Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
Seele, denn ich wusste, dass ich nichts tun konnte, um es zu verhindern.
Sie setzte sich mir gegenüber auf den Boden und strich ihm die Haare aus dem Gesicht. Ihre Blicke begegneten sich, wie es schon tausendmal geschehen war, und übermittelten Gefühle, die mir verborgen blieben.
»Es ist gut, Liebster, alles wird gut« sagte sie zu ihm. Er wollte noch antworten, doch seine Stimme versagte. »Mordecai wird sich um uns kümmern, keine Sorge. Ich weiß, dass du mich liebst. Entspanne dich, du musst dich jetzt ausruhen.«
Ihre Worte berührten mich, worauf ich weinte wie ein Kind, hemmungslos und unkontrolliert. Es war der Kummer eines Mannes, der weiß, dass er nie mehr nach Hause zurückkehren kann. Mein Leben veränderte sich, und die Sicherheit und Geborgenheit, die mir mein Vater geschenkt hatte, würde mir nun bald genommen sein. Inmitten einer Menge von Freunden und geliebten Menschen fühlte ich mich so einsam wie noch nie zuvor.
Mein Vater brauchte viel Zeit, um zu sterben. Er war viel stärker gewesen, als ich es mir je ausgemalt hatte, und sein Körper rang noch um Atem, als er schon lange das Bewusstsein verloren hatte. Die Schmerzen, ihn dabei zu beobachten, waren einfach zu groß. Am Ende hielt ich sanft sein Herz an, um ihn zu erlösen. Dann saß ich nur da und starrte betäubt und müde ins Leere.
Nach einer Weile führte mich Penny in unsere Gemächer. Unterwegs sprachen mich Menschen an und drückten ihr Mitgefühl über meinen Verlust aus, doch ich hörte kaum hin. Endlich fiel ich ins Bett und sank in einen tiefen Schlaf, der von Trauer und unausgesprochenen Worten erfüllt war.
Die Woche, die darauf folgte, war grau und öde. Marc kehrte am nächsten Morgen zurück und heilte dank der Hilfe der Göttin die Verletzten, die noch lebten, darunter auch seinen eigenen Vater. Ich ging ihm mehrere Tage aus dem Weg, weil mein Kummer zu groß war und ich ihm irgendwie die Schuld daran gab, dass er nicht da gewesen war, als mein Vater ihn gebraucht hätte. Das verstärkte nur noch meinen Zorn auf die Götter.
Auf der Beerdigung sprach ich über meine Erinnerungen, erinnerte mich danach aber nicht mehr an das, was ich gesagt hatte. Es war, als hätte die Leere in meinem Herzen alle Gedanken getilgt. Dann machte ich mich fieberhaft an die Herstellung weiterer Eisenbomben und trieb mich bis zur Erschöpfung an, um die Dämonen zu verscheuchen, die mich heimsuchten.
Royce’ Idee half mir jetzt sehr. Indem ich den haltenden Spruch mit einem Schutzspruch kombinierte, um die Hitze einzufangen, konnte ich mehrere Stücke Eisen mit erheblich geringerem eigenem Aufwand aufladen. Ich entwickelte eine gewisse Routine, und bald war die Zeit, die ich brauchte, um die Verzauberung einzurichten und die Verbindung herzustellen, meine einzige Grenze. Normalerweise konnte ich fünfzehn Stück oder mehr in einer Stunde herrichten.
Eine Woche nach der Beerdigung kam Angus zu mir. Er hatte Schwierigkeiten mit dem Damm. Ich dagegen hatte vor allem Schwierigkeiten, mit anderen Menschen zu sprechen, aber unsere Probleme warteten natürlich nicht ab, bis mein Kummer verflogen war. »Ich muss mich mit Euch über das Fundament unterhalten«, begann er.
Da ich gerade dabei war, neue Eisenbomben zu laden, störte Angus mich sehr. »Wenn Ihr mehr Männer oder Material benötigt, wendet Euch an Joe. Er besorgt Euch, was wir brauchen«, fertigte ich ihn unwirsch ab. Seit unserer unglücklichen Flucht aus Albamarl waren unsere Reihen noch einmal um zweihundert Menschen angewachsen. Jetzt hatten wir genügend Arbeitskräfte für den Dammbau und die Errichtung neuer provisorischer Unterkünfte für den Winter. Es sah auch nicht so aus, als sollten die Vorräte zu einem Problem werden; wir hatten aus dem Lagerhaus des Königs weitaus mehr geholt, als wir brauchten, und sogar viel mehr, als er uns gestohlen hatte.
Angus seufzte. »Es geht nicht um die Zahl der Arbeitskräfte, sondern um ein grundlegendes Problem mit dem Fundament. Wir können den Bau nicht so fortführen, wie Ihr es wollt. Das Fundament ist unzureichend. Es wird nicht bis zum Frühling halten, wenn wir allein auf dem aufbauen, was dort ist.«
Ich war gereizt. Seit seiner Ankunft hatte ich von Angus immer wieder Bemerkungen über alles Mögliche gehört, was wir nicht tun konnten. Ihn trieb der gleiche Perfektionismus, der aus meinem Vater einen so geschickten Schmied gemacht hatte. Royce war jedoch bereit gewesen, sich zu überlegen, was vielleicht doch möglich
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