Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
Wahrscheinlich war es nicht die klügste Idee, auf die ich je gekommen war, aber mein Gewissen ließ mir keinen anderen Ausweg. Ich ging nach unten, um mich auf den nächsten Morgen vorzubereiten.
Als wir eintrafen, verließ der gute Baron gerade sein Anwesen. Ich glaube, er war überrascht, mich zu sehen, was mir durchaus gelegen kam. Penny ritt rechts neben mir, während Mark links von mir auf seinem Zelter saß. Hinter uns folgten zehn Männer, die zur Miliz von Washbrook gehörten.
»Lord Cameron, ich hätte nicht erwartet, Euch heute zu sehen«, erklärte der Baron. Er ritt an der Spitze von mehr als dreißig Wächtern. Neben einer ungewöhnlich großen Zahl von Reservepferden führten sie auch beladene Packmaultiere mit. Anscheinend hatte er alle Tiere aus seinen Ställen geholt. Die Tatsache, dass ihm diese Tiere wichtiger waren als sein Volk trug nicht dazu bei, meine Laune zu verbessern.
»Ihr seht aus, als wolltet Ihr Euch auf eine Reise begeben, Mylord«, erwiderte ich höflich.
»Ich habe die Absicht, den Winter in der Hauptstadt zu verbringen. Ihr erwartet doch hoffentlich nicht, dass ich bleibe?« Höhnisch verzog er das Gesicht.
»Ich habe allerdings den Anstand von Euch erwartet, Eure Leute über den bevorstehenden Krieg zu unterrichten. Nur ein Feigling packt seine Sachen und läuft weg, ohne sein Volk zu warnen«, antwortete ich kalt. Offensichtlich hatte er nicht einmal sein Gefolge eingeweiht. Mehrere seiner Männer hörten mit weit aufgerissenen Augen zu.
»Hütet Eure Zunge, Lord Cameron, ehe ich an dem Anstoß nehme, was Ihr sagt. Die Angelegenheiten meiner Leute gehen Euch nichts an.« Er rutschte unbehaglich auf seinem Hengst hin und her, widerstand jedoch dem Drang, seine Männer anzusehen. Damit hätte er ja auch seine Angst eingeräumt.
»Wie ich sehe, besaßet Ihr nicht einmal die Höflichkeit, Eure Bewaffneten aufzuklären. Einige von ihnen haben sicherlich Familien. Fürchtet Ihr, sie könnten desertieren, wenn sie erfahren, dass Ihr die Frauen und Kinder dem sicheren Tod überlasst?« Ich hob die Stimme, damit es alle verstehen konnten, die zuhören wollten. Inzwischen waren mehrere Leute aus seinem Anwesen gekommen, um zu sehen, was hier draußen vor sich ging.
»Ich habe genug von deinen Beleidigungen, du Hundesohn!« Vor Wut war sein Gesicht rot angelaufen. »Macht sie nieder …« Ehe er den Befehl ganz ausgesprochen hatte, trieb Penny ihr Pferd an und fegte ihn mit der flachen Seite des Schwerts aus dem Sattel. Als er sich aufrichtete, zog er die eigene Klinge. »Wagst du es, einen Höherstehenden zu schlagen?«, kreischte er.
Eins musste ich ihm lassen, er mochte ein gemeiner Kerl sein, aber vor einem Kampf schreckte er nicht zurück. Penny sprang elegant vom Pferd und schritt auf ihn zu. Lord Arundel war offenbar ein geübter Schwertkämpfer, doch Penny war zu schnell für ihn. Sie wich dem ersten Hieb aus und griff blitzschnell zu, um ihm die Waffe zu entreißen. Ihr Faustschlag traf ihn mitten in das erschrockene Gesicht. Gleich darauf lag er auf dem Bauch im Dreck. Sie setzte ihm die Schwertschneide an den Hals, damit er unten blieb. »Wenn Ihr noch einmal das Wort ergreift, kann ich erheblich mehr tun als nur schlagen.«
Das alles war so schnell gegangen, dass sich bisher noch niemand gerührt hatte. Die Männer des Barons saßen mit offenen Mündern auf den Pferden, nachdem er so schnell entwaffnet worden war. Um ehrlich zu sein, auch ich war ein wenig überrascht. Penny war schon immer recht resolut gewesen, aber jetzt erschienen mir ihre Geschwindigkeit und Beweglichkeit geradezu erschreckend.
Ich gab mir allerdings Mühe, meine Überraschung nicht zu zeigen, als ich mich an die Wächter und die Einwohner wandte, die sich versammelt hatten. »Mein Name ist Mordecai Illeniel, ich bin der neue Graf di’Cameron. Ich bin gekommen, um euch die Neuigkeiten zu bringen, die euer Herr euch unklugerweise verschwiegen hat. Und ich biete euch die Möglichkeit, euch zu entscheiden.« Ich musste laut rufen, um mich allen Neugierigen verständlich zu machen. Beinahe fünfzig Menschen umringten uns jetzt. »Gododdin will im Frühjahr hier einmarschieren. Ich habe diese Neuigkeit eurem Baron gestern mitgeteilt. Offenbar versteckt er sich lieber mit seinem Besitz in der Hauptstadt, anstatt seine eigenen Leute zu beschützen.«
Die Zuschauer keuchten erschrocken, als sie dies hörten, und eine Menge getuschelter Unterhaltung setzte ein. Ich befürchtete schon, es könnte eine
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