Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
vor ihm schwand das Lebenslicht des sterbenden Mannes dahin.
Marc öffnete die Hand und legte sie auf die Wunde. Die Kraft strömte durch ihn hindurch, die Blutung hörte auf, und die Wunde schloss sich. Nicht einmal eine Narbe blieb zurück. Der liegende Mann beobachtete ihn jetzt mit weit aufgerissenen Augen, als starrte er einen Engel an. »Du hast mich geheilt«, sagte er und berührte seinen unversehrten Bauch.
»Dich hat die Gnade des Abendsterns geheilt«, sprach Marc. »Ihre Gnade hat dir das Leben gerettet. Vergiss das nicht und lege in deinen Gedanken und Taten Zeugnis von ihr ab.« Dann stand er auf und sah sich um. Inzwischen hatte sich eine Menschenmenge gesammelt, und die Neugierigen murmelten erstaunt miteinander. »Die Göttin hat diesen Mann gesegnet, und sie wird uns alle segnen, wenn wir es nur zulassen«, fuhr er fort. Da er die Blicke all dieser Leute nicht mehr ertragen konnte, drängte er sich durch die Menge und lief zum Stadthaus seines Vaters.
Zuerst musst du meinen Tempel aufsuchen und dich dort meinen Priestern zeigen. Sie sollen meine Worte hören und dich in ihre Reihen aufnehmen. Die Göttin hatte direkt in seinem Kopf gesprochen. »Ja, Lady«, antwortete er, kehrte um und ging zum Tempel der Millicenth. Nun hatte er, was seine Zukunft anging, keinerlei Zweifel mehr.
Am nächsten Morgen wachte ich früh auf. Ich hatte so tief geschlafen wie seit Wochen nicht mehr und fühlte mich zur Abwechslung einmal frisch und ausgeruht. Penny lag neben mir und schnorchelte leise … ausnahmsweise. Ich beobachtete sie einige Minuten und bewunderte ihre Schönheit. So ganz begriff ich immer noch nicht, was sie in mir sehen mochte, aber ich hoffte, ihre Sehschärfe würde sich nie verbessern. Dann erinnerte ich mich an ihr Versprechen vom vergangenen Abend und beschloss, zu erkunden, ob es immer noch auf dem Programm stand.
Ich schob mich an sie heran und küsste sie leicht auf den Hals, während meine Hände … nun ja, es soll reichen, wenn ich sage, dass sie viel unterwegs waren. Ich wollte sie so weit bringen, dass sie sich mir nicht mehr verweigern konnte, wenn sie endlich erwachte. Und es schien zu glücken. Als sie die Augen öffnete, küsste ich sie und hoffte, mit dem Kuss den Handel zu besiegeln. Zunächst spielte sie auch mit, denn deutlich spürte ich ihre Erregung. Aber dann stieß sie mich zurück.
»Oh, diese schmutzigen Tricks!«, rief sie und befreite sich aus dem Bettzeug.
»Du kannst es einem Mann doch nicht vorwerfen, dass er es versucht.« Trotz ihrer Willensstärke war ich in guter Stimmung. Keuchte sie? Vielleicht hatte ich mir das auch nur eingebildet.
»Wenn du so weitermachst, schlafen wir bis zur Hochzeit in getrennten Betten«, gab sie zurück. Ich war ziemlich sicher, dass sie es nicht ernst meinte.
»Du hast mich gestern Abend überlistet. Das war auch nicht gerade fair.« Ich lächelte sie an.
»Was nicht fair ist … das ist die Tatsache, dass du dich vor meinen Augen zu Tode schindest.«
Damit hatte sie vielleicht nicht ganz unrecht, aber bei dieser Gelegenheit fielen mir meine Pläne wieder ein. »Oh richtig! Wo ist dein Kettenhemd? Das behandle ich zuerst, aber dann muss ich nachsehen, wie Vater mit den Gussformen vorankommt.«
»Was für Gussformen?«
Da ich ihr noch nicht von unserem Vorhaben erzählt hatte, weihte ich sie jetzt ein. Die Idee gefiel ihr, und sie willigte ein, mich zur Schmiede zu begleiten, damit mein Vater ihren Anhänger für die Gussformen verwenden konnte. Ihre einzige Bedingung war, dass ich frühstücken musste, ehe ich begann. Offenbar glaubte sie, ich würde verhungern, wenn ich nicht unter ihren Augen aß.
Während wir frühstückten, kam Dorian herein. Er war müde. »Habt ihr noch etwas mehr davon?« Er deutete auf mein Essen.
»Klar.« Penny stand auf und deckte einen Teller für ihn.
»Du siehst entsetzlich aus«, sagte ich.
»Ungefähr so wie du gestern Abend, also werde bloß nicht zu vorlaut«, erwiderte er. »Ich habe die ganze Nacht damit verbracht, deine Ungeheuer zu suchen.«
»Das war sehr freundlich von dir. Ich habe so gut geschlafen wie seit Tagen nicht mehr.« Ich gab mir große Mühe, mich dankbar zu zeigen. Er aß mit uns, und dann beschäftigte ich mich mit Pennys Kettenhemd. Sie ging voraus und brachte meinem Vater den Anhänger, ehe sie sich mit dem Architekten traf.
»Was willst du den Einwohnern erzählen?«, fragte Dorian. Ich hatte gerade die Arbeit am Kettenhemd vollendet und wollte zur
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