Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
hat.«
»Was denn?«, hätte ich beinahe gefragt, aber ich war so vernünftig, den Mund zu halten. Ich wusste genau, was sie meinte, und es half auch nicht, dass uns soeben eine Göttin nachdrücklich daran erinnert hatte. »Wie hast du davon erfahren?«
»Durch Rose. Sie ist gestern Abend bei den Lancasters gewesen.« Jetzt verstand ich es … sie war zu Rose Hightower gegangen. Wohin auch sonst? In dem schlanken Körper einer Frau besaß Rose einen überragenden Verstand. Offensichtlich hatte sie, nicht lange nachdem Penny bei ihr erschienen war, Erkundigungen eingezogen.
»Hast du ihr gesagt, warum du sie aufgesucht hast?«, fragte ich.
»Nein. Ich wollte erst, aber dann konnte ich nicht. Wie hätte ich erklären können, dass ich dich verlassen habe, weil du sterben wirst? Das kam mir selbstsüchtig vor.«
»Dann hast du deine Meinung also geändert?« Furcht mischte sich in meine neu erwachte Hoffnung. Wenn sie bei mir blieb, würde sie doch wieder nur verletzt werden.
»In gewisser Weise … Rose hat mir berichtet, dass der König dir befohlen hat, jemanden als deinen Anath’Meridum auszuwählen.«
»Ich habe mich noch nicht entschieden«, klärte ich sie auf.
»Anscheinend warten jetzt sogar die Götter auf deine Entscheidung.«
»Darüber mache ich mir auch gerade Gedanken. Auf einmal will mich alle Welt dazu drängen.«
Penny sah mich ernst an. »Deshalb musst du dir keine Sorgen mehr machen. Darum bin ich doch auch wieder hier. Ich werde nicht zulassen, dass jemand anders diese Bindung mit dir eingeht.«
»Was? Auf keinen Fall! Du weißt doch, was das bedeutet, oder? Was passiert, wenn ich sterbe? Hat sich deine Vision seit gestern verändert?« Ich war unwillkürlich aufgesprungen und funkelte sie von oben an.
Völlig gelassen erwiderte sie meinen Blick. »Ja. Ich werde mit dir sterben. Das löst alle unsere Probleme.«
»Es löst überhaupt nichts. Eine solche Bindung lasse ich nicht zu«, erklärte ich.
»Dann wird man dich zum Tode verurteilen«, stellte sie einfach fest. »Und es würde mich nicht wundern, wenn auch noch eine Menge unschuldiger Leute bei dem Versuch sterben werden, dich zu beschützen. Dir bleibt gar nichts anderes übrig.« Aus ihren Worten sprachen eine unerhörte Entschlossenheit und ein gewisser stiller Wahnsinn. Eben der Wahnsinn einer Frau, die sich dazu entschlossen hat, mit ihrem Liebsten in den Tod zu gehen.
»Ich habe viele Möglichkeiten. Zumindest könnte ich mir jemand anders suchen. Ich bin sicher, Dorian würde diese Aufgabe übernehmen.« Mir gefiel nicht, was ich in ihrer Miene sah, und natürlich entfachten meine Worte einen Großbrand.
»Nein, das wirst du nicht tun, wenn ich dir überhaupt etwas bedeute. Mordecai Eldridge, du hast keine Ahnung, wozu ich fähig bin. Glaubst du, es war leicht, kaltblütig einen Priester zu ermorden? Und das ist nur die Spitze des Eisbergs!« Jetzt knurrte sie sogar. Unwillkürlich wich ich vor ihr zurück. Aufrecht vor der Göttin zu stehen, war mir leichter gefallen, als mit dieser zornigen Frau umzugehen. »Wenn du dich für jemand anders entscheidest, werde ich dafür sorgen, dass du an jedem Tag, der dir noch bleibt, inbrünstig wünschst, du wärst schon tot! Außerdem werde ich mich ohnehin selbst töten, wenn du stirbst. Hast du das verstanden?«
»Na schön!«, rief ich zurück. »Meinetwegen!« In Wahrheit hatte ich nicht die Absicht, mich darauf einzulassen. Es war freilich einfacher, jetzt zu lügen und die Dinge später in die richtigen Bahnen zu lenken. Penny war allerdings sehr geschickt darin, meine Lügen aufzudecken, weshalb ich mich bemühte, sie auf eine andere Fährte zu locken. »Du willst mit mir sterben? Kein Problem, aber wenn wir beide sowieso in einem halben Jahr sterben sollen, dann will ich vom Rest meines Lebens noch etwas haben.« Damit fasste ich sie an den Schultern, zog sie an mich und pflanzte ihr einen stürmischen Kuss auf die staunend halb geöffneten Lippen.
Mein Plan glückte besser als erhofft. Was als abgenötigter Kuss begann, verwandelte sich rasch in eine innige Umarmung, da sie meine Leidenschaft erwiderte. Einige Minuten später fragte ich mich, was für eine Tigerin ich da am Schwanz gepackt hatte. Zehnfach gab sie mir zurück, was ich ihr schenkte, und die Wildheit ihrer Liebe hätte manch schwächeren Mann bis ins Mark erschüttert. Glücklicherweise bin ich kein so schwacher Mann. Hätte ich in dieser Hinsicht jemals Zweifel gehabt, an diesem Tag hätte sie mich
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