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Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)

Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)

Titel: Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael G. Manning
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ändern.
    Ohne Schwierigkeiten erreichten wir die Speicherstadt. Hier waren die Straßen breit, damit die Fuhrwerke ausreichend Platz hatten, und die Gebäude waren groß. Die königlichen Lagerhäuser waren von einer Steinmauer umgeben und setzten sich so vom Rest des Viertels ab. Unsere Wagen hielten an, als wir das breite Eisentor vor dem Grundstück erreichten. Natürlich war es verschlossen und verriegelt. Als ich durch die Stäbe blickte, konnte ich in der Dunkelheit vier große Gebäude erkennen. Das war unser Ziel.
    »Was tut ihr Leute hier?«, rief jemand von drinnen heraus.
    »Tretet vom Tor zurück, es wird sich gleich öffnen«, erklärte ich dem Sprecher. Dann wiederholte ich es noch einmal für die Leute, die hinter mir standen.
    »Verschwindet von hier! Ihr werdet alle verhaftet, wenn ihr versucht, dem König etwas zu stehlen!« Wer es auch sein mochte, es klang ängstlich. Wahrscheinlich hätte ich auch Angst bekommen, wenn ich als Nachtwächter unversehens eine Meute von unbekannter Größe vor mir gehabt hätte. Ich antwortete dem Mann nicht, sondern gab die Energie frei, die ich festgehalten hatte, und bündelte sie durch meinen Stab. Die Torflügel dröhnten wie eine Glocke, als sie durch die Kraft meiner Magie auseinandergerissen und nach innen gepresst wurden. Einer flog herum und prallte von innen gegen die Wand, der andere wurde ganz und gar aus den Angeln gerissen.
    Die Männer hinter mir jubelten, und die Wagen rollten hinein. »Wenn ihr drinnen Wächter findet, dann lasst sie gehen. Wir sind nicht hier, um zu kämpfen!«, rief ich den Männern zu. An diesem Punkt sorgte ich mich eher um die paar Bewaffneten drinnen als um meine eigenen Leute. Hoffentlich waren die Bewacher so vernünftig, wegzulaufen oder sich zu verstecken.
    Rose war abgestiegen und stand jetzt bei uns. »Bist du sicher, dass dies klug ist? Sie werden die Stadtwache holen.«
    »Sie brauchen eine größere Truppe, um uns aufzuhalten, und um die aufzustellen, benötigen sie Zeit. Wir müssten fort sein, ehe sie uns wirklich etwas entgegenwerfen können. Die Wächter zu jagen, wäre dagegen gefährlich und kostet auch noch Zeit. Wahrscheinlich würden in dem Durcheinander sogar einige sterben. Mit dieser Bürde möchte ich mich nicht belasten«, antwortete ich. Im trüben Licht entdeckte ich eine Männergestalt am Boden. Das musste einer der Torwächter sein.
    Eilig ging ich hinüber und untersuchte ihn, schließlich atmete ich jedoch tief durch. Der Mann war mindestens Ende sechzig. Der Kopf war nur noch durch einen blutigen Fetzen aus Haut und Knochen mit dem Rumpf verbunden. Mein einziger Trost war, dass er vermutlich nicht gelitten hatte. Schuldgefühle und Selbsthass erfüllten mich. Ich hatte jemandem den Großvater genommen. Der Mann war ganz und gar ohne eigenes Verschulden gestorben. Wie viele Menschen würden ihn morgen betrauern?
    Rose kam an meine Seite. »Wir sollten ihn auf den Wagen legen.«
    »Warum?«, fragte ich, sobald ich mich wieder unter Kontrolle hatte.
    »Wenn sie seinen Leichnam finden, verschlimmert das nur unsere Situation«, erwiderte sie ruhig.
    Penny starrte sie an. »Wie kannst du nur so gefühllos sein?«
    Falls die Bemerkung Rose getroffen hatte, ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken. »Wir sind im Krieg. Nichts darf Mordecai dabei stören, Gododdin aufzuhalten, damit wir den Krieg gewinnen. Etwas wie dies könnte das bisschen guten Willen untergraben, den das Volk von Albamarl uns gegenüber noch zeigt.«
    Da zerbrach etwas in mir. »Ich führe keinen Krieg gegen diese Menschen, und ich werde den Toten nicht mitnehmen, um mein Verbrechen zu vertuschen. Wie würden sich seine Angehörigen fühlen? Sie würden nie erfahren, was aus ihm geworden ist und könnten nicht einmal richtig trauern, da sie ja nicht wüssten, ob er lebt oder tot ist.« Ich beugte mich vor und untersuchte seine Uniform. Das Tuch war alt und verschlissen, nachdem er es viele Jahre getragen und immer wieder gewaschen hatte. Auf der linken Seite war sein Name eingestickt: »Jonathan Tucker«. Ich war sicher, dass ich ihn nie vergessen würde. Ein weiteres Verbrechen, das ich nicht mehr wiedergutmachen konnte.
    Während ich noch über dem getöteten Wächter brütete, fuhren bereits die Wagen herein. Joe hatte eine große Brechstange mitgebracht, mit der sie im Handumdrehen die Türen der Gebäude öffneten. Die Männer eilten hin und her und beluden die Wagen mit allem, was sie bewegen konnten. Große Holzkisten und

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