Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
Rückzug.
Ringsherum schlugen Pfeile ein, einige trafen auch meinen Schild, richteten jedoch keinen Schaden an. Es gab nicht viel, was sie tun konnten, um mich aufzuhalten. Ein böses Lachen stieg in mir empor, als ich die Feinde zu Dutzenden tötete. Ich bemerkte kaum das purpurne Glühen, als die Heiligen in den Reihen der Feinde eingriffen.
Penelope Illeniel beobachtete die Krieger, die in ihre Richtung strömten, als die Wehranlage in Trümmer ging. Sie hatte nur Augen für einen einzelnen Mann, der wie ein Irrer auf einem Erdhügel stand und Feuer und Tod aussandte, um die Feinde zu begrüßen. Du Idiot! , dachte sie. Ich habe dir doch gesagt, du sollst dich bedeckt halten. Sie wollte schon zu ihm rennen und ihn herabziehen, als blitzartig eine neue Vision über sie kam.
Wie gebannt stand sie da und konnte sich nicht bewegen, während ihre Gabe ihr die Zukunft zeigte. Das Bild entsprach dem vorherigen, doch nun erkannte sie einen neuen Weg und eine Entscheidungsmöglichkeit, wo vorher nichts als das unausweichliche Schicksal gedroht hatte. Es war ein Weg, der zu einem ganz anderen Abschluss führen würde. Ohne jedes Zögern entschied sie sich, blinzelte, nahm die Szene in sich auf und rannte auf Mordecai zu. Ich muss mich beeilen! , dachte sie. Jemand legte ihr eine Hand auf den Arm und hielt sie fest.
»Du läufst in die falsche Richtung!«, schrie Cyhan sie an. Sein Griff war unglaublich stark, zumal sie jetzt nicht mehr über die Kräfte der Bindung verfügte.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein! Ich muss ihm etwas sagen! Lass mich los!« Sie wehrte sich gegen den Griff des großen Mannes. Dabei erwiderte sie seinen Blick, und als er sie ansah, war ihm das Entsetzen deutlich anzumerken.
»Deine Augen!«, sagte er. »Was hast du getan?«
»Was ich tun musste!«, schrie sie ihn an. Mit einem Ruck entzog sie sich und wich zurück, um zu Mordecai zu eilen.
Cyhan hatte schon das Schwert gezogen, in seinen Augen lag ein gefährlicher Glanz. »Du hast deinen Eid gebrochen, Mädchen.« Er machte einen Schritt auf sie zu und schlug mit dem Schwert nach ihrem Kopf.
Penelopes alte Waffe war zerstört, aber sie hatte eine neue Klinge und wehrte seinen Hieb ab. Natürlich besaß sie nicht mehr die Kraft und Geschwindigkeit, die ihr die Bindung verliehen hatte, doch alles, was sie über den Schwertkampf hatte lernen können, wusste sie noch. »Was tust du da?«, fragte sie.
»Was du selbst hättest tun sollen«, antwortete Cyhan tonlos. Wieder schlug er zu und fegte ihre eilig aufgebaute Abwehr beinahe vollständig weg. Ehe sie sich wieder fangen konnte, trat er blitzschnell zu und brachte sie aus dem Gleichgewicht. Dann sprang er an ihr vorbei und rannte auf den ahnungslosen Mordecai zu, der ihr den Rücken zukehrte.
Mit der Kraft der Verzweiflung streckte sich Penny und erwischte Cyhan am Fußgelenk. Er stolperte und stürzte. Im gleichen Moment zog sie sich hoch und versetzte ihm einen Tritt in die Nieren. Der Veteran keuchte und wand sich, um einen schlecht gezielten Schlag auf ihr Kinn loszulassen. Wie eine Irre warf sie sich auf ihn und kämpfte mit aller Kraft, die sie noch besaß.
Sekunden später war der Kampf vorbei. Der große Krieger packte sie an den Haaren und drosch ihr eine Faust in den Bauch. Sie krümmte sich vor Schmerzen, als die Luft aus ihren Lungen entwich. Während sie noch um Atem rang, richtete er sich wieder auf und spuckte aus. »Ich dachte, du wärst klüger.« Er wollte noch einmal zuschlagen, hielt aber abrupt inne, als er hinter sich eine Stimme hörte.
»Auf wessen Seite stehst du?«, fragte Dorian. Kalte Wut sprach aus seinen Worten.
»Aus dem Weg, Thornbear. Euer Magier hat die Grenze überschritten«, warnte ihn Cyhan. Flammen loderten empor, eine Explosion in der Nähe untermalte seine Worte.
Cyhan schlug sofort zu, als Dorians Augen abirrten. Das Schwert kam herum und sollte den jüngeren Mann treffen, ehe dieser sich überhaupt verteidigen konnte. Doch der erfahrene Krieger hatte nicht mit der Wendigkeit seines Gegners gerechnet. Dorian wich zur Seite aus und brachte die eigene Klinge ins Spiel. Der Stahl blitzte, als die beiden Männer erbittert kämpften.
Penny richtete sich auf und wollte zu Mordecai hinüberlaufen. Dabei behielt sie das tödliche Schauspiel in der Umgebung genau im Auge. Für den ungeübten Beobachter mochten die beiden Krieger einander ebenbürtig sein. Cyhan verfügte über eine große Geschicklichkeit und Anmut, die er sich durch lebenslanges
Weitere Kostenlose Bücher