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Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)

Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)

Titel: Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael G. Manning
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Nachtgott auslieferten, sollte der Bindungsgefährte dem Leben des Missetäters ein Ende setzen. Die Bindung war ein unauflöslicher Bund zwischen dem Magier und seinem Gefährten. Der Tod des einen zog unbedingt auch den Tod des anderen nach sich.
    Die Bindungsgefährten nannte man schließlich in der lycianischen Sprache »Anath’Meridum«. Sie stellten den letzten Schutzschild vor einem erneuten tragischen Fehler dar. Nach dieser Zeit entwickelten sich keine neuen Erzmagier mehr, und die großen Geschlechter schwanden dahin. Die Bindung bedeutete, dass jeder mächtige Magier mit doppelter Wahrscheinlichkeit einem Unfall oder einer Krankheit zum Opfer fiel, und sie waren trotz der legendären Kampfkraft der Anath’Meridum durch Meuchelmörder weitaus leichter zu treffen.
    Mir schwirrte der Kopf von den vielen Einzelheiten, die ich gerade erfahren hatte. Die Erschaffung der Anath’Meridum war also die Folge eines Vertrags? Es klang, als wären die Magier, die nach dem Großen Sturz noch lebten, politisch sehr in der Defensive gewesen. Noch wichtiger, es war deutlich, dass die Magier vorher lange Zeit gelebt hatten, ohne auf eine Bindung angewiesen zu sein, die sie vor dem Wahnsinn schützte. Mehr und mehr wurde mir bewusst, dass vor allem die Gefahr einer Wiederholung des Fehlers und die politischen Notwendigkeiten jener Zeit die Gründe für die Bindung darstellten.
    Außerdem fand ich den Begriff »Erzmagier« faszinierend. Davon hatte ich noch nie gehört, aber es klang, als wäre es gar nicht so schlecht, wenn man Stimmen hörte. Vor der Bindung hatte ich eine dieser Stimmen tatsächlich der Erde zugeordnet. Bedeutete dies nun, dass auch ich möglicherweise ein Erzmagier war? Wieder verfluchte ich die Tatsache, dass mein biologischer Vater nicht lange genug gelebt hatte, um mich ausreichend zu unterweisen. Ich hatte keine Ahnung, was es bedeutete, sollte ich einer sein. Bisher hatte ich ja noch nicht einmal richtig begriffen, was einen gewöhnlichen Magier ausmachte.
    Dann dachte ich über die Steinfrau nach. Sie hatte sich von den anderen Stimmen, die ich gehört hatte, unterschieden. Inzwischen vermutete ich, sie könnte die Erzmagierin aus dem Buch gewesen sein. »Moira Centyr …«, überlegte ich halblaut. Hätte ich nur den Namen ihres Geliebten gewusst. In dem Buch hieß es, er habe dem Haus Illeniel angehört, aber ich wusste nicht, ob er den gleichen Namen getragen hatte wie ich und ob sie tatsächlich meiner Steinfrau entsprach. Wenn sie wirklich eine historische Erzmagierin war, konnte ich mir kaum ausmalen, welches Wissen sie besaß, auch wenn sie Jahrhunderte in der Erde gelebt hatte.
    Ein Klopfen an der Tür riss mich in die Gegenwart zurück. Marc stand draußen. »Komm rein«, lud ich ihn ein. »Ich habe dich in den letzten ein oder zwei Tagen ja kaum gesehen.«
    »Nachdem ich in Arundel deine Botschaft überbracht hatte, fühlte ich mich berufen, die Kranken zu heilen«, erklärte er. »Dort waren einige, die während des Sommers Verletzungen erlitten hatten.«
    »Oh.« Etwas Besseres fiel mir dazu nicht ein.
    »Ich dachte, ich sollte dir lieber etwas berichten. Sheldon ist gestern Abend in ausgesprochen schlechter Laune zurückgekehrt. Du musst ihn wirklich sehr beeindruckt haben.«
    Ich lächelte bitter. »Das Gefühl beruhte auf Gegenseitigkeit. Was hat er denn gesagt?«
    »Der größte Teil davon ist nicht wichtig genug, um deine Zeit damit zu verschwenden. Er ist ja kein begnadeter Redner. Was einer einfallsreichen Beleidigung noch am nächsten kam, war ›Schweinefürst‹.« Marcus lächelte mich an, dann wurde er wieder ernster. »Wichtiger ist allerdings die Tatsache, dass er bereits Vorkehrungen trifft, um in der Hauptstadt zu überwintern.«
    »Geht er jetzt schon weg?« Ich war überrascht, dass er es so eilig hatte. »Was hat er seinen Leuten gesagt?«
    »Nichts. Es sieht beinahe nach einer gewöhnlichen Reise in die Hauptstadt aus, nur dass er alle seine Bewaffneten mitnimmt … und alles von Wert einpackt, was er besitzt.« Mein Freund schüttelte den Kopf. »Er lässt sie einfach zurück, Mort.«
    Meine ohnehin schon schlechte Meinung über den Baron erreichte einen neuen Tiefpunkt. Diese unerhörte Gleichgültigkeit, was das Schicksal seiner Leute betraf, reizte mich mehr, als ich es in Worte fassen konnte. »Ist er schon aufgebrochen?«
    »Als ich mich auf den Weg machte, war er noch da. Ich glaube, er will morgen abreisen.«
    In meinem Kopf nahm ein Plan Gestalt an.

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