Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
Die Göttin ließ den Blick über die Menge und die mächtigsten Männer und Frauen im Königreich schweifen. »Devon Tremont suchte Macht durch Magie zu gewinnen. Er ging einen Pakt mit einem Nachtgott ein und brachte an jenem Tag die Kinder des Mal’goroth nach Lancaster. Sie hatten die Absicht, jeden Bewohner zu töten.« Bedauernd heftete sie nun den Blick auf Lord Tremont. »Dein Kummer hat dich geblendet, Andrew Tremont. Dein jüngerer Sohn tötete den Bruder, und du wolltest es nicht sehen. Sein Tod ist das Ergebnis seiner eigenen Machtgier gewesen. Wäre er nicht gestorben, dann wärest du sein nächstes Opfer geworden.«
Bisher hatte ich noch nie Lord Tremonts Vornamen gehört. Erschüttert schlug er die Hände vor das Gesicht. Die Göttin trat zu ihm, die Menge zog sich ehrfürchtig vor ihr zurück. Sie legte ihm die Hand auf den Kopf, denn er war niedergekniet. »Erhebe dich, Andrew, denn du hast nichts Falsches getan, außer dich von deiner Liebe blenden zu lassen.«
Sein Gesicht war feucht vor Tränen. Er stand auf und konnte es nicht ertragen, ihren Blick zu erwidern. Sie drehte sich um und kehrte in die Mitte des Raumes zurück. Ich dachte schon, sie wollte vorbeigehen, doch dann blieb sie vor mir stehen. Ich spürte die Macht, die von ihr ausstrahlte, mich umschloss und einen Zugang in mein Inneres suchte. Ohne nachzudenken, verstärkte ich meinen Schild. Das Licht flackerte um mich herum.
Sie wirkte einen kleinen Moment lang gereizt, dann lächelte sie. »Kind des Illeniel, wie ich sehe, verweigerst du dich mir nach wie vor. Warum bist du noch ungebunden, wenn du dich nicht meiner Führung unterwirfst?«
»Lady, ich habe denjenigen, der sich mit mir verbinden soll, noch nicht ausgewählt«, antwortete ich. Der Schweiß stand mir auf der Stirn, weil es so anstrengend war, ihrer Macht zu trotzen.
»Du solltest dich rasch entscheiden, denn die Nachtgötter sind nicht so geduldig wie ich. Während du zauderst, riskierst du die Zerstörung deiner Welt.« Sie streckte die Hand zu mir aus, und der Druck nahm zu. Blitze zuckten und knisterten vor meinem Schild, wo sie ihn berührte. Die Anstrengung war fast unerträglich.
Der Zorn verlieh mir neue Kräfte. »Genug! Wenn du dich mir aufzwingen willst, bist du nicht besser als die Nachtgötter, von denen du sprichst!« Mein Schild flackerte rot, dann zog sie sich zurück. Der Druck ließ schlagartig nach.
»Sterblicher, du solltest deine Zunge hüten. Es wird die Zeit kommen, da du meine Hilfe brauchst, damit du nicht verlierst, was dir am teuersten ist.« Sie lächelte mich an, doch ich sah eher das Grinsen eines Raubtiers auf ihrem Gesicht. Abermals wandte sie sich an die Versammlung. »Ich werde euch beobachten. Dies ist nicht die Zeit für Zwietracht. Das Volk von Lothion muss einig sein, denn sonst sind wir alle verloren.« Dann verschwand sie von einem Moment auf den anderen, und wir sahen nur noch den bewusstlosen Marc vor uns. Er sackte auf dem Boden in sich zusammen, ehe ich ihn auffangen konnte.
Nachdem sie verschwunden war, herrschte eine Minute lang tiefe Stille im Raum. Ihr plötzliches Erscheinen hatte alle Zuschauer verstummen lassen. Schließlich ergriff König Edward das Wort. »Gerichtsherr, wie lautet nun Eure Entscheidung?«
»Ich entscheide für Lancaster. Die Anklage ist unbegründet«, antwortete er sofort.
Ich hätte jubeln können, dazu fehlte mir jedoch die Kraft. Wäre nicht noch die Angelegenheit meines Treueides gewesen, ich wäre sofort hinausgelaufen. König Edward war so freundlich, mir den Eid ohne großes Getue und weitere Umschweife abzunehmen. Während der restlichen Amtshandlungen blieb es still im Raum, und sobald alles erledigt war, strömten die Menschen rasch hinaus.
James und Genevieve nahmen Marc mit. Ein Diener half James, ihn in die Kutsche des Herzogs zu tragen, die bereits draußen wartete. Es dauerte nicht lange, bis Penny und ich allein waren.
Keiner von uns wusste, was er sagen sollte, deshalb nahm ich einfach nur ihre Hand, und wir kehrten schweigend in meine Gemächer zurück.
Das Schweigen zwischen uns dehnte sich noch, als wir im Zimmer waren. Wir setzten uns auf das Sofa und starrten zur Veranda hinaus. »Du siehst sehr hübsch aus«, sagte ich schließlich. Das Kleid, das sie trug, kannte ich zwar noch nicht, aber es passte großartig.
»Danke.« Penelope blickte mich forschend an und nahm sicherlich hundert Einzelheiten gleichzeitig wahr. »Ich habe gehört, was dir der König gesagt
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