eine kleine Zuschauermenge angelockt, in der sich auch mein Vater befand. »Du hättest dich fast umgebracht.« Er klopfte mir auf den Rücken. »Wenn du so weitermachst, wirst du sicher bald Erfolg haben.«
»Danke, Vater«, antwortete ich verstimmt.
»Versuch es mal da unten am Hang. Da liegt ein großer Felsblock, hinter dem du dich verstecken kannst«, schlug er vor.
Ich hätte mir einen Tritt versetzen können, weil ich nicht selbst darauf gekommen war. »Gute Idee, aber dieses Ding tut immer noch nicht das, was ich will.« Ich erklärte ihm, was ich beabsichtigte. Er verstand zwar nichts von der Magie, war aber in anderer Hinsicht sehr bewandert, und so hoffte ich, er käme vielleicht auf eine bessere Idee. Meine Hoffnung trog mich nicht.
»Es scheint, als sei die Stärke des Materials oder vielleicht auch seine Dichte der Schlüssel«, überlegte er. »So oder so, etwas Stärkeres als Eisen wirst du hier jedenfalls nicht finden.«
»Ich will doch deinen Lagerbestand nicht vernichten«, antwortete ich.
»Nein … du könntest einen Teil der Schlacke nehmen, die bei der Herstellung der Anhänger angefallen ist. Bei mir liegen wahrscheinlich zwanzig oder dreißig Pfund herum, die nur darauf warten, wieder eingeschmolzen zu werden«, bot er an. Mit der Schlacke meinte er kleinere Stücke von geschmolzenem Eisen und Gekrätz, die bei Gussobjekten immer übrig blieben. Solange man es nicht wieder einschmolz, war das Material so gut wie nutzlos.
Nach kurzem Suchen fand ich ein Stück in der Größe einer Kinderfaust. Es war rissig und würde vermutlich beim ersten Hammerschlag zerbersten, aber zum Ausprobieren war es mir gerade recht. Dieses Mal entfernte ich mich sogar zehn Schritt weit und versteckte mich zusätzlich hinter dem Felsblock, auf den mich mein Vater hingewiesen hatte. Fast fünfzehn Minuten lang schickte ich Energie hinein, ohne irgendein Ergebnis zu erzielen. Inzwischen war es schon die doppelte Menge, die vorher für eine anständige Explosion ausgereicht hatte, und das Material hielt immer noch. Das kam mir gelegen, weil ich einen zweiten
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