Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
verwundeten Herzog, um ihn mit großer Kraft quer über den Hof zu schleppen. Die anderen hatten mich inzwischen erreicht und warteten drinnen auf mich, damit wir fliehen konnten. Ich rannte zurück und half dem Mann, James in Sicherheit zu bringen.
Ehe ich ihn erreichte, schlugen weitere Pfeile ein. Wegen des Helms konnte ich das Gesicht des Mannes nicht erkennen, doch ich wunderte mich über seine Körperkraft. Trotz des Pfeils, der inzwischen in seiner Schulter steckte, zog er den Herzog weiter, als besäße er kein Gewicht. Ich packte James an den Füßen, und dann rannten wir zur Tür. Die Pfeile prasselten auf uns ein, einige prallten gegen meinen Schild. Erst mit Verspätung fiel mir ein, ihn auch auf James und seinen unbekannten Retter auszudehnen. Ich war so müde, dass ich selbst dies kaum noch schaffte.
Sobald wir drinnen waren, halfen uns mehrere Hände, ihn in den Kreis zu ziehen. Ein Dutzend Soldaten rannten auf uns zu. Sie würden uns erreichen, ehe ich den Kreis aktivieren konnte. » Pyrren ni’Tragen! «, schrie ich. Feuer und Tod explodierten im Hof. Die Männer, die uns angriffen, verbrannten auf der Stelle, und selbst einige, die weiter zurück an der Mauer standen, wurden umgeworfen. Die Flammen fanden neue Nahrung, und der einsame Baum im Hof brannte lichterloh. Wie es schien, griff der Brand auch auf das Haus des Herzogs über.
Ich hatte mich von meiner Wut hinreißen lassen. Ich lief hinaus und starrte schockiert an, was ich getan hatte, und empfand Verzweiflung, weil ich so viele Menschen getötet hatte. Eine Hand auf der Schulter brachte mich zur Besinnung. »Sohn, wir müssen gehen. Zeit zur Reue haben wir später noch genug.« Das war die Stimme meines Vaters.
Überrascht blickte ich den Mann an, der den Herzog zusammen mit mir über den Hof geschleppt hatte. Als ich den Bart unter dem Visier bemerkte, erkannte ich ihn endlich. Er zupfte mich am Arm, und wir gingen wieder hinein. Auf einmal aber zuckte er und stieß einen seltsamen Schrei aus, gerade als wir fliehen wollten.
Entsetzt sah ich, dass ein zweiter Pfeil zwischen seinen Schulterblättern steckte. Ich hatte den Schild um ihn fallen lassen, als ich nach draußen gegangen war … nun verfluchte ich meine eigene Dummheit. Ich packte ihn, bevor er stürzen konnte, und hielt ihn mühsam aufrecht, während wir zum Kreis taumelten. Dort kämpfte ich meine Erschöpfung nieder und brachte uns alle zum letzten Mal nach Washbrook.
Die Wartenden begrüßten uns mit Jubelrufen, doch die Freude währte nicht lange. James war schwer verwundet, und mein Vater … ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, sobald ich an ihn dachte. Sanft ließ ich ihn auf den Boden gleiten und rief den Leuten in der Nähe zu, sie sollten uns in Ruhe lassen. Wegen der Pfeile im Rücken musste ich ihn auf die Seite legen.
Penny stieß einen erschrockenen Schrei aus, als sie erkannte, wen ich da hielt. »Mein Gott! Es ist Royce!«
Fieberhaft dachte ich nach. Ich musste mich konzentrieren, die Sinne auf den sterbenden Körper meines Vaters richten und den Schaden einschätzen. Irgendjemand schrie mir etwas ins Ohr, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Mir riss der Geduldsfaden, als meine Konzentration auf diese Weise gestört wurde, und ich schrie: »Penny! Halt die Leute ab, damit ich in Ruhe arbeiten kann!« Rasch blickte ich in die Runde und funkelte die Gaffer an. »Wenn mich noch einmal jemand stört, wird er nicht lange genug leben, um es zu bereuen«, knirschte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
Ich begann wieder von vorne und brauchte dieses Mal erheblich länger, um mein inneres Gleichgewicht zu finden. Es fiel mir schwer, mein Herz zu beruhigen und den Zorn zu unterdrücken, der in mir kochte. Nach einer viel zu langen Minute war ich dann so weit und untersuchte die Verletzungen meines Vaters. Was ich dort fand, war entsetzlich. Der erste Pfeil steckte im Schulterblatt. Ich ging sofort weiter, denn der zweite Pfeil hatte einen wesentlich größeren Schaden angerichtet.
Dieser Schaft hatte sich zwischen Schulterblatt und Wirbelsäule in den Körper gebohrt, die Spitze steckte direkt neben dem Herzen. Die linke Lunge war durchbohrt, sogar der Herzmuskel war bereits leicht verletzt. Eine der Adern, die das Herz versorgten, blutete stark. Die Verletzung war für mein inneres Auge entsetzlich. Die Lungen oder das Blutgefäß konnte ich nicht heilen, solange ich nicht den Pfeil entfernt hatte, und dazu blieben mir höchstens einige Minuten. Er
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